Saturday, November 4

Abgeflogen















Ich träume im Traum. Das was mir gerade passiert, hat nichts mit mir zu tun. Ich sehe von außen zu. Warum ist diese Regina da unterwegs? Warum sitzt sie im Flieger und hat Kopfschmerzen? Wo will sie hin? Das einzige, was sie weiß ist wo sie herkommt.
Und dann komme ich wieder ins Spiel und fasse die Realität an. Ich spüre auf einmal so viel Vertrautheit und sehr viel Abschiedsschmerz. Ich bin schon so lange unterwegs und weiß nicht wann ich ankomme. Ich fühle mich orientierungslos, mein Gleichgewicht ist weg. Hier bin ich wieder ich. Und dann bin ich wieder nicht mehr ich. Ich sehe weiter zu, wie die andere Regina dahin schwebt fernab jeglicher Realität.

Es hat sich eingebrannt, nein besser, sie haben sich eingebrannt. Die Bilder des Abschieds von meinen Liebsten in Güstrow. Ich hatte es lange geahnt, dass es so schmerzvoll wird und es dennoch unterschätzt. Während ich versucht habe, das "Auf Wiedersehen" in Etappen zu organisieren, konnte ich auf einmal ganz ruhig die letzte Nacht bei meinen Eltern verbringen und gut schlafen. Keine Unruhe, keine Sorge, kein Schmerz, keine Tränen.

Und dann war der Samstagmorgen mit aller Macht gekommen. Die Worte konnten nur undeutlich formuliert werden, denn die Tränen haben den Sinn verschluckt. Ich habe mich zusammen gerissen bis ich nicht mehr ich selber war. Es tat und tut mir so unendlich leid, meinen Eltern und meiner Sister dies anzutun. Und da ist es wieder: das schlechte Gewissen. Ich weiß was dieser Abschied für meine Familie bedeutet und weiß deshalb, dass es ihnen vorkommen muss, als ob ein Teil des Herzens messerscharf und bei lebendigem Leibe raus geschnitten wird. Es wird nicht mehr heilen können. Ihre vielen Tränen, zitternden Lippen und roten Augen haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Und alles was mir in diesem Moment blieb war meine Stärke, sie zu trösten und ihnen zu sagen, dass ich im März wieder da bin (wenn auch nur ein paar Wochen). Doch Trost half nicht, den Schmerz zu verbannen, also schwieg ich ab einem gewissen Zeitpunkt und drückte meine eigenen Gefühle weit nach hinten. Ob mir diese Maske stand? Ich denke nicht. Es konnte mir nicht gelingen, meine Traurigkeit meinen Liebsten zu zeigen, aus Sorge, dass sie dann noch mehr weinen werden.

Nun sitze ich im Flieger nach Perth. Habe bereits in Dubai meine Runde gedreht und versuche ab und an im Flieger zu schlafen. Mir wird bewusst, dass ich mich mechanisch bewege und meine Empfindungen unfassbar für mich sind. Ich kann, selbst wenn ich mich anstrenge, nicht benennen, was in meinem Inneren passiert.

No comments: