Friday, December 12

Snow

Nein, kein Schnee in Perth. Aber die Sehnsucht nach Schnee ist nun geweckt, wo ich doch heute Abend in den Flieger steige und hoffen darf, auf etwas Winterlichkeit in Deutschland.

Gestern Abend besuchten wir unsere Freunde aus England, die eine Tochter Namens Hermione haben. Sie ist 3,5 Jahre alt und lag schon, eine niedliche Gute Nacht Geschichte sehend, im Bett. Es ging um die vier Jahreszeiten und plötzlich sagte sie, sie würde gerne Schnee haben. Leider musste ich ihr erklären, dass es hier keinen Schnee gibt. Mein Versprechen ihr zumindest ein Bild vom Schnee mitzubringen, wenn ich zurück bin, möchte ich natürlich sehr gerne einlösen.

Unvorstellbar, wieviele hier in Australien noch niemals Schnee gesehen haben. Hermione hat es möglicherweise irgendwo in ihrem noch so jungen Langzeitgedächtnis abgespeichert, denn sie lebt ja auch erst knappe 2,5 Jahre hier in Perth. Wer weiß das schon, ob sie sich an so etwas erinnert.

Ich würde so gerne in der Stille des Schnees, die sanft alle Geräusche um einen herum dämpft, spazieren gehen und ich kann noch sehr gut diese Empfindung abrufen. Eine Auffrischung wäre dennoch hilfreich.

Hier beginnt der Sommer und die hohen Temperaturen gewinnen täglich überhand. Das ungewöhnliche Wetter in den letzten Wochen weckt die Sehnsucht nach kontinuierlicher Wärme. So unterschiedlich kann das sein. Mir macht es nichts aus, die nächsten drei Wochen in diesem tristen Wetter in Deutschland zu sein. Ich habe ja das ganze Jahr über schönes Wetter. Ist auch mal gut, so einen extremen Wechsel zu haben, um die Dinge hier wieder etwas mehr zu schätzen.

Eine der großen Mining Firmen hat gestern 14.000 Arbeiter entlassen. Da wird gar nicht so lange gezögert wie wir das kennen. Man ist hier ganz schnell am Abgrund, zumindest an der Grenze daran landen. Gruselig. Den Schneeballeffekt dieser Entlassung und weiter folgenden muss ich nicht erklären. Was jedoch interessant ist, dass die Meldung nicht ausgeschlachtet wird. Sie erscheint auf den Internetseiten der news nicht als DIE Topmeldung. Das ist in Deutschland doch ganz anders. Da springt mir seit Wochen das Wort "Finanzkrise" täglich ins Gesicht.

Thursday, November 20

A Quantum of Solace

Des einen Glück ist des anderen Leid. Wie oft trifft dieser Spruch genau einige unserer Lebenssituationen?

Seit August habe ich mit dem ständigen Begleiter DRUCK jeden Tag, jede Minute und jede Nacht geteilt. Seit dem bekannt gegeben wurde, dass mein Arbeitgeber zwei unbefristete Vollzeitstellen anbietet. Mein Vertrag geht nur bis Ende des Jahres und die drei weiterer Kolleginnen auch. Kein Wunder, dass wir uns darauf gestürzt haben und uns für diesen heiß begehrten Job beworben haben.

Von August bis November war dann immer nur die Rede von den Ausschreibungen und das Gerücht, dass eine dieser Stellen mit einem Mann besetzt werden soll. Wir vier Frauen wußten, was auf uns zu kommt. Nur eine wird diese Stelle bekommen.

Im November endlich die Ausschreibung, auf die sich dann nicht vier von uns beworben haben sondern nur drei inclusive meinerselbst. Die Uni ist eine riesen Maschineri und hat damit auch einen Bewerbungsprozess installiert, der weit über das normale Maß hinaus geht.

Zunächst erst einmal die schriftliche Bewerbung, die ein Anschreiben, einen Lebenslauf und Auswahlkriterien enthalten muss. Die Auswahlkriterien sind 14 Punkte, zu denen jeder Bewerber was schreiben sollte und das möglichst so klar und beweisnah wie möglich. 20 Seiten sind es letztendlich bei mir geworden. Eine kleine Hausarbeit. Sonst nichts.

Bis zum letzten Moment habe ich geschrieben wie ein Weltmeister. Es dreimal gegen lesen lassen und drei Tage vor Bewerbungsende abgegeben. Fertig. Und dann warten.

3 Tage später nach dem offiziellen Bewerbungsende gab es die Einladung zum Interview. Wir drei Mädels bekamen einen Chance in 30 Minuten einem sich aus 5 Personen zusammen gesetzten Gremium zu stellen und alle Fragen bestmöglichst zu beantworten. Das Interview hat in der Entscheidung den entscheidenen Anteil.

Die Einladung kam drei Tage vor dem Interview. Das Wochenende dazwischen habe ich gegrübelt, was die wohl alles fragen und meine Bewerbungsunterlagen zigmal durch gelesen.

Die emotionale Hintergrundbelastung läßt sich kaum beschreiben. Eine Mitbewerberin war immerhin meine Supervisorin für die ersten 6 Monate, die ich am Anfang da war. Sie hat den gleichen Service zuvor an einer anderen Uni geleitet. Ein eloquente und sehr erfahrene Frau. Sie ist Deutsche. Wie ich. Sie ist seit 18 Jahren in Australien und muss sich, wie alle, diesem Verfahren stellen, wenn sie bleiben will. Wir simulieren das worst case scenario, immer dann wenn wir uns sehen. Wir drei sprechen seit Oktober von nichts anderem mehr. Und mit jedem Tag stieg die Angst, die Stelle nicht zu bekommen. Die Kollegen sind ratlos und meiden eher dieses unangenehme Thema.

Mit uns haben sich 14 weitere Personen von außerhalb beworben. Doch nur wir drei sind schlussendlich interviewt worden. Das haben wir dann aber auch erst wirklich am Tag der Gespräche begriffen. Und damit hieß es dann, das zwei von uns einen Job bekommen. Denn männliche Bewerber gab es ja nicht!

Ein Botschaft erreichte uns kurz vor dem Drama. Es würde für das nächste Jahr eine Teilzeitstelle befristet werden. Und damit waren wir sicher, dass wir alle drei bleiben. Wenn auch einer eben nicht diese Festanstellung bekommt. Ein schwacher Trost. Wir rätselten, ob wir dieses Angebot annehmen würden. Für eine feste unbefristete Stelle nicht gut genug, aber für eine befristete Teilzeitstelle dann doch. Ein müßiges Unterfangen. Wir alle spielen eine Karte.

Aufgeregt wie lange nicht habe ich die letzten beiden Tage vor dem Interview unansprechbar in meinem Zuhause verbracht. Froh, wenn Thomas nicht da war und keiner anrief, um Glück zu wünschen etc.

Der Morgen des Geschehens. In aller Ruhe wache ich auf. Ich habe Urlaub genommen. Und habe noch Zeit, mich in Ruhe fertig zu machen, ein bißchen zu meditieren und mich einzustimmen. Und plötzlich finde ich mich auf dem Campus wieder. Der Countdown läuft und jeder Schritt vom Parkplatz bringt mich eine Sekunde näher.

Ich sitze im Warteraum und warte darauf, dass ich abgeholt werde. 5 Minuten später blicke ich die Augen von fünf wichtigen Leuten, die über mein kleines Dasein und Schicksal entscheiden sollen. Absurd.

In einer wirklich sehr professionell gestalteten Atmosphäre mit acht gestellten Fragen habe ich mich plötzlich absolut ruhig und entspannt gefüllt. Jede Antwort brachte mich dem Ende dieser 30 Minuten näher. So schnell wie es begann, war es dann auch wieder vorüber.

Zwei Stunden danach habe ich überlegt, was ich alles nicht gesagt habe und dass ich mich definitv unter Wert verkauft habe. Egal, ich beschließe aufzuhören. Das Rauschen der Wellen am Strand hat dankbar alle meine Sorgen aufgenommen und weg gespült. Jetzt konnte ich nichts mehr tun.
Außer warten.

Schon am selben Nachmittag schickte mir eine meiner Referenzpersonen ihre Referenz. Das Gremium hat alle vier von meinen Referenzen angeschrieben und um einen Report zu 5 oder 6 Fragen gebeten.

Mittwoch, kurz vor dem Mittag. Mein Chef kommt. Er sieht ernst und auch müde aus. Er schließt die Tür und bittet mich zu setzen. Und dann sagt er mir, dass ich die Stelle habe. Er bittet mich noch um Stillschweigen, denn die anderen beiden wissen noch nichts. Und er sagt mir auch nicht, wer es nicht gemacht hat. Ich frage auch nicht danach.

4 Stunden später fällt die Bürotür meiner lieben und wertgeschätzten Kollegin zu. Und da wusste ich, dass sie den Job nicht hat. 1 Minute später kam eine Mail von ihr und sie gratulierte zur Stelle und machte klar, dass sie jetzt niemanden sehen will.

Als ihre Tür kurz vor ihrem Feierabend angelehnt war, bin ich rein und habe sie umarmt. Was kann man mehr tun und sagen, dass es einem leid tun. Eine unmögliche emotional belastende Situation. Sie hat Tränen in den Augen. Bis hierher glaube ich immer noch, dass sie wenigsten den Teilzeitjob bekommt.

Ihre Worte treffen hart und sind schockierend. Dieses Stelle wurde mal eben so an einen ehemaligen männlichen Kollegen vergeben. Damit war klar, dass sie ab 20. Dezember arbeitslos ist und nicht mehr meine Kollegin sein wird.

Wie kann ich mich freuen, wenn ich weiß, dass sie leidet? Ich versuche, dass nicht zu vermischen. Und dennoch ist es eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal machen muss. Und es ist noch lange nicht zu Ende.
YES
I
can
!!!!

Wednesday, November 5

Zwei Jahre Australien

Ich habe sie voll gemacht mit meiner Anwesenheit. Es kommt mir länger vor, sicher bedingt durch die vielen Umschwünge, Ereignisse, intensiven Erlebnisse, den Alltag, die täglichen Herausforderungen, das Umgehen mit dem Wissen der Ferne von der Heimat und meiner Familie.

Sie waren alle, fast alle!, da. Thomas Bruder und Familie zu Beginn des Jahres. Meine Eltern in der Mitte, als die Natur im Umschwung war und sich langsam den Frühling näherte. Thomas Eltern, als alles in Blüte stand. Wie haben eine wundervolle Zeit miteinander verbracht. Und wir haben uns gefreut, über das Interessiertsein unserer Liebsten an unserem Leben hier. Wir schätzen, dass sie sich die Mühe gemacht und lange strapaziöse Flüge auf sich genommen haben. Nur, um wenigstens einmal hier zu sein.

Ich befinde mich mitten im Bewerbungsprozess für meine neue alte Stelle. Wieder einmal entdecke ich den Zwang, alles perfekt zu machen. Ich will diesen Job und keine Kompromisse mehr. In knapp vier Wochen werde ich sehen, ob das gereicht hat.

Unsere Tomaten im Garten werden langsam rot und wachsen. Der Rasen hat seine grüne Farbe fast wieder erlangt, nach dem vielen Regen. Der See in der Nähe ist immer noch voll. Und die Elstern treiben bis auf Weiteres ihr Unwesen. Die Abende sind länger hell, denn wir haben die Zeit umgestellt.

In Amerika gibt es eine kleine Revolution. Ein Farbiger wird Präsident. Die Welt ist in Aufruhr und treibt Menschen in noch tiefere finanzielle Sorgen.

Das einzig verlässliche ist die Zeit. Sie geht immer noch genauso schnell oder langsam und hält ihren Rhythmus. Sie ist die einzige Quelle, die kontinuierlich Struktur gibt, ohne das wir uns darum auch noch sorgen müssten.

Down South

im Süden von Perth, ca. 300 km entfernt. Es war mal wieder so weit. Das Anaconda Race war auf Thomas' plan und ich habe das genutzt, um mein Zweijähriges gebührend zu genießen.

Ich höre noch Thomas' Anruf vor zwei Jahren und seine Begeisterung klingt mir heute in den Ohren, so als ob es gerade geschehen ist. Seine Aufregung, seine Begeisterung - vom Race und von dieser herrlichen Gegend, die auch bald meine neue Heimat sein sollte.

Geschichte - meine ganz persönliche - schreibe ich jeden Tag. Manchmal kleben Erinnerungen fest in meinen Gedanken, ohne das ich sie aufschreiben muss. Und manchmal kreiere ich meinen Alltag, meinen ganz besonderen. Jeder Tag ist ein Geschenk, dass ich nicht mehr auspacke, weil ich daran gewöhnt bin. Aber wenn ich es dann doch mal hin und wieder zelebriere, dann freue ich mich wie ein Kind und kann nicht aufhören, zu erleben.

So geschehen an diesem wunderbaren Wochenende im Süden, dass nicht nur ein tolles Teamevent geboten und mir einen kräftigen Sonnenbrand bescherrt hat, sondern auch meine Augen hat nicht abwenden lassen vom Meer. Keine Wellenschäume am Horizont, die täuschten und das Hirn in die Irre führten. Nein Wirklichkeit - pur. Wale in Sicht. Sie ziehen in den Norden, in die wärmeren Gewässer und machen Pause in dieser wundervollen Bucht, genannt Geographe Bay. Herrliche Strände, wechselndes Wetter, wenig Menschen, außer am Renntag, reine Luft und ein Wind aus Zauber.

Sie jumpen aus dem Wasser und tümmeln sich. Die Wale haben Spaß, oder sie jagen oder paaren sich. Wer weiß das schon aus dieser Ferne. Dennoch nicht zu weit, um sie in ihren vollen massiven Wucht ins Wasser oder aus dem Wasser springen zu sehen. Ich kann meinen Blick nicht abwenden und ich vergesse, dass meine Haut eine Gänsehaut hat von dem kühleren Wind herum. Es macht alles nichts, denn die Natur belohnt meinen Blick. Meine Sinne sind geschärft, ich sitze und genieße, ich wandere und entdecke am Wegesrand eine Schlange. Zum ersten Mal so dicht, dass man Acht geben muss, um nicht Opfer eines Bisses zu werden. Dann aber doch so mutig, um nahe genug heran zu gehen, um auch das als Beweis australischer Natur zu fotografieren.

Es überkommt mich eine innere Freude, Freude auf unseren bevorstehenden Besuch an Weihnachten. Gedanken an die Familie sind jetzt ganz present und natürlich der Wunsch, sie genau Jetzt hier zu haben und sie teil haben zu lassen.

Anaconda Race über Stock und Stein










Auf Wanderschaft




Sugar loaf and snake





So weit der Blick reicht







Wale ohne Ende







Whale watching





Sunday, October 5

Wildlife

Sonntag im Carine Park. Das Leben ist zurück gekehrt. In die Bäume, in die Seen, in den Himmel. Überall zwitschert , gurrt, krabbelt und blüht es. Der Frühling ist gekommen. Es duftet und kribbelt in der Nase. Es grünt und frohlockt in die Natur. Sogar die Schildkröten wagen sich auf einen Stamm und strecken ihren Panzer der Sonne entgegen. Oder der lachende Hans, der tapfer seine Beute im Schnabel hält und es in der Sonne trocknen lässt. Der Schmeetterling lässt sich schwer ausmachen und die Bienen sitzen in den Blüten. Papageien können endlich ihre Farben in voller Pracht des so herrlichen Lichts erscheinen lassen. Ameisen wuseln wie die Verrückten auf dem Boden rum und suchen Orientierung. Die Schlangen scheinen noch im Winterschlaf zu sein. Für sie ist es wohl immer noch zu kalt.










Resultat

Ich habe das Angebot abgelehnt.

Saturday, September 27

Zwischen Schein und Sein

Eine Nacht überschlafen und schon spielt die Psyche Spielchen. Gestern also habe ich mich bei einer anderen Firma vorgestellt. Ein Jobinterview wie es hier heißt. Ein interessanter Vortrag bei der Mediationskonferenz, eine sehr ansprechende Internetseite, sehr umfangreiche Serviceleistungen und ein Jobangebot. Diese Firma ist ein sogenannter EAP Provider, der diverse Firmen und ihre Mitarbeiter per psychologischer Beratung, Kurzzeittherapie, Mediation, Organisationsentwicklung und Krisenintervention anbietet. All das, was ich gerne mache und mittlerweile im englischsprachigen Raum Erfahrungen über mittlerweile 15 Monate gesammelt habe. Das Jobangebot war eine gute Gelegenheit, mal meinen Lebenslauf auf Trap zu bringen und zu jedem einzelnen Anforderungskriterium meine bisherigen Erfahrungen ausführlicher darzustellen. Am Ende sind es beinahe 20 Seiten, die da zusammen kommen. Nur eine Nacht hat es gedauert, bis mich der Anruf und die Einladung zum Vorstellungsgespräch erreichte. Das alles ist eine Woche her und hat mich diese letzte Woche ordentlich zwischen Aufregung und Anspannung hin und her geschüttelt. Dann endlich war es soweit und hat eine Stunde gedauert.

Thursday, September 25

Haifischbecken

Die Haie kreisten um den strandenen Wal und sorgten für Aufregung in Perth. Ein Grund mehr, den Wal so schnell wie möglich zu "entsorgen", damit wir bald wieder in den Ozean steigen können, um uns abzukühlen und den Wellen mutig entgegen zu schwimmen. Gruselig die Vorstellung, dass Haie einen äußerst empfindsamen Geruchssinn haben, der sie wahrscheinlich die nächsten Zeit immer wieder in Strandnähe irren läßt.

Ich tauche morgen in ein ganz anderes Haifischbecken und das, ohne dabei naß zu werden. Es bewegt sich was am Horizont und mein Mut ist geweckt. Morgen gehe ich baden und hoffe, dass meine Schwimmfähigkeiten mich so lange wie möglich über Wasser halten und die Wellen nicht allzu hoch werden. Meine innere Aufregung hält sich im Moment noch in Grenzen und morgen um diese Zeit, so weiß ich doch, sitze ich schon wieder hier draußen in geschützter und mittlerweile vertrauter Umgebung. Kleine Ereignisse im Leben haben manchmal Übermacht. Aber nur, weil ich es zu lasse. Also akzeptiere ich, dass meine Aufregung steigt und mein Begleiter dieser Nacht und des morgigen Tages sein wird.

Weiß ich doch, dass ich überlebe. Schließlich begegne ich keinem echten Hai und schwimme nicht im Meer mit dem Wissen um ihres Scharfsinns.

Die Auflösung kommt morgen. Na dann, eine schöne Zeit, die so schnell verrinnen wird, wie sie gekommen ist.

Sunday, September 21

Wal gestrandet




Freunde von uns erzählten gestern, wie der Wal auf einem LKW abtransportiert wurde. Da das Urgetüm nicht drauf gepasst hat, ist mal eben die Schwanzflosse abgesägt worden. Nun werden Haie demnächst wieder ihren Geruchssinn an die Strände hier folgen.


Sunday, August 24

Familienurlaub

Noch vor 4 Monaten hätte ich Stein und Bein geschworen, dass mein Vater nicht nach Perth kommen würde. Wie heißt es doch so schön, man sollte niemals „nie“ sagen. Und es hat sich wieder mal bewahrheitet. Dank der Überzeugungskraft meiner Schwester und der ausgehenden Gegenargumente meines Vaters konnte ich meine Familie Mama, Papa und Sister vor mehr als zwei Wochen am Flughafen in Perth abholen. Sie in die Arme nehmen, in die Augen sehen und sie herzlich willkommen heißen. Was für eine innere Aufregung, wunderschön und unbeschreiblich.

Wir haben beinahe zwei ganze Wochen miteinander verbracht. Ich hatte mir frei genommen und werde das im Januar nacharbeiten. Wäre es zu schade gewesen, wenn ich jeden Tag hätte arbeiten müssen.

Unser erster gemeinsamer Urlaub, den wir jemals gemacht haben (mal abgesehen von vielleicht ein paar kleinen Wochenendfahrten). Das ist uns hier erstmals bewusst geworden.

Sonne, Meer, Temperaturen zwischen 19 und 25 Grad, nur ein Tag ein wenig Regen. Wir sind wirklich belohnt worden und haben rund um die Uhr Zeit miteinander verbracht. Eine Zeit, die intensiver nicht hätte sein können, eine Zeit, die wir lange nicht mehr zusammen gehabt haben, eine Zeit voller wundervoller Erlebnisse und Genüsse.

Der Abschied war schwer. Sehr schwer! Ich habe mehr Tränen vergossen, als vor zwei Jahren beim großen Abschied. Ich fühle mich leer, ab und an kommen die Gefühle und sie machen manchen Moment schwer und sehr traurig.

Eine Kollegin sagte, dass ich die Erinnerungen jederzeit abrufen kann und damit immer wieder einen Moment voller Glück sein kann. Und das kann ich wieder und wieder machen. Zum Glück gibt es Erinnerungen.

Tuesday, July 22

Alte Bäume verpflanzt man nicht
















































Und sie tun es doch. So geschehen am anderen Ende der Welt. Obwohl, was heißt das schon: am anderen Ende der Welt. Bekanntlich ist die Erde rund, da gibt es keinen wirklichen Anfang und kein wirkliches Ende. Oder?

3200 Kilometer hat er sich bewegen lassen, auf einem 25 Meter langen Sattelschlepper von den Kimberleys im Norden Westaustraliens nach Perth in den Kings Park. Eine Attraktion, die seine Zuschauer hat und gebührlich zelebriert wird.

750 Jahre ist der Baum alt, ein so genannter boab tree, der umgepflanzt wurde. Mal eben so? Nein, natürlich nicht. Denn ein Highway wird im Norden ausgebaut und tatsächlich stand dieser Baum im Weg. Auf meine Frage an Thomas, warum man den HW nicht einfach drum herum baut, bekomme ich die Antwort, dass das wohl zuviel kosten würde.

Wir sehen in den Abendnachrichten einen wunderschön ausgeschwungenen Baum mit voller Krone und einer Pracht, die uns schon am Fernseher staunen lässt. Wie um Himmels Willen soll der so weit transportiert werden? Noch am Abend zuvor philosophieren wir mit Freunden, dass der Baum ein unglaubliches Wurzelgeflect haben muss. So tümmeln wir uns in unserem Halbwissen und sind ein wenig angesteckt von der Euphorie. Übereinstimmend schlussfolgerten wir, dass die wohl vorher erstmal so eine Art Röntgenaufnahme gemacht haben müssen, um zu sehen, wie tief und wie breit die Wurzeln ausgeschlagen sind.

Ein 130 Tonnen Kran brachte am Sonntag den 14 Meter hohen Baum in die richtige Lage, um ihn in die 3 Meter tiefe Grube herunter zu lassen. Thomas und ich kommen gerade rechtzeitig. Sie sind noch am Tun und die Redner reichen sich das Mikrofon nacheinander in die Hand. Zwischendurch tümmeln sich Aboriginis in Fell eingehüllt und einen Helm tragend. Sicher wegen der Unfallgefahr. Ein komischer Anblick.

Menschen haben die Straßen gesäumt, als der Baum wahrscheinlich auf seine größte und einzige Reise gegangen ist. Nun hat er einen neuen Standort und einen wunderschönen Blick auf den Swan River vom Botanischen Garten im Kings Park aus. Da würde ich auch gerne stehen und der Dinge harren, die so kommen. Nichts kann man mir anhaben. Weder Sonne, noch Wind oder Sturm. Regen will ich, wenn ich Durst habe. Ansonsten ruhen.

Die veranstaltete Rauchzeremonie der Nyoongar people hieß den Baum willkommen. Nun steht er neben 14 anderen Boabs und hat die Gesellschaft von weiteren 3000 anderen Pflanzen. Die Gija people (Aboriginis aus dem Norden) haben den Baum verabschiedet. Das Feuer bzw. der Rauch soll das Zuhause und das Zusammensein beweihräuchern.

Die Tradition besagt, dass man dort ein Feuer machst, wo man sein Zuhause hat, das ist dort wo unser Leben ist, wo wir singen und tanzen. Der Geist des Feuers schwebt um Jeden. Sie haben extra Brennmaterial aus den Kimberleys mitgebracht, um es zu verbrennen und alle zusammen zu bringen.

Es ist das erste Mal, dass ein Baum in diesem Alter über eine so große Distanz transportiert und umgepflanzt wurde.

Und wie wir schlussendlich sehen, hat die Krone ordentlich an Umfang verloren. Und die Wurzeln waren kaum zu erkennen. Ein staunender Zaungast erzählte Thomas, dass dieser Baum eher kleine Wurzeln hat. Er speichert das Wasser in seinen Armen. Macht ja auch mehr Sinn. Denn die Erde im Norden ist so trocken wie ein Zellstoff.

http://www.abc.net.au/news/stories/2008/07/18/2307969.htm

Saturday, July 12

Neulich

Überkommt mich der Wunsch, eine liebe Freundin in Berlin anzurufen und sie zu fragen, ob wir uns im La Paz treffen. So mal eben gleich um die Ecke. Wäre das nicht schön? Und dann realiserte ich, dass wir beide nicht mehr in Berlin leben. Ich habe mir selber einen Streich gespielt und geschmunzelt, nachdem mir das in Sekunden klar wurde. Trotzdem ich vermisse das.

Freunde treffen erscheint mir immer mehr zu einem bewusst geplanten Akt. Es ist unspontan und passiert nicht mehr von Jetzt auf in zwei Stunden. Auch das vermisse ich.

Wie schwer es ist, neue Freundschaften aufzubauen, wird mir hier immer mehr deutlich. Ich habe es nicht anders erwartet. Flüchte aber doch gerne mal in die Sehnsucht und spüre ab und an einen Frust. Abstände zwischen den Treffen sind manchmal viel zu lang, so dass wir häufig auf der Schwelle wie waren deine Wochen, wie die Arbeit etc. stehen bleiben und nicht so wirklich den Raum der Tiefe betreten. Ich bin froh, dass es eine Freundin gibt, mit der das viel mehr gelingt. Unser Austausch ist das Leben, manchmal von Schwere getragen und manchmal von Freude gezeichnet. Ich bin froh, dass es sie gibt. Sie ist nicht die einzige, zu der ich freundschaftliche Bande geknüpft habe. Aber diese Beziehung ist so, wie ich sie noch nie im Leben erfahren habe. Eine wunderbare Erfahrung und ich bin überrascht zu so etwas in der Lage zu sein.

Ich bin erleichtert, dass wir sehr nette Freunde gefunden haben, mit denen wir ab und an durchaus über dies und das quasseln können. Leider ist es manchmal sehr schwer, dass wir uns die Zeit nehmen in einen anderen Rhythmus des Miteinanders zu kommen.

Rar haben sich alte Freunde gemacht. Freunde, mit denen wir sehr häufig in Berlin unsere tiefsten Gedanken ausgetauscht haben. Ich akzeptiere das.

Überrascht bin ich darüber, dass sich ein paar Leute die Mühe geben, zumindest per email einen stabilen Kontakt zu halten. So ergeben sich auf anderen Ebenen als zuvor Beziehungen, die zwischen den Kontinenten existieren.

Winter

Frische Luft rein geregnet. Kein Smog, kein Staub, keine Pollen. Regen, Sonne, Sturm, Regenbogen, Wolkenhimmel. 20 Grad Höchsttemperaturen am Tag, 10 Grad und weniger am Abend, am Morgen und in der Nacht. Verwöhnt von angenehmen Temperaturen klappert nun auch schon mal das Gebiss. Perth in Australien grünt und ist lebendig. Das Meer schlägt seine Wellen ans Ufer, der Wind pustet die Haare vom Kopf. Drinnen läuft die Klimaanlage zur Höchstform auf, und das Bett ist der kuscheligste Ort, wenn es einmal angewärmt ist. Zu einer Heizdecke haben wir uns noch nicht durch gerungen.

Die Tage düseln so durch den Alltag und ähneln sich in ihrem Rhythmus immer mehr. Die Wochenende werden ruhiger und reizarm. Konzentrieren auf die Mitte und entspannen. Atmen.

Viele neue berufliche Erfahrungen speisen Teile meines Hirns und das Sprachzentrum läuft auf Hochtouren. Zwischen An- und Entspannung schalten die Synapsen hin und her, Transmitter und andere Botenstoffe transportieren Neues und rufen Altes ab.

Monday, June 9

Vom Suchen und Finden

Manchmal plätschert es so dahin. Das Leben. Unser Leben. Eagl wo wir sind auf der Erde. Egal an welchem Fleckchen wir uns nieder gelassen haben oder geblieben sind. Wir leben.
Unser Körper funktioniert in der Regel und erhält alle Funktionen aufrecht. Damit. Wir sind. Streiche spielen uns unsere Gedanken. Die Emotionen sind manchmal diejenigen, die gegen den Strom schwimmen. Und manchmal. Ganz selten. Ist alles im Einklang. Komisch, wenn es fließt. Ungewohnt, ohne die Herausforderung. Einfach nur sein. Häufig treibt uns eine Energie, von der wir nicht wissen, woher sie kommt. Weiter, weiter, immer weiter. Doch wohin nur? Auf das Nach vorne, auf das Voran, auf das Weg vom Jetzt, auf die Zukunft, auf das Ende? Und immer sind wir hier im Jetzt. Jedesmal. Gibt es nur das Jetzt.
Und wenn es nur das Jetzt gibt, wo ist dann die Vergangenheit? Sie ist nicht verschwunden, sie kreist in und treibt uns. Ich entdeckte auf meiner Reise im Jetzt einen durchaus interessanten Spiritualisten, der versucht, Antworten zu geben. Noch vor einem Jahr hätte ich dem nichts abgewinnen können. Nur im Jetzt sein. Wie geht das denn? Ich gewinne und entwickle eine Haltung, die bewusster mit meinem Alltag spielt, als ich es je zuor getan habe. Und ich entdecke mitunter erste Anzeichen einer Antwort auf meine alles leitende Frage "Was werde ich finden?" oder "Wie sieht das Etwas aus, dass ich suche?". Ich habe es präsent, dass das eine meiner Leitgedanken waren, die mich zum Wechsel getrieben haben. Die mich motiviert haben, einen anderen Lebensort zu wählen. Ganz bewusst. Und auf einmal bin ich sensibilsiert. Auf mich und mein Inneres. Ich nehme mehr wahr von mir, als ich mir je bewusst gemacht habe. Ich entdecke mich selbst und das ist es wohl was ich gesucht habe. Ich löse mich vom Wissen wollen, was demnächst passiert, um ja nicht die Kontrolle zu verlieren. Ich schaffe mir Überblick vom Moment, nehme ihn wahr und mich damit ganz anders als zuvor. Ich erkenne an, dass das für mich nichts mit Oberflächlichem zu tun hat. Ich sehe das vielmehr als einen Zugewinn. Ich akzeptiere, nicht aus dem Moment weg zu wollen, um einen anderen zu erreichen. Der ist dann ähnlich oder sogar wieder gleich. Was auch immer. Es ist immer ein Moment. Und ich mag diese Frage, ob ich dem, was da um mich herum ist, einen Raum geben möchte oder nicht. Und erkenne, dass ich damit selbst über dem Moment Kontrolle habe. Kontrolle, das klingt für mich immer noch zu angespannt. Aber es bedeutet auch, dass ich wach bin. Ich bin nicht erleuchtet und befinde mich in diesem Zustand der Erkenntnis nicht dauerhaft. Und darum geht es mir auch nicht.
Mit der Vergangenheit sieht das anders aus. Sie gibt mir Halt, wenn ich waklig bin. Oder sie stürzt mich in ein Ungleichgewicht, wenn ich vermeintlich im Gleichgewicht bin. Ich kann sie nicht abdocken von dem Moment. Das wäre aus meiner Sicht zu emotionslos. Ein Bild ansehen, mit dem ich etwas verbinde, so als ob ich eine dritte Person wäre gelingt mir nicht. Und damit auch nicht das Ausschalten von hoch kommenden Gefühlen, die daran angeknüpft sind. Wie geht das bloß? Und will ich das wirklich wissen?
Nein, im Moment nicht.

Monday, May 26

Rote Erde und kein Ende



































Wer glaubt das schon?
Wer versteht das schon?
Wo kommen all diese Fliegen her?
Was bedeutet der Zauber?
Wie weit ist der Uluru von Perth entfernt?
Welchen Zeitunterschied gibt es zu Perth?
Sieht der Sternenhimmel wirklich so fantastisch aus?
Warum ist der Uluru so rot?
Wo sind die Aborginies?

Wird alles demnächst beantwortet.

Schach matt

Happy Birthday. 38 Jahre und endlich auf meiner Seite. Wie jedes Jahr plagt die Frage, was ich schenken kann. Nicht wirklich überraschend sind irgendwelche Konzertkarten. So eben auch dieses Jahr. Aber, dann passierte doch etwas Überraschendes. Ein Schachspiel. Unsere Abende haben wir vor dem Zubett gehen mit einigen komplizierten Kombinationen verbracht und gar nicht gemerkt, wie die Zeit verging. 3 Stunden später haben wir das erste gemeinsame Schachspiel ausgespielt.


Vor unserer Abreise aus Ayers Rock haben wir uns noch ein Spiel gegönnt, konnten es aber nicht zu Ende spielen. Nach zwei Stunden mussten wir die Stellungen fotografieren, um zu Hause das game zu beenden.