Thursday, December 20

Auf nach Tasmanien

Die Rucksäcke sind gepackt. Wahrscheinlich wieder zu viel. Aber man weiß ja nie. Denn das Klima ist wechselhaft. Im Moment sieht es so aus, als ob uns leichter Regen in Hobart erwarten wird.
Unser Flieger geht um 12.55 mittag, den online check in haben wir schon gemacht, so dass wir uns nicht stressen müssen. Thomas ist noch schnell zum Friseur. Und ich? Was mache ich wohl? Noch einmal saugen, aufräumen. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.
Das Schweizer Weltenbummler Paar zieht morgen in unser Haus und hütet es, bis wir wieder kommen. Na, dann kann es ja los gehen.


Wir wünschen allen frohe Weihnachten, wie auch immer jeder Einzelne es auf seine Art verbringen mag. Passt auf Euch auf und rutscht gut ins neue Jahr.

Monday, December 17

Jahreszeiten

Während der Frühling in den Endzügen hier liegt, zeigt der Herbst in Deutschland schon seine winterliche Seite und stimmt alle ein. In den Winter. In Australien steht der Sommer bevor. Und im Moment hat es eher den Anschein, als ob es Winter hier wird statt Sommer. Regen. Wolkenbedeckter Himmel. Frischer Wind mit der Neigung zu Stürmen. Ungewöhnlich; wie wir lesen und hören für diese Zeit in Australien. Letztes Jahr war es wesentlich heißer und wärmer um diese Zeit. Auf das Wetter war ja noch nie wirklich Verlass. Doch bisher waren zumindest die Wochenenden warm. Seit einiger Zeit passiert selbst das nicht mehr. So haben wir den dritten Advent in deutschlandähnlicher Stimmung verbracht. Hatte auch was, so konnten wir im Lichte der Kerzen kuscheln, Bücher lesen und Musik hören. Die vier Jahreszeiten stimmen uns ins Wochenende und rufen in mir zum ersten Mal richtiges Heimweh hervor. Ja. Jetzt zu Hause sein. Das wär was.

Die Aufregung der letzten Tage, weniger gute Neuigkeiten aus der Heimat von der Familie haben sich zum Glück wieder aufgelöst. Es scheint immer mal wieder eine Art Probe zu sein, wie lange ich das aushalten kann. Eine neue Rolle begleitet mich . Früher wäre ich, egal wie spät, nach Güstrow gefahren. Heute muss ich einen klaren Kopf bewahren, mich darauf verlassen, mit Informationen auf den aktuellesten Stand gehalten zu werden. Dennoch. Warten. Warten. Und die Ungeduld beginnt einen Nervenkrieg. Ohnmacht gesellt sich dazu. Ein wirkliches Gefühl, als ob mir die Hände gebunden wären. Angst ist der Reißverschluss und schließt das neue Kleid. Und die Panik sorgt dafür, dass das Kleid nicht passen kann.

Wieviel es ausmacht, schlechte Nachrichten zu erhalten. Das Klingeln zu ungewohnter Zeit. Ruhige klare Stimme exakt erklärend was passiert ist. Es hat mir geholfen, Ruhe zu bewahren. Danke Sister! Und dann entsteht eine ungewöhnliche Phase. Stille. Die Ohren aufs Höchste geschärft. Hat es da eben noch einmal geklingelt? Das Telefon nicht mehr verlassen, es zumindest in Sichtweite haben. Nicht aus dem Haus bewegen. Zu wichtig, was ich verpassen würde. Und dann kommt es dann, das lang ersehnte Klingeln. Weniger Ruhe, mehr atemlos und sehr traurig. Ich kann nicht durch das Telefon schlüpfen, ich kann Dich nicht in den Arm nehmen, ich kann nicht neben Dir sitzen, ich kann nicht einfach da sein. All das und wesentlich mehr waren Begleiter meiner Gedanken. Soll ich einen Flug buchen, oder noch warten? Wie lange soll ich warten? Wissend, dass es im Moment beinah aussichtlos ist, das Land zu verlassen, weil alles ausgebucht ist. Das Telefon. Ja ich rufe jetzt selbst an im Krankenhaus. Und endlich die mir vertraute Stimme. Alles ist gut und wird wieder besser. Erste Entwarnung aus der Ferne. Und dann noch ein Anruf. Auch da hat das Daumen drücken und das Schicken guter Gedanken geholfen. Erleichterung schlüpft in meinen Körper. Jetzt erst einmal lange ausatmen.

Mittlerweile ist alles wieder so, wie es in der Regel ist. Jeder ist wieder an seinem Platze. Zu Hause. Alle wieder auf dem Damm und keine weiteren schlechten Nachrichten.

Zur Entspannung hören wir Vivaldi. Den Blick nach draußen gerichtet und alle Bilder im Kopf, die zu dieser Jahreszeit gehören. Die Augen haben es schwer, das Wasser zu halten. Ihr fehlt mir!


Friday, December 7

Worte am Meer

Die Zeit vergeht, weiterhin schnell. Mein Rhythmus ist so ganz anders, als wenn ich täglich meiner Arbeit nachgehen muss.
Wenn ich erwache, ruft der Gedanke an den frisch gemahlenen Kaffee mich aus dem Bett auf die Terrasse. Mit diesem die Emailpost lesend, oder auch nicht. Denn nicht viele schreiben kontinuierlich. Wie auch. Wir haben alle andere Rhythmen und Prioritäten. Meine ist dieser morgendliche Beginn, von dem ich nicht abweiche. Egal, ob ich zur Arbeit muss, oder frei habe. Meine Freiheit hält mich auf Trabb. Jeder Tag will genutzt werden. Ich muss mich nicht quälen, aus dem Bett zu kommen, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Jalousie dringen. Nein, ich begrüße sie und freue mich auf den neuen Tag. Nach allen gelesenen Neuigkeiten geht es in die sportliche Garderobe und ab ans Meer. Jeden Tag zeigt es sich in unterschiedlichen Farben. Je nachdem, zu welcher Zeit ich es schaffe, dort zu sein. Ein Türkisblau empfängt mich, wenn ich sehr früh meinem läuferischen Drang nach gehe. Manchmal ein dunkles Blau, wenn ich doch etwas länger Mails gelesen oder geschrieben habe. Es ist ein Genuss, entlang am Meer zu joggen. Den Blick auf die ersten Surfer lenken, das Gehör auf den fliegenden Hubschrauber zu spitzen, die Gedanken auf das Innere zu fokussieren.
Abends am Meer endet der Tag. Ein letzter Spaziergang noch, Eintauchen in die Wellen, wenn sie den Sand streichen. Wärmer als die Luft. Zur Zeit. Tut es den Füßen gut, sich zu bewegen und zu spüren. Unterschiede zwischen warm und kalt, weich und hart. Zauberhafte Muscheln sammeln. Hier und da. Heute erstmals wieder das Gefühl von Urlaub. Wir gingen so. Am Strand. Dem Wind entgegen. Es ist wie Urlaub. Nein, wir sind nicht im Urlaub. Wir leben hier. Und wir wissen, dass es irgendwann so anders sein wird. So wie hier wird es nicht wieder sein.
Und deshalb genieße ich jeden Moment bewusst. Ich weiß nie, wann er zu Ende ist.

Saturday, December 1

Der erste Advent

steht vor der Tür.

Und in den Geschäften hier ist kein Reinkommen mehr. Alle kaufen Weihnachtsgeschenke, so als ob es morgen schon so weit ist, oder es morgen nichts mehr gibt. Weihnachten. Bedeutet, dass wieder ein ganzes Jahr vergangen ist und sich dem Ende neigt. Menschen rücken näher zusammen, verbingen so manche nette Stunde miteinander. Oder genießen die Abende bei einem schönen Glas Rotwein, einem Gespräch, oder einem Buch, oder mit sich selbst.

Ich will auch. In Weihnachtsstimmung kommen. Wie geht das nur bei so viel Sonne und warmen Temperaturen. Überhaupt nicht so, wie ich es kenne. Anders, so anders. Das es schwierig ist, überhaupt ein Gefühl in die Richtung zu entwickeln.

Ein Gefühl ist jedoch präsent, nämlich die Sehnsucht nach Zusammensein und das Empfinden von Zugehörigkeit. Meine Familie fehlt mir. Und ich weiß, wenn wir dieses Christmas auf einem Campingplatz in Tasmanien verbringen, wird sie mir noch viel mehr fehlen.

In unserem Haus steht nun ein sommerliches Adventsgesteck, das ich gerne dekoriert habe. Es sieht dennoch so aus, als das es zu jeder Zeit dort stehen könnten. Die Sträucher haben nichts mit einer Tanne oder ähnlichen Gewächsen zu tun. Die Kerzen machen es eigentlich zu dem, was es bedeuten soll. Und morgen wird die erste angezündet. Gnadenlos. Ich freue mich schon darauf.

Morgen backe ich Plätzchen, dann kommt auch der Duft, der zu dieser Zeit gehört. Der Geschmack kommt von alleine. Tintentod, ein Buch das ich kürzlich bekommen habe wartet darauf in die Hand genommen und von den Augen gelesen zu werden. Etwas Märchenhaftes also noch.

Meine freie Zeit will ich nutzen, um unsere bevorstehende Reise vorzubereiten. Es ist Hochsaison überall auf der Welt, auch hier. So kommen wir nicht umhin, einige Campingplätze vorzubuchen, wenn wir uns nicht den ganzen Tag mit dem Suchen nach solchen beschäftigen wollen. Beim Durchblättern diverser Lektüre zu Tasmanien steigt die Vorfreude.

Saturday, November 24

Machtwechsel

Australien hat gewählt. Für einen Machtwechsel. Gegen einen seit 11 jahren amtierenden Howard und seiner Partei. Kevin Rudd heisst der neue und ist mit 50 Jahren zum ersten Mal in seinem Leben in einem Amt, dass ihn als Führungspolitiker handeln lässt.

In Australien besteht Wahlpflicht. Wer dieser beim ersten Mal nicht nach kommt muss 250 Dollar zahlen, und wenn ihm das bei der erneuten Verletzung seiner Wahlpflicht noch einmal passiert, dann kann es auch eine Haftstrafe geben.

Das ist der sechste Regierungswechsel seit dem zweiten Weltkrieg. Howard (lLiberals) hat sogar in seinem eigenen Landkreis verloren. Das ist einem anderen 1929 mal passiert. Er hat seine Abschiedsrede fair und ohne Groll gesprochen. Seine Frau, Söhne und Schwiegertochter standen neben ihn. Ein ungewohntes Bild. Auch Rudd (Labor) hat seine Antrittsrede mit seiner Familie neben ihn, zwei Söhne, eine Tochter und der Schwiegersohn, gehalten. Auch er hielt keine Schimpftiraden.

Nun soll es in die Zukunft gehen. Ob das nun was mit einem Regierungswechsel zu tun hat? Man kann sie ja sowieso nicht vermeiden. Nein, es soll besser in der Zukunft werden. Den Wirtschaftskurs von Howard will er weiter verfolgen, denn die Arbeitslosigkeit ist auf einem Rekordtief. Bildung, Klimaschutz, Abzug der Soldaten aus dem Irak, Haltung zur USA sind die Schlagworte.

WESTAUSTRALIEN
Die Liberals haben mehr Stimmen bekommen als die Labor! Dabei haben Labor und die Grünen mehr Stimmen bekommen, als bei der letzten Wahl. Die Liberals verloren ein paar Stimmen.
Aktuell: 3 Sitze für die Liberalen, zwei für die Labor, eine für die Grünen. Bei einer bisherigen Stimmzählung von ca. 72 %.

In Tasmanien und in der Hauptstadt haben die Grünen über 13% bekommen. Ansonsten hält sich wie bei uns in D. Zwei große Parteien liefern sich ein Rennen und dann folgt der Rest. Irgendwo.

Gewartet wird auf das endgültige Ergebnis. Denn es sind noch längst nicht alle Stimmzettel gezählt, die per Briefwahl eingegangen sind. Am Gesamtergebnis für Australien werden sie kaum was ändern. Aber in den einzelnen Bundesstaaten könnten sie evtl. noch einen Einfluss auf einen Prozentpunkt mehr oder weniger haben.



Wednesday, November 14

Final sessions

Mein Terminkalender lichtet sich und damit bin ich mitten drin im Abschließen diverser "Fälle".

Die Therapie von Esstörungen habe ich heute meinen Kollegen in einem Vortrag mit neuesten Ansätzen vermittelt. Abgehakt. Ein Workshop noch, dann packe ich mein Büro ein, bevor ich mein neues (aber erst in zwei Monaten) wieder beziehe.

Der Abschied von Klienten, die ich 10 Sitzungen begleitet habe, fällt mir nicht leicht. Es ist zu spannend, was sich da alles bei den Klienten bewegt hat und wie sie sich nun ohne Unterstützung durch ihr eigenes Leben kämpfen müssen. Ich würde gerne Mäuschen spielen und so naiv bin ich nicht, dass sie nun "geheilt" auf alle Ewigkeit sind.

Ich bin zufrieden mit den finalen Sitzungen. Es gibt einiges an Fortschritten. Und vielleicht werde ich die ein oder den einen nächstes Jahr wieder sehen. Die Aufarbeitungen am Ende zeigen teilweise einen Verlauf, der mir während der Sitzungen nicht so bewusst war. Was für Lebensgeschichten sich dahinter verborgen haben. Und letztendlich handeln sie alle vom Umgang mit dem vermissten Glück, den traurigen Lebensphasen, oder Brüchen.

Wie es in meinem Leben auch passiert. Der Umgang mit fremden Gefühlen. Der Umgang mit Trauer. Der Umgang mit einem Lebenswechsel. Der Umgang mit Oberflächlichkeit. Der Umgang mit Einschränkungen. Der Umgang mit der Ferne. Der Umgang mit dem Hier. Und der Umgang mit der Zukunft. Und was ist mit der Vergangenheit?

Leben ist ein Geschenk, dass ich nur auszupacken verstehen muss. Manchmal zerbricht es schon, wenn ich am Faden ziehe, um es aufzumachen. Oder das Papier beginnt zu reißen. Der Klebstoff bleibt hängen. Die Enthüllung kann überfordernd sein. Muss ich mich bedanken, wenn es mir gerade nicht gefällt? Kann ich es zurück geben, wenn ich es nicht haben will? Oder kann ich es gerade verstecken, wenn es nur mir gehören soll? Ein Geschenk, dass mir unterschiedlich bedeutsam und wertvoll erscheint. Je nachdem, von welcher Seite ich es betrachte. Und es birgt immer wieder eine Überraschung. Wenn ich weiß, wie ich es wenden kann.

Es vebindet, oder trennt. Macht mich einsam, oder zweisam. Als Symbol ist es mitunter nicht fassbar. Oder es ist nicht zu tragen, weil es zu schwer ist? Wenn ich es teile, kann ich mich mehr oder auch weniger freuen. Wenn ich es nicht will, weiß ich nicht wie ich mich davon trennen kann. Wenn ich es halten will, weiß ich nicht wie. Schaue ich von oben drauf, weiß ich nicht was darunter ist. Schaue ich von der Seite hin, weiß ich nicht was dahinter ist.

Und schaue ich egal von wo, weiß ich immer noch nicht was drinnen ist. Groß kann es ein und so winzig im Inneren. Winzig kann es sein und doch so groß, dass es nirgendswo rein passt.

Passt es zu mir, oder zu dem, von dem ich es bekommen habe? Gelingt es mir, es zu meinem Eigen zu machen? Frage ich mich, wie ich damit umgehe, wenn ich mich dafür entschieden habe? Wenn ich mich dagegen entschieden habe, kann ich es dann nicht mehr zurück bekommen? Oder nur in abgewandelter Form.

Verstaubt es, wenn ich es nicht berühre? Oder zerbricht es, wenn ich es täglich anfasse. Kommen mir lauter Einzelteile entgegen, oder ist das Ganze so groß, dass ich nicht weiß, wo ich beginnen soll? Bin ich gelangweilt, wenn es offen ist und vermeintlich alles raus ist? Bin ich gefordert, wenn ich einen Rest verstecke?

Ist es das Finale das, wenn ich entkleide, oder, wenn ich es wieder einstecke? Bekomme ich das Gleiche, wenn ich es wieder raushole?

Das nehme ich von den Abschieden mit und beschäftigt mich in diesem Zusammenhang. Ich bin erleichtert, wieder in alle Richtungen sehen zu wollen.




Tuesday, November 13

Gebrochenes Herz

und Traurigkeit über einen schmerzenden Verlust.

Ich schicke Dir gute Gedanken. Wohin? Vielleicht in den Himmel. Vielleicht in ein neues Leben. Vielleicht zu Deiner Seele.

Du wirst uns erhalten bleiben. In einer Form. Die wir nicht wirklich verstehen. Aber fühlen. Unsere Erinnerungen und Gedanken lassen Dich weiter bei uns sein. Wo auch immer Du jetzt bist.



Unser Kontakt ist rar geworden. Doch das verbundene Gefühl zu Dir, meiner Lieblingstante, ist immer da gewesen. Sorglos bis heute. Traurig ab jetzt.

Dein Herz war gebrochen, einmal mehr über den nicht lange her schlimmen Verlust. Wenn ein Kind vor der Mutter geht. Dann kann das Warum niemals beantwortet werden. Nun bist Du ihm gefolgt und hast ihn hoffentlich wieder in Deinen Armen. Ich wünsche es Dir.

Meine Karte hat Dich nicht mehr erreicht. Sie hätte nichts geändert. Aber mir wäre leichter, wenn wir ein letztes Mal auf diese Art im Kontakt gewesen wären.

Ich wünsche Dir ein Meer von Blumen, eine unendlich wirkende Ruhe. Und. Sorglosigkeit.

Über Nacht ändert es sich. Das Leben. Es nimmt Abschied, ohne dass er sich angekündigt hat. Plötzlich und unerwartet sind Deine Nächsten geschockt und stehen vor der schwersten Aufgabe des Lebens. Trauern und einen Verlust bewältigen, der niemals wieder ausgeglichen werden kann.

Vielleicht weisst Du gar nicht, dass Du meine Lieblingstante warst. Ich habe es Dir nie gesagt.

Du, mein Lieblingsonkel, ich schicke Dir all meine Anteilnahme. Sie wird Dich nicht trösten. Ich umarme Dich dennoch aus der Ferne. Und lass Dich wissen, dass Du mein Lieblingsonkel bist.

Eingebrannt seid Ihr beide in meinem Kopf und so eng verbunden mit meiner Kindheit. An die ich mich sonst nur sehr schlecht erinnern kann.

Lass Dich stützen, an den Abenden und Nächten bist Du allein genug! Sei gewiss, dass viele Deiner engsten Verwandten und Freunde bei Dir sind.

Schwitzen bei über 39 Grad

und heißem Wind. Der Temperatur Regler ist abrupt umgesprungen und bescherrte uns in den letzten Tagen überaus heißes Wetter. Lange ersehnt, von Wolken und Regen befreit zu werden, ist das dann schon wieder zu viel. Das Gestöhne geht bereits los.

Die flimmernde Hitze lässt alles erlahmen, Bewegungen außerhalb klimatisierter Räume werden zu sportlichen Ereignissen, wenn man das ausgeschwitze Wasser auf der Haut interpretiert. Schwitzen ohne Sport und ohne Anstrengung. Wer noch denken kann, weiß das man nicht stolz auf sich sein muss.

Am gestrigen Abend dann der plötzliche Umschwung der Windrichtung, die die lang ersehnte frische Briese zu uns trägt. Ein Aufwind, der mich atmen lässt und raus lockt. Jetzt ist es wirklich möglich, sportlichen Dingen nachzugehen.

Aufgerafft und am Meer den Tag ausklingen lassen. Was für ein herrliches Gefühl. Beim Laufen denke ich an Reaktionen eines meiner Blogs und an unsere Zeit, als wir her gekommen sind. Wir haben uns gerade in den ersten Wochen immer wieder gefragt, wo wir sind. Und wir haben geantwortet: In Australien. Ein Strahlen begleitete diese Worte und es ist immer noch da!

Und es hat immer noch eine große Bedeutung für mich. Ich in Australien. Und irgendwie erscheint es nicht mehr so weit weg von der Heimat. Ein gutes Gefühl. Das Leben bekommt einen Rhythmus. Und ich freue mich wahnsinnig auf meine freien zwei Monate.

Ich bin in Australien. Vor zwei Jahren war das irgendwie noch unvorstellbar, obwohl wir zu dieser Zeit schon wieder mit dem Gedanken gespielt haben, diesen mutigen Schritt zu wagen. Jetzt ist das unsere Geschichte, die ihren Lauf nimmt.

Und liebe Blogfans. Traurigkeit gehört zum Leben. Sie auszudrücken ist nicht gerade einfach. Und es macht einen manchmal noch schwerer, wenn man sie dann ausdrückt. Aber es hilft und ist für mich ganz wichtig. Weiß ich doch, dass danach auch immer wieder Glücksgefühle präsent sind.

So bin ich traurig, dass Thomas nicht hier ist und freue mich schon auf den Abend, wenn ich ihn wieder abholen kann. Das hilft mir, die Zeit zu überbrücken und in mich hinein zu lauschen. Ich kann mich wohl nicht daran gewöhnen, alleine zu sein. Das ist mir deutlich geworden. Alleine, ohne Dich.

Das Leben ist eine Herausforderung und geht nicht irgendwie so. Es hat alles eine Bedeutung und neben der gelebten Leichtigkeit auch eine Schwere. Ich bin froh darüber, diese Spannung zu erleben und zu erkennen. Und nicht einfach so dahin zu schwimmen.

Ich will hier jetzt nicht Schadensbegrenzung zu meinem Blog (ein paar vorher) vornehmen. Alles, was ich geschrieben habe, drückt mein Dasein aus. Und das gehört zu mir. Ich habe es abgewehrt, über 37 Jahre lang und es gefunden, als ich 38 wurde. Die Zeit zum Aufarbeiten und Anerkennung will genutzt werden. Und ich will es nutzen, um fest zu halten, dass ich nicht mein ganzes Leben oberflächlich war. Mein Nach vorne sehen hat mich abgelenkt, von meinem Blick nach innen. Ich bin noch ungeschickt, das zu tun und deshalb wohl im Beschreiben extrem. Letztendlich ist es aber ein Extrem für mich. Und es trifft diesen Lebensabschnitt, für den Thomas und ich uns entschieden haben. das Leben bleibt eine Herausforderung. Manchmal ist alles wie eine Geburt. Und die passiert nicht immer in Sekunden, oder Stunden.

Noch 9 Tage bis ich frei habe und noch 12 Tage, bis Du wieder hier bist.

Sunday, November 11

Weintrauben

Unwichtiges aus dem Lande der australischen Bevölkerung. Trotz schlechter Ernte liegen die Weintrauben zum Kaufe in den Obstständen aus. Bevor wir zugreifen sehen wir lieber auf den Preis. 24,95 Dollar das Kilo! Die Kirschen, die frohlockend im roten Mäntelchen ein Platz daneben haben, können das als einzige Frucht toppen. 34, 95 Dollar.

Eine ganz kleine Traube schafft es an die Kasse und wird befreit für ca. 6,30 Dollar. Doch nicht lange. Mittlerweile ist sie bereits vertilgt. Und nun heißt es Warten auf bessere Zeiten und Preise.

Draußen haben wir 32 Grad, für heute stehen 38 Grad auf der Temperaturvorhersage. Der Wind ist sehr warm und vermittelt das Gefühl eines ständig laufenden auf Höchststufe gestellten Fön. Drinnen ist es doch angenehmer. Doch hier sitzen und raus zu sehen, macht ein schlechtes Gewissen. Draußen reichen 10 Minuten, um wieder in den Schatten zu gehen. Und so schlage ich mich zwischen ja/nein am Sonntag durch die Zeit. Es ist ja nicht der einzige Tag, an dem es warm ist. Die Woche wird so bleiben. Juhu.

Thomas friert in Berlin und wärmt seine Seele bei Freunden. Stabiler Faktor in Berlin und zuverlässig wie immer, sind unsere Exnachbarn. Ach wie toll, dass es sie (dass es Euch) gibt. Eine SMS aus Berlin signalisiert dennoch Freude, wieder nach Perth zu kommen. Wer schon einmal hier war, weiß warum.

Unsere Untermieter haben sich gut ein gelebt und ich bin froh, dass sie hier sind. Es ist wirklich bezaubernd mit anzusehen, wie sie sich mit allem Neuem auseinandersetzen müssen, vom Haus mieten, über Bank, hin zur Versicherung. Für mich ist das schon lange her und es frischt so manche Erinnerung auf.

Mittlerweile haben wir wieder acht Stunden Zeitverschiebung, was den Kontakt zur Heimat nicht einfacher macht. Nach vielen Tlefonaten in der vorletzten Nacht war ich morgens vollkommen durcheinander und wusste nicht mehr, wann ich mit wem telefoniert habe. Es ist verwirrend.

Im Hintergrund wirbelt die Waschmaschine die Sachen umher und versucht dabei auf dem Boden zu bleiben. Mein Blick geht auf unsere überdachte Terrasse nach draußen. Mein Kopf ist schon wieder vorauseilend in Gedanken und mein Körper macht sich schwer. So werde ich wohl in diesem Sonntag verweilen, mit diversen unterschiedlichen Hintergrundgeräuschen und morgen meine letzten zwei Wochen an der Uni beginnen.




Friday, November 9

Wenn alle kommen

Klient, 45 Jahre alt, Australier, Vater. Von einem 11jährigen Sohn, geschieden, mit einer neuen Partnerin lebend, ist ein Quäker (weltweite Organisation, die sich für Menschenrechte etc. einsetzt), kommt zum zweiten Mal, ist durcheinander, und fühlt sich in einer Falle. Sein Sohn hat mit ihm und seiner neuen Partnerin zusammen gelebt, nachdem es bei der Mutter nicht mehr ging. Mit der neuen Partnerin und dem Sohn geht es aber auch nicht. Sie hat ihn physisch verletzt, so sagt zumindest der Sohn, und ging zur Mutter zurück. Die Mutter fährt alle Geschütze auf und hat dem Gericht bereits ihren Report abgegeben. Die Child Protection klopft an der Tür, jetzt wird es schwierig, einen guten Weg zu finden. Die Beziehung zwischen Sohn und Vater ist belastet. Der Sohn wirft dem Vater vor, ihn im Stich gelassen und dieser Bitch (Hexe) überlassen zu haben. Der Vater weiß gar nicht wie er sich verhalten soll und hat jetzt erstmalig Symptome eines Asthma entwickelt. Die Luft zum Atmen ist begrenzt, der Husten kommt unangemeldet. Was will er, der Vater, und wie. Wie kann er zu sich selbst finden und wie diese Situation lösen. Ausziehen und seine Partnerin verlassen, mit dem Sohn eine neue Unterkunft suchen, das ist nicht bezahlbar. Ihn nur sehen, wenn der Sohn ihn eben braucht und mal anruft, ist auch nicht die beste Lösung. So viele Fragen. Mediation ist organisiert, viele unterschiedliche Service sind in Gang gebracht.

Sie hat Angst vor ihren Prüfungen, schon vier Wochen, nachdem die Termine raus sind, beginnt diese Angst, die sich in Albträumen und Panickattacken niederschlägt. Sie beginnt ihr Lernen aufzuschieben, immer weiter nach hinten und ist besorgt darüber. Was ist das nur, wo kommt diese Angst her und vor allem wie kann sie damit umgehen. Fragt sie, 21 Jahre alt, die mit ihrem Vater nur wenig kommuniziert, schon gar nicht über emotionale Dinge spricht. Wenn er um sie ist, spürt sie ihre Anspannung und ihr Herz schneller schlagen. Ihre Mutter bildet eine Brücke und ist Kanal der Kommunikation zwischen dieser jungen Studentin und ihrem Vater. Ihre Geschwister sind fein raus und im Beruf. Sie haben das alles schon hinter sich. Eigentlich wollte sie Kunst studieren, nun arbeitet sie täglich mit Zahlen im Studium, um im Finanzbereich arbeiten zu können. Sie träumt viel und hatte mal einen Unfall, als sie fünf Jahre alt war. Sie erinnert sich bruchstückhaft, vor allem daran, dass ihr Vater damals am Bett im Krankenhaus stand. Und sie da hat ihn das einzige Mal singen hören.

Eine Kunststudentin kommt ebenfalls zum zweiten Mal, sie steht kurz vor ihrem Auszug aus dem Elternahus, ist die älteste von vier Kindern im Haus. Sie will raus. Sie schwiegt viel, und kann kaum in Worte fassen, was sie wirklich fühlt. Es überanstrengt sie nicht, das Studium. Sie kann alles und doch kann sie sich nicht mehr motivieren. Ihre Energie ist verbraucht. Ihre Verzweiflung klebt die Stimmbänder zusammen. Vor mir sitzt eine überaus gebildete und interessante junge Studentin, die sich nichts sehnlicher wünscht, als Kunst zu studieren. Sie glückliche. Wie viele sehe ich, die das nicht dürfen, weil die Eltern gegensätzliche Vorstellungen haben. Sie ist hoch angespannt, ihre Worte kommen stockend, sie bewegt sich steif. Da ist etwas, worüber sie nicht sprechen kann. Ein auferlegtes Tabu, dass sie davor schützt, der Wahrheit zu begegnen. Im letzten Jahr war alles ganz anders, abrupt hat sich hier Leben und haben sich ihre Emotionen geändert. Sie schwimmt, und ich mit ihr.

Dreimal haben wir uns diese Woche gesehen. Am Dienstag noch wollte er sich das Leben nehmen, am Donnerstag hatte er es noch nicht geschafft, sich vor seinen Eltern zu outen. Er ist Moslem, streng gläubig, in der Mitte von 5 Geschwistern geboren. Nie ist er aufgefallen. Er mag es, wenn er anderen Leuten etwas Gutes tun kann. Vor allem seinen Eltern. Er studiert Chemie und ist im letzten Semester. Er mag nicht mehr, ist enttäuscht von seiner Wahl. Alle sind stolz in der Familie, dass er in ein paar Wochen sein Zeugnis in der Hand hält und seine Karriere beginnt. Er beginnt zu lügen, nicht mehr zur Uni zu gehen, nur noch zu feiern und fühlt sich schlecht. Wie soll er das nur seinen Eltern sagen. Er hat sie nie enttäuscht. Heute morgen hat er es geschafft und ist unendlich erleichtert. Nächste Woche kommt er wieder. Seine Zukunft planen.

Zu allerletzt kommt sie. unvermittelt. Ich habe sie heute morgen in meinem Terminkalender gesehen, ich dachte, dass sie nie wieder kommt. Ich habe wohl schon über sie berichtet. Das erste was sie tat, als sie in meinem Büro war. Mich zu umarmen und ganz fest an sich zu drücken. Ich war erschrocken, doch dann begann sie zu weinen. Trost und Halt fehlen ihr. Ich gebe es ihr gerne. Sie strahlt, als ich ihr sage, dass ich im Februar wieder komme. Sie ist wirklich in einer Zwickmühle. Leid tut sie mir nicht, aber ich habe dennoch Mitgefühl.

Tuesday, November 6

Melbourne cup, schoene Huete und viel Geld

Ein Jahr in Australien. Es kommt mir länger vor. So viel ist passiert. Beruflich habe ich mich weiter entwickelt und gute Aussichten für das kommende Jahr. Im Februar 2008 werde ich an gleicher Stelle, gleiche Uni weiter arbeiten können. Ein Angebot, das mich zur rechten Zeit erwischt und meine Stimmung hebt.

Heute war das Pferderennen in Melbourne (ich habe bereits im letzten Jahr einen Blog dazu geschrieben, Tuesday 07.11.2006). Gestern habe die Verkäuferinnen bereits Hut getragen. Heute haben wir alle etwas zu essen mit gebracht. Zu trinken gab es Champus.

Mit einem wundervollen Buffet, guter Laune und selbsterverständlich einem Hut auf dem Kopf haben wir 1,5 Stunden zusammen gesessen, geschlemmt und das Super Race gesehen. Ich habe mich wohl gefühlt und irgendwie angekommen. Sicher hat das auch damit zu tun, dass ich weiß, dass es dort weiter gehen wird. Den roten Hut hat mir eine Kollegin gebastelt. Ich habe dafür kein Händchen. Wir haben wirklich lustige Bilder machen können. Mein Chef outete sich als Potter fan mit einem riesen Zauberhut auf dem Kopf. Er ist schon etwas abgedreht. Wenn man nicht wüsste, dass er der Chef eines so großen Service ist, man würde es nicht erkennen.

Thomas ist im Landeanflug auf Hamburg und hat mal wieder einige Kilometer abgerissen. Während ihn Kälte und Regen erwarten beginnt es hier richtig warm zu werden. Ich drive mit meinem kleinen Mietauto durch die Gegend. Unser Auto wird erst in drei Wochen wieder fahrbar sein (hoffentlich). Wie wohl schon geschrieben, hätte ich so lange nicht ohne Auto sein können.

Sunday, November 4

Irgendwas auf dem Weg zum Etwas

und immer noch nicht erprobt im Abschied nehmen. Thomas fliegt nach Europa und ich verbringe die erste Nacht in meinem angebrochenen zweiten Jahr alleine in Australien. Im Gegensatz zum letzten Jahr bin ich fest eingebunden in meinem Job, der ab Februar 2008 weiter gehen wird. Eine Perspektive, die mich hoffen lässt. Kann ich ab Ende November erstmal wieder Energie tanken.

Dieses Jahr hat mich so viel Kraft gekostet, ich stoße immer noch täglich an meine Grenzen. Herausforderungen, wie ich sie davor lange nicht hatte, jagen sich und ziehen Strom, der unbezahlbar wird. Ich habe so viel erleben dürfen und bin in der Summe mit allem zufrieden. Noch vor einem Jahr habe ich nicht mal eine Idee davon gehabt, wie es wohl sein wird, wenn das erste Jahr rum ist. Geschweige denn, wo ich wohl sein werde. Beruflich habe ich mich weiter entwickelt und bin alles in allem zufrieden mit den Chancen und Herausforderungen. Zwei stehen mir nun noch bevor in den kommenden Wochen. Dann darf ich mich entspannt zurück lehnen und tanken gehen.

Noch vor einem Jahr habe ich niemals gedacht, meine Schwester und meine Mutter hier bei mir zu Besuch zu haben. Noch vor einem Jahr habe ich nicht daran gedacht, wie schwer es bleiben wird, immer wieder Abschied zu nehmen. Noch vor einem Jahr habe ich nicht geglaubt, irgendwas in beruflicher Hinsicht auf die Beine zu stellen. Noch vor einem Jahr habe ich nicht geahnt, dass ich so viel in mir entdecke.

Ich Grundoptimist, ich beginne die Gegenseite kennen und begreifen zu lernen. Meine strikte Weigerung, auch nur einen Schritt in diese Dunkelheit zu gehen, habe ich aufgegeben. Ich konnte es nicht mehr leisten, dagegen anzukämpfen. Es ist kein Pessimismus, es ist eher das depressive Empfinden, das ich nie zuvor hatte. Mein innerer fight against it hat verloren. Ich betrachte es nicht als Niederlage, eher als persönliches Fortkommen. Zum Leben gehören beide Seiten. Es ist eine Frage meiner inneren Balance.

Im Moment bin ich wakelig. Auf den Beinen. Ich habe die Gerade noch nicht ziehen können. Das es zwischendurch kippelt, begrüße ich. Das Ungleichgewicht, entgegen meiner mir bisher vertrauten Gefühle, kann ich nur schwer meistern.

Mit einem Bein auf der Couch liegt bei mir am Bett, das Buch, das ich mit einem persönlichen Beitrag von mir bereichern durfte. Ich erinnere die Überschrift "Auf der Suche nach Etwas". Ich suche immer noch, und habe schon irgendwas mehr gefunden. Mein Kontrollzwang herrscht und kämpft, meine dunkle Seite wird mächtiger. Sie holt sich Energie. Von wo, weiß ich nicht.

Das Irgendwas füllt sich mit Leben, wenn ich dem auch noch keinen Namen geben kann. Es nimmt diffuse Konturen an. Meine Motivation ist im Irgendwo zwischen dem Unter- und Erdgeschoss stecken gebleiben. Mein Körper ist steif und faul geworden. Meine Konzentration ist auf Reise. Wohin auch immer. Meine Freude ist selten Gast. Ich lache nicht. Ich weine nicht.

Ich überlebe noch.

323 im Ziel und schon wieder in der Luft













Zum zweiten Mal fand das Anaconda Race statt. Kräfemessen im und auf dem Wasser, per Fuss und mit dem Fahrrad. Team 323 ist geschafft, aber unerverletzt, nach 5 Stunden und 15 Minuten ins Ziel gekommen.

Am Tag davor haben sich alle registrieren lasssen. Auf den Start kommt es an. Die Kanuten lösten die Schwimmer ab und waren, wie zu sehen ist, bunt vertreten. Dank einer durchaus relaxten Raceleitung konnten auch alle Zuschauer in die Wechselzonen und jedem Schwimmer nach Ankunft den Weg weisen, der seinem Kanuten das Teamshirt und die Zeitmessung übergeben musste.



Draußen auf dem Meer tobte dann sicher ein ganz anderer Kampf. Aus dem Kanu kippen, und wieder rein steigen. Weit entfernt am Horizont breechen die Wale den Ocean.




http://picasaweb.google.com/gerlach.thomas/Anaconda07/photo
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Wednesday, October 31

Brother in law

zu deutsch SCHWAGER

Was braucht der Mensch, um sich gewürdigt zu fühlen? ANERKENNUNG.

Und ich es will es an dieser Stelle nicht verharmlosen, sondern wertschätzen!

Lieber Brother in law, Du einziger, den ich habe. Ich danke Dir für Deine Selbstlosigkeit und Dein Gespür, wann es Zeit ist, anderen etwas Gutes zu kommen zu lassen. Ohne Dich. Hätte es keine Erfüllung des Traums gegeben, meine Schwester hier in Perth zu umarmen. Und alles was die Folge war. Und ohne Dich wäre auch meine Mutter bis heute noch nicht so weit gereist und hätte nicht all die Anstrengung auf sich genommen.

Ich kann es immer noch nicht fassen. Sei umarmt dafür.

Monday, October 29

24 Stunden, oder Fliegst Du noch mit Em..ats?

Die Geschichte vom Fliegen hat noch lange kein Ende. Die Beschwerdemail ist im Entwurf fertig und liegt zur Korrektur bei meiner Schwester. Wir haben ja aus unterschiedlichen Perspektiven vom Herkommen und den fliegenden Umstaenden geschrieben. Und wussten zu dieser Zeit noch lange nicht, dass das dicke Ende noch kommen wuerde.

24 Stunden vor Abflug von Perth haben wir die Rechner und Laptops in unserem Hause gleich geschaltet. Es sah hoch professionell aus. Sister und ich wollten den Online Check In machen. Alles war bereit. Noch eine Minute trennte uns von exakt 24 Stunden vorher. Count down und dann alles eingeben, was gefordert ist. Press Enter und siehe da. „Sorry“ so hiess das erste Wort und „unavailable“ das letzte. Sind wir doch zu frueh? Warten. Minuten spaeter. Das gleiche Prozedere, die gleiche Antwort. Was soll das?

Okay. Ruhe bewahren. Mal sehen, ob wir den Flugverlauf, so wie gebucht, online finden. Und siehe da. Es gibt ihn nicht mehr. Weder fuer meine Schwester, noch fuer meine Mutter. Uebrig geblieben sind Zahlen, die in der Luft haengen. Sinnlos und sinnfrei. Das kann nicht wahr sein.
Was nun? Die Fluggesellschaft in Hamburg anrufen. Skype macht es mal wieder moeglich. Noch eine halbe Stunde haben die CallCenter in Germany geoeffnet und dann ist Wochenende. Meine Schwester landet letztendlich bei einem CC in England und erfaehrt, dass die Fluege storniert worden sind. unspektakulaer, oder?
Von der Fluggesellschaft Em ats. Kein Hinweis, keine Mail, nichts. Okay und jetzt? Jetzt sind die Fluege ausgebucht. Sie machen Witze. Hin und her. Die Wellen des Schocks kamen gleichfoermig. Kurz vor dem Nervenzusammenbruch rettete der Rueckruf aus London die Situation. Dank hoeherer leitender Beschaeftigter konnten beide wie geplant fliegen.
Uebrig bleibt, wie das dann ging. Wenn doch vorher alles schon ausgebucht war?

Saturday, October 27

Glaubst Du noch an Traueme?

Der Himmel haengt voller Wolken; sie tragen Wasser und sind gefuellt wie Traenensaecke. Die Fluessigkeit quirlt heraus und findet ihren abrupten Halt am Boden der Tatsachen. Hier unten wird gerade ein Abschied erlebt, der schmerzt wie ein tiefer Schnitt ins eigene Fleisch.

Ein letztes Mal summt das automatische Garagentor, es oeffnet sich, um unseren Besuch wieder zu befreien und nach Hause, nach Deutschland, zu lassen. Nur das Geraeusch allein veranlasst spaetestens jetzt auch bei mir Traenen.

Hier bin ich, Regina in Australien, wieder einmal mit dem Gefuehl, nichts aendern zu koennen und ohnmaechtig zu sein. Es ist etwas anders, ich kontrolliere ohne bewusst nachzudenken, versuche mich nicht emotional zu verschluchzen. Es faellt mir schwer.

Ein vorerst letztes Mal sitze ich neben meiner Mutter, halte ihre Hand und beobachte meine Schwester, wie sie Abschied nimmt. Thomas ist der routinierteste von uns allen. Er faehrt. Gnadenlos. Richtig Airport.

Wir sind angekommen am Ende unsere gemeinsamen Woche hier in Perth. Meine Mutter, die ueberraschend am Flughafen stand, und meine Schwester haben unser Haus gefuellt mit Leben und mein Herz mit Glueck. Wir haben gelacht, gemeinsam gegessen und gekocht, gekuschelt, wenn es draussen zu kalt war, gequasselt oder auch mal geschwiegen. Wir waren spazieren am Strand, haben Muscheln zum Beweis ihres Daseins gesammelt und ueber 600 Bilder geschossen, ebenfalls um alles festzuhalten. Wir haben Wein getrunken, auf der Terasse gesessen und sind vor Spinnen weg gelaufen. Sister hat einen Lizard quer durch unseren Garten gejagt und Mum wollte sich nicht mehr in den Liegestuhl liegen, weil eine etwas groessere Spinne schneller als sie war.

Wir sind einiges an Kilometern gefahren, wurden unterbrochen von einem Autounfall, den ich verursacht habe. Wir waren geschockt und haben das alles in so kurzer Zeit gemeinsam gemeistert. Vielleicht war der Unfall deshalb gut, um zu realisieren, dass das alles kein Traum ist. Wer weiss das schon.

Wir waren im Meer. Ich hoere meine Schwester vorher noch sagen „Nein, da gehe ich nicht hinein!“. Die Sonne, der Himmel und die Verlockung haben uns von Penguin Island zum Festland durch den Ocean waaten lassen. Auf den Bildern sind wir nur am Ende als kleine Punkte zu erkennen, verschwindend im Meer. Unsere Mutter musste sich das nicht antun und schipperte ganz gemuetlich mit dem Kahn zurueck zum Festland.

Es gab Pellkartoffeln und Stippsosse, Guacomole und Chips, frischen Fisch und herrlichen Wein. Am letzten Abend haben wir Wein aus dem Swan Valley getrunken. Genussvoll. Traurig. Erinnernd an den Unfall. Vorausblickend. Jeder in seinen Gedanken. Ein letztes Mal einen Blick in den Spiegel werfen, ein letztes Mal checken, ob auch alles eingepackt ist, ein letztes Mal einen Blick in das schoene Haus werfen und ein letztes Mal das Garagentor sich oeffnen sehen. Wir sagen Adieu! und wollen es nicht wahr haben.

Alles in allem war es die Erfuellung eines Traums. Ein Traum, der wirklich geworden ist.

Schatz vergiss die Broesel nicht

Die daheim gebliebenen Maenner entwickelten ploetzlich lange verschollene Faehigkeiten zur Freude ihrer verreisten Ehefrauen; sei es das Schreiben von Emails oder gar das Kochen.

So kam es doch noch vor, dass meine Mutter eine dreiviertel Stunde vor ihrem Abflug aus Perth meinem Vater heisse und vor allem wichtige Tipps fuer das Zubereiten von
Fleischbaellchen gab.
Papa fragt: „Wo sind die Broesel“ ...
Mama sagt: “Aber nicht zu viel davon“ ... „Klein Schuss Wasser“ ... „Zwiebel, ein Ei, Pfeffer und Salz.“
Papa fragt: „ Und Broesel“
Mama sagt: ... „Ja! Broesel“ ... „Aber nicht zuviel“

Friday, October 26

Dubai, einer der schönsten Flughäfen der Welt

Wer schon einmal da war, wird das bestätigen. Manch ein anderer, der ihn erst kennen lernen möchte, erfährt diese Informationen mit vielen schönen Bildern hinterlegt beim googlen nach diesem.

Wir wollten ihn auch erleben bei unserem halb geheim gehaltenen Unterfangen unserer Reise nach Westaustralien. Drei Stunden Aufenthalt sind dafür jede Menge Zeit, sollte man meinen. Nur leider kommt es oft anders als man denkt.

Die Maschine in Hamburg flog mit dreistündiger Verspätung ab. Hamburg ist ein wirklich spannender Flughafen. Rechnet man die Zeit ca. 2 Stunden vor dem Einchecken mit ein, kann man richtig was erleben, was einem die Langeweile noch verlängert. Einfach unglaublich, wie öde solch ein Flughafen ist. Egal, endlich in der Luft, war uns ziemlich klar, dass wir unseren Anschlussflug nach Perth wohl mit ziemlicher Sicherheit erst 10 Stunden später werden antreten können. Und so schön kann auch der Flughafen in Dubai nicht sein, als dass er zu solch einem langen Verweilen einlädt.

Bis zum Schluss zeigten die Anzeigetafeln im Flugzeug kurz vor der Landung unseren planmäßigen Flug nach Perth an, allerdings ohne Zeitangabe und Flugsteig. Woher sollten wir wissen, was das zu bedeuten hatte. Die Maschine landete 2.10 Uhr irgendwo auf einem Rollfeld von Dubai, die Busse standen bereit zum Weitertransport ins Flughafengebäude, heiße unerträglich feuchte Luft stieg uns entgegen, der Bus setzte sich in Bewegung und fuhr in endlos langen Kurven und Schleifen kreuz und quer über das Gelände. Dann hielt er zu allem Überfluss irgendwo und erzählte den Passagieren, welchen Ausstieg sie zu wählen hatten.

Und die Zeit lief.

Es war 2.30Uhr.

2.35 Uhr war die reguläre Abflugzeit nach Perth.

Keine Chance.

Also Shopping, was die Kreditkarte hergibt.

Endlich - Terminal 1 in Sicht, Türen auf und raus. An der Zollkontrolle hektisch winkende und rufende Beschäftigte der Fluggesellschaft. So viel verstand ich, sie suchten 4 Passagiere mit Weiterflug nach Perth. Tatsächlich, die Maschine wartete. Ich musste nur meine Tasche aufs Band schmeißen, niemand wollte meine Jacke sehen, geschweige denn mich durchleuchten. Meine Mutti zog zu allem Übel ihre Schuhe aus, um sie aufs Kontrollband zu legen. Der Flughafenmitarbeiter schrie vor Stress und bedeutete uns vieren aber ganz schnell zu folgen. Ganz schnell hieß, alles von den Bändern zu raffen, die Schuhe in die Hand zu nehmen und im wirklich guten Laufschritt durch das wohl beeindruckendste Flughafengebäudes zu rennen. Immer wieder zur Eile angetrieben, ging es einige Meter auf rotem Teppich, immerhin, entlang, Treppen hoch bis zum Gate 19. Kein Mensch mehr dort, außer den Beamten, Ticket angesehen, Sitzplatz eingedruckt und im Laufschritt zum Flugzeug. Fix und fertig ließen wir uns auf unsere Plätze fallen und konnten erst im Nachhinein realisieren, dass man auf uns gewartet hatte. Das hatte man uns in Hamburg nicht in Aussicht gestellt und wie sich später auch herausstellte, waren wir – bereits in der Luft nach Dubai- auf eine andere Maschine von Dubai nach Perth – 10 Stunden später - umgebucht. Das wiederum sorgte vor Ort (bei Regina in Perth) für einige Aufregung. Alles in allem kamen wir überpünktlich in Perth an, unser Gepäck natürlich erst am nächsten Tag. Wie sollte das auch anders sein. Ob der Flughafen in Dubai nun tatsächlich so beeindruckend ist, vermögen wir nicht zu sagen. Er ist lang, sehr lang und er ist komplett mit rotem Teppich ausgelegt. Wo wird einem das schon geboten. Aber was er sonst zu bieten hat, werden wir vermutlich erst auf unserem Rückflug erleben dürfen.

(Sister)



Friday, October 19

3 Flaschen Wein und eine Flasche Sekt

Perth, 17. Oktober. Die Gedanken in Deutschland bei meiner Schwester. Jede Minute zählen, wann sie denn in den Flieger steigt. Dei Gedanken sind bei ihr. Stille. Nichts ist mehr zu hören, nun heißt es aushalten, bis wir uns am Flughafen in die Arme nehmen können.

Nach Feierabend schnell in Güstrow anrufen, ob mein Schwager sie gut abgeliefert hat und sie nun endlich drin ist.

Nein. Ich bekomme als Antwort ein "Nein, der Flieger ist noch nicht da, drei Stunden Verspätung!"

Aus Erfahrung heraus, und die muss man gar nicht haben, wenn man rechnen kann, wusste ich, dass sie ihren Anschlussflug in Dubai damit nicht schaffen kann. Ich bin aufgeregt und schicke alle guten Gedanken zu ihr, die nur gehen. Was für eine Aufregung und das alles nach der Ticketstory. Der Stein ist ins Rollen gebracht.

Vollkommen nervös versuche ich ihre Flugdaten heraus zu bekommen, versuche ihr Emailkonto zu knacken, gebe die Buchungsnummer von ihr ein, um alle Details zu bekommen. Sehe dann, dass der Anschlussflieger in Dubai 10 Stunden später abhebt. So hat sie den Flug von vornherein gebucht. Ich dachte, Du meine Güte. Wer Dubai kennt, weiß, dass es da 10 Stunden lang nichts zu tun gibt. Heilige ... Es tut mir so leid, denn es ist zu einer richtigen Anstrengung geworden, nach Australien zu kommen, und dann ist sie auch noch allein unterwegs.

Mit meinem Vater telefoniert, und nachfragend, ob es was neues gibt. Außerdem erklärend, dass es nicht schlimm ist (einerseits), dass ihr Fliger Verspätung hat, denn ihr Anschlussflug geht so viel später. Mein Vater versteht die Welt nicht und bringt alles durcheinander. Ich kann es nicht mehr erklären. Ich bin auch durcheinander.

Der Abend wird zunehmend hektischer, denn nun weiß ich, dass meine Schwester erst Freitag Mittag ankommt. Wir rufen uns gegenseitig Mitternachts (Papi, Schwager und ich; gegen die Zeiten) an. Es gibt nichts Neues. Außer, dass mein Schwager darauf beharrt, dass sie doch schon Donnerstag halb sechs Abends ankommt. Viel Hin und Her und ein unruhige Nacht. Die Gedanken spielen Böses mit mir. Erst das Durcheinander mit den Tickets, dann die Flugverspätung etc. Orakel wollen sich in meinem Kopf breit machen. Die Nacht bleibt unruhig.

Donnerstag. Auf meiner Arbeit kann ich mich nicht konzentrieren, bin dauerhaft nebenbei online und versuche irgendwie raus zu bekommen, ob es was Neues gibt. Emirates in Perth ist nicht zu erreichen, meine Schwester auch nicht. Dann lese ich online, wann der verspätete Flieger aus Deutschland in Dubai gelandet ist und das der Anschlussflieger (also der, den sie laut Buchung nicht gebucht hat) wartet und eine halbe Stunde später abfliegen soll. Hoffnung macht sich breit. Vielleicht kann sie ja doch mit dem fliegen. Und kurz darauf sagt mein denkendes Hirn mir, dass das unmöglich ist. Erreichen kann ich sie nicht. Also heißt mein Plan, zweimal zum Flughafen fahren und sehen was passiert.

Meine letzte Klientin raubt mir meinen Nerv, sie will nicht gehen. Und ich will los. Dann endlich um halb sechs aus meinem Büro gestürmt. Zum Flughafen.

Am Flughafen ist es recht ruhig. Nur wenig Leute laufen rum. Zunächst denke ich mir nichts dabei, denn es dauert bis die alle ausgecheckt haben. Ich hoffe immer noch, dass Sister in diesem Flieger war.

Im Flughafengebäude eine gähnende Leere. In der Ferne sitzen noch wenige Persönchen, die wohl warten. Ich gehe auf sie zu. Und auf einmal erkenne ich ein Gesicht. Ein Gesicht, dass das vertrauteste Gesicht in meinem Leben ist. Sie sieht aus wie meine Mutter. Naja, das geht ja nicht. Ich gehe zaghaft näher. Sie sieht nicht nur so aus, SIE IST ES!!!!

Willkommen in Australien. Meine Mama ist hier. Wir drücken uns. Ich kann nicht weinen, denn ich bin geschockt vor Freude.

Während dessen steht meine Schwester irgendwo und versucht uns telefonisch zu erreichen. Dieser Flieger war eine Stunde früher da.

Ich gehe auf sie zu und Tränen schießen für einen Moment in ihr Gesicht. Die Freude ist groß.

Meine Mutti und meine Schwester sind angekommen. JIPPIE!


Die Zwischenstory wird meine Schwester liefern müssen. Was sie alles erlebt haben, ist Teil ihrer Reise und so lustig, wie unglaublich.

Tuesday, October 16

Vorfreude

Im Schlaf um die Nacht gebracht, beim Lesen um den Verstand. Beim Arbeiten um die Konzentration herum geschifft. Beim Denken um den Focus gebracht. Hier und Jetzt sind aus den Fugen, das Morgen und das Danach sind präsent. Alles stürmt zum Ende des Tunnels, denn dort ist ein Licht zu sehen, so greifbar nahe. Es macht Freude, endlich einzutauchen und es macht Angst, wenn es wieder erlischt. Jetzt schon, bevor es überhaupt angefangen hat zu leuchten. Die Trickkiste spielt ihre Streiche mit dem Dasein. Vorfreude- ein Begriff, der lange nicht ausdrückt, was dieser Zustand ist. Es ist keine Vorfreude, sondern Euphorie, die in den Wahnsinn treibt. Endlich haben, endlich sehen, endlich anfassen, endlich spüren. Wie lange ist es bis die Vorfreude in Freude umschlägt und aus Freude wieder Trauer wird. Der Schmerz steht schon vor der Tür, obwohl er noch Zeit hat. Ungeduldig breitet er sich auf den Flügeln der Vorfreude aus. Eigentlich ist es ein Vorschmerz, der an Intensität die Freude überflügeln wird. Der Focus auf das Kommende kalkuliert alle Wenn und Abers, das Davor und das Danach mit ein. Ein Mechanismus, der funktioniert. Ohne Motor. Automatisch. Ohne Sprit. Stoppen und auf die Bremse treten, warten. Weiter warten. Die Ungeduld lässt der Geduld nur wenig Platz. Es kostet Energie, nicht abzuheben. Dem entgegen gehen, worauf man sich freut und dem zu entfliehen, wovor man Angst hat.
Vorbei ist es nie und unendlich ist es immer.

Friday, October 12

29 grad

und keine Wolken am Himmel. Und schon beginnt das erste Stöhnen, dass es aber nicht noch wärmer werden sollte. Na, noch nicht wirklich. Aber lange wird es wohl nicht mehr dauern.

Es kann kein schöneres Wetter geben, um meine Sister in weniger als einer Woche am Flughafen abzuholen. Die Vorfreude steigt ins Unermessliche, es ist kaum auszuhalten. Bis es endlich sicher war, dass sie kommt, mussten wir uns gedulden. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er vorher schon was erleben. Ein Wirrwarr von unterschiedlichen Informationen, das Wiegen in Sicherheit, das Kippen in Unsicherheit. Alles nur aufgrund eines einzig kleinen fehlendem "S" am Ende. Jetzt steht es endlich mit viel Aufwand und Kosten geschrieben auf einem der wichtigsten Tickets unserer Welt. Die Australier bewiesen einmal mehr ihre Einzigartigkeit und Eigentümlichkeit, was die Einreise von außerhalb lebenden Lebewesen anbelangt. Alles ist eben durchstrukturiert, Flexibilität ist nicht drin. Micromanagement heißt das Zauberwort, das ich schon im Sinn erkunden musste als ich meinen ersten Konfliktkurs für die Uni vorbereitet habe. Fest definiert steht dieses Wort da und wird ohne Abschweife im engsten seiner Bedeutung gebraucht. Ein Danebentreten ist unerwünscht, dann muss man ja um die Ecke denken und kreativ sein.

Ich habe sie weg gefegt, und das sage ich jetzt wohl wirklich arrogant, oder es wirkt für den Leser so. Meinen Mediationskurs für die Kollegen habe ich so präzise geplant wie lange keinen Kurs zuvor. Und dann stand ich ihnen gegenüber und habe gezeigt, wie man präsentieren und vermitteln kann. Die Aufregung war wie weg geblasen, so sehr war ich in meinem Element. Nach drei Stunden Workshop war ich ausgepowert, glücklich und absolut erschöpft. Meine Beine waren schwer, die Füße taten weh. Mein Kopf war frei und meine Emotionen taten meinem Selbstwert so viel Gutes. Hah! Kann ich da nur sagen.

Am Tag danach habe ich von allen Rückmeldungen bekommen, die mich gefreut haben. Sie hatten so etwas wohl wirklich nicht erwartet. Und gerade deshalb war es mir ein innerer Vorbeimarsch. Gereicht, doch einen Job angeboten zu bekommen, hat es nicht. Die Enttäuschung diesbezüglich kann ich nicht weg denken, es waren doch zu viele Hoffnungen damit verbunden. Das "excellent" von meinem Boss tat gut. Mehr konnte er nicht geben.

Am 23. November hat der Zauber sein Ende gefunden.

Sunday, October 7

Cirque du Soleil - Im Zirkus der Sonne

und das erste Mal mit einem befreundeten australischen Paar essen in einem Restaurant.

Die Zwiebeltürme am Swan River erregten schon lange meine Aufmerksamkeit, wenn ich daran vorbei gefahren bin, oder in der Presse von diesem berühmten Zirkus gelesen habe. Assoziativ ist die Erinnerung an Berlin präsent und die Bilder, wenn dieser Cirus auf dem Schloßplatz in Berlin gastierte. Ich bin immer nur vorbei gefahren.

Gestern waren wir für 117 Australische Dollar (teuerste Karte 250 AD) pro Kopf zum ersten Mal Zuschauer. Ein Eintritt in eine Zauberwelt. Das himmelblaue Dach, die runde Bühne, die zu Beginn noch im Dunklen liegt, die Konstruktionen in der Höhe lassen Spannendes vermuten. Das Program heisst "Varekai" (übersetzt "wherever", wo auch immer). Die globalen Wanderer unterwegs in einem Zauberwald, in dem alles möglich ist. Ein junger Mann fällt vom Himmel (schwebend, in weiß gekleidet mit Flügeln, die er am Boden verliert, er verliebt sich und findet am Ende sein Glück in der Ehe). Doch die Story war mehr als diese einfache Beschreibung dessen, was wohl der Faden sein sollte. Letztendlich war es eine Aneinanderreihung diverser akrobatischer Hochleistungen, die schon auch mal das Herz aussetzen ließen.

Cirque du Soleil gastiert parallel an vielen anderen Schauplätzen der Welt und hat derzeit 15 verschiedene Programme zu laufen (In Hamburg "Delirium"). Ich muss zugeben, dass ich dachte, dass das ein Wanderzirkus ist und habe dank der gestrigen Erfahrungen wieder eine Bildungslücke füllen können.

Der canadische Circus ist über 20 Jahre aktiv und hat seinen Ursprung in Quebec (französischer Teil in Canada). Deshalb hatte ich wohl gleich zu Beginn das Gefühl, Europa kommt zu mir. Die Vielfalt der Farben, die Kostüme, die Sprache (manchmal französischer Gesang, manchmal wohl eine Art Kunstsprache). Ja, dachte ich, das ist es was den Unterschied ausmacht. Übertragen auf die vielen Kulturen in Europa, so abgegrenzt und so intensiv - einfach herrlich. Das Zusammenleben vieler Kulturen hier in Perth ist auch etwas besonderes, es kann aber niemals wirklich diese tiefer gehenden Vielfalten und Besonderheiten wiedergeben.

Das ist es, was fehlt. Und es wurde mir schlagartig bewusst, als die erste Stimme erklang und die Musik ertönte.

Anschließend noch etwas essen und das Erlebte austauschen - ein netter Ausklang. Wie beschreibt man all diese gesehenen Attraktionen auf englisch, wie die dazu gehörigen Emotionen? Es geht, aber es ist immer ein Rest, den wir nicht ausdrücken können. Schade. Dennoch lernen wir, wie die ein oder andere Attraktion im Englischen genannt wird.

Unser Abend endet auf der gegenüberliegenden Seite des Flussufers, in South Perth. Wir setzen über mit der Fähre und erleben schon beim ersten Versuch, einen Tisch zu ergattern eine Niederlage. Alles reserviert. Doch ein paar Meter weiter werden wir glücklich. Dachten wir zumindest.

Die Speisekarte bot auserwähltes Essen, welches seinen Preis hat. Nun gut, wir bestellen. Und dann saßen wir da, worüber sprechen? Wir fremdelten ein bisschen und bemühten uns das Gespräch aufrecht zu erhalten. Bestellen wir einen Wein? Die beiden waren sich nicht einig und irgendwie hatten wir das Gefühl, dass es ihnen zu teuer war. Es aber nicht sagten. So blieben wir jeder bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier. Wie macht man das, wenn man sich nicht wirklich kennt. Einfach aussprechen, dass es zu teuer ist und es besser wäre zu gehen? Keiner will das Gesicht verlieren, also durch die Mitte. Am Ende haben wir mehr bezahlt, als wir errechnet hatten. Denn die Bedienung hat uns schon mit der Vorspeise für vier Personen übers Ohr gehauen. Der Ärger war groß. Hinterher.

Gemeinsam ein nettes Essen beginnen mit einem Anstoß der Gläser. Man macht es hier wohl etwas anders. Letztlich dann doch zum Wohl gesagt und uns dabei nicht in die Augen gesehen. Der Service war nicht wirklich gut, wie wir mittlerweile schon an mehreren Orten erleben mussten, obwohl es teuer war. Circa 6 Personen bedienten uns in 1,5 Stunden. Alles schnell, oberflächlich und so tuend als wüsste man, wie es geht. Diese Erfahrung, oder diesen Eindruck können wir nicht wirklich teilen mit unseren australischen Freunden. Thomas schubst mich an, als ich beginne, ein Gespräch darüber zu führen. Okay, anderes Thema. Und so bleiben wir letztendlich an der hohen Rechnung hängen. Schade!

picture source: http://terroirbyte.blogspot.com/2007/06/cirque-do-soleil.html

Friday, October 5

Freitag abend, kurz vor halb acht

Klientin, 33 Jahre alt, studiert im vierten Jahr Psychologie, steht kurz vor ihrem Bachelor degree, hat Beziehungsprobleme mit ihrem Partner, der eine bipolare Affektspsychose hat (auf deutsch, manisch-depressiv), es ist meine letzte Klientin heute, am Freitag, um 3 Uhr, wie immer, die Schlimmsten kommen zuletzt, mittlerweile bleibe ich gelassen, als ich sie im Wartezimmer abhole, dachte ich, dass das wohl nicht klappen wird mit uns beiden, wieder Erwarten aber dann doch, sie wurde als Kind sexuell missbraucht, hat also neben ihren Beziehungsproblemen genügend anderen Stoff, über den sie berichten kann, doch es ist heute eher Thema, wie sie mit ihrem Partner leben soll (der, wenn er manisch ist, mehre Beziehungen, oder Techtelmechtel eingeht, um danach zu gestehen und um Gnade zu bitten), nun versucht sie wieder Vertrauen aufzubauen, doch das ist schwer, außerdem ist ihr Studium das Wichtigste, sie wollte das so sehr machen (ach, da erinnere ich mich an meinen eigenen Weg), schlussendlich ging es darum irgendwo eine Lücke zu finden, damit sie wieder zu Kräften kommt, sie arbeitet 20 Stunden die Woche an zwei Tagen, das kann sie nicht ändern, denn Studium und Leben wollen/müssen finanziert werden, also doch, am Studium drehen, zumindest um einige Fristverlängerungen bitten

Klientin, 25 Jahre alt, indischer Herkunft, internationale Studentin, hat Krach mit einer ihrer Mitbewohnerinnen, bereits seit Februar, das führte so weit, dass alle ihre eigenen Freunde nichts mehr von ihr wissen wollen, ihre Mitbewohnerin hat ihrer Meinung nach alle manipuliert, nun trinkt sie (die Klientin) und schläft somit die Nächte durch und verpasst am Ende immer häufiger ihre Vorlesungen, vor 2 Wochen hat sie dann auch mit bekommen, dass sie einen Test vergessen hat und nun steht da "nicht bestanden", das heisst, dass sie die gesamte Unit wiederholen und natürlich zahlen muss, hat sie denn schon mit ihrem Lecturer gesprochen, wollte ich wissen, ja natürlich, er sagte, dass er ihr eine zweite Chance gibt, wenn sie für diesen Tag (der ca 2,5 Wochen zurück liegt) ein medizinisches Zertifikat vorlegen kann, wusste ich es doch, denn vor dem Ende der Sitzung war immer noch so ein Gefühl in mir, dass sie was anderes wollte, bevor sie mich fragte, ob ich ihr ein Zertifikat ausstelle, verdeutlichte ich ihr, dass ich das nicht machen kann, schließlich war sie vorher nie bei mir und es ist eben schon ein Stückchen her, dann sagt sie, ja es würde reichen, wenn ich einfach nur schreiben würde, dass sie hier war, ich verneinte, so hart das auch war, ihre enttäuschten Augen versuchten meiner Erklärung etwas abzugewinnen, denn letztendlich (habe ich jetzt nicht so ausgeführt) würde ihr das nicht helfen, genau das ist das Muster mit Alkoholikern, alle helfen, und dem Betroffenen ist nicht wirklich geholfen, ich wollte mich nicht einreihen, ihre Trinkgewohnheiten weiter zu unterstützen, Sorry! Ich empfahl, dass sie noch einmal mit ihrem Lehrer spricht, wenn es ihm reicht, dann können wir noch einmal darüber reden, letztendlich hat mich der Lecturer angerufen, am Ende waren wir uns einig, dass nicht der Weg der Unterstützung ist, denn sie braucht.

Meine erste Klientin heute kam mit ihrem Freund, das war nicht angemeldet, nun denn, dann eben beide, nachdem wir schon mehre Sitzungen zum Thema Angermanagement (Umgang mit eigenen Aggressionen) verbracht haben und heute alles Revue passieren lassen wollten, geriet mein Konzept am Anfang ins Schwanken, zum Glück bestätigte ihre Partner, dass sie sich wesentlich gebessert hat, was sie von sich selbst auch zufrieden berichtete, wenn da nicht noch was anderes wäre, nein, diese Zutaten nehmen wir jetzt nicht, das dann in einer neuen Sitzung, sie will jetzt auch Psychologie studieren, viel Glück

Ich beginne, meine Langzeitklienten nun auf einen Abschied vorzubereiten bzw. die letzten sechs Wochen die Sessions zu Ende zu bringen, oder sie an einen anderen Psychologen zu vermitteln. Wie es mir damit geht? Schlechter, als ich jemals erwartet hatte. Habe ich am Anfang doch sehr viel rum genörgelt, wollte mich in diese klinische Arbeit nicht einfinden, mag ich sie jetzt nicht mehr hergeben. Dennoch will ich nicht unfair sein, ich habe ja etliche Spielwiesen bekommen und mehr als erhoffte Erfahrungen machen können, als ich mir überhaupt vorstellen konnte.

Mein Unterbewusstsein ist mehr als unruhig, denn jetzt heisst es wieder auf die Straße zu gehen und zu werben. Ich bin müde und erschöpft, jetzt schon, wo es noch nicht wirklich angefangen hat. Und gespannt, was da Neues kommt und genervt, wieder von vorne anzufangen.

Monday, October 1

Surfsaison eröffnet

Cervantes 2007, der Frühling ist hier schon ein Müh weiter.

Letzten Freitag in Perth sah es noch nicht so aus, dass das Wetter ohne Regen kann. Abends auf dem Campingplatz angekommen, schaffen wir es gerade noch so, ein kaltes Bier beim Sonnenuntergang zu genießen, bevor wir unsere Zelte aufgeschlagen haben.
Es ist früh dunkel und mit der Dunkelheit an diesem Abend waren Feuchtigkeit und Kälte recht unangenehm. Die Schlafsäcke waren klamm und der Abend um halb elf zu Ende. Jippie - ins lauschige Campingsäckchen.

Der Morgen am Samstag beginnt mit viel Sonne, die Wolken sind weg, wir genießen unser Draußenfrühstück bei Sonnenschein und packen das Auto wieder voll.

Natürlich nur mit Klamotten, die wir zum Surfen brauchten. Eine Kollegin von mir hat mir am Freitag noch ein Wetsuit gebracht, in dem ich schon auffalle, ohne dass ich auch nur einen Fuss auf das Brett gesetzt habe. Die Beine passten, der Oberkörper war wesentlich zu groß. Ich sah aus wie ein Michelinmännchen, dass sich verirrt hat. Bilder haben wir davon natürlich nicht gemacht.

Die ersten Versuche auf das Brett zu kommen gingen wesentlich einfacher als im letzten Jahr. Da bin ich ja nicht mal rauf gekommen. Dank des Wetsuit, das ich letztes Jahr nicht hatte, habe ich mich nicht mehr um das Drum herum kümmern müssen. Das war gut, so konnte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Erste Versuche sind zu sehen. Meine Fortschritte sind nicht dokumentiert.

Nachdem mir lange genug jemand das Brett gehalten hat, habe ich es solange alleine probiert, bis zumindest schon mal ein paar Meter vorwärts kommen raus gekommen ist.

Während die Profis in unserer Runde über diverse technische Feinheiten gesprochen haben, bin ich in Gedanken immer noch beim Üben. Irgendwann musste ich aufhören, weil Konzentration und die Hände nicht mehr wollten. Es war nicht so sehr ein Kraftakt, mehr, dass immer wiederkehrende frustriende Erlebnis nicht soo... weit voran zu kommen. Die Hände waren vom Raufziehen des Segel kurz vorm Blasendurchbruch. Nun bin ich angesteckt und will mehr.
Ja ja, es sieht noch etwas verkraft aus. Ich hatte großen Respeckt vorm Segel und davor, dass ich wirklich los surfe. Außerdem war der Baum viel zu hoch.

Wir haben herrliche Tage in Cervantes verbracht, einer der schönsten Fleckchen zum Surfen und zum Erholen im Umkreis von 260 km von Perth. Mit uns waren viele Reisende unterwegs. Schließlich war Feiertag und Ferienbeginn. Das ist nicht anders als in Deutschland. Plötzlich kommen alle aus ihren Nestern.

Bei mehr als 25 Grad tagsüber bleiben Sonnenbrände nicht aus. Ich habe mir die Fuss-Spannen ordentlich verbrannt. Es ist wieder Zeit, sich mit LF 50 einzucremen, damit man weiß bleibt. Sonst heisst es nachher noch: Ein Indianer in Australien.





Wednesday, September 26

Im Leben einer anderen Kultur




und was sonst noch so passierte ...
Thomas Superobjektiv ist umgetauscht und macht brilliante Aufnahmen, nun können wir auch in Nachbars Garten schauen. Wenn da nicht diese komischen Zäune wären, von denen kein Australier erklären kann, warum sie denn nun da sind.
Nachfragen, warum was wieso, ist hier nicht gelernt, gewünscht oder bekannt. Wir hören täglich, wie wir uns zu verhalten haben, wenn Frauen geschlagen werden, wenn Menschen in der Öffentlichkeit rauchen, wenn man was sieht, was einem komisch vorkommt. Für alles gibt es eine Hotline. Das Toilettenpapier muss man aber noch selbst kaufen.

Thomas war anfang der Woche beim Arzt wegen seiner komischen Entzündung am Kopf, von der er nicht wusste woher er das hatte. Meine Phantasien konstruierten kleine Spinnen unter seiner Stirn. Thomas selbst sagte, dass er mal gehört hat, dass das auch Larven sein könnten, die dann nachdem der Eiter aufgebrochen ist, beflügelt ihren Wirt verlassen. Wie eklig ist das denn. Also doch lieber zum Arzt. Der hat aus einem Meter Sicherheitsabstand mit der Taschenlampe drauf geleuchtet und gesagt, es wäre eine Entzündung. Aha, haben wir uns das doch gedacht. Die Frage, woher denn oder was für eine Entzündung das ist, blieb im Raum stehen. Der Arzt sagte, dass tut doch nichts zur Sache. Ah, ich vergaß, hier fragt man nicht nach. That's fine. Auch nach fast einem Jahr Hierseins. Wundert es mich immer noch, wie das funktioniert. Die Oberfläche muss eigentlich schon so voll sein, dass sie schon eine Unterschicht von einer neuen Oberfläche geworden ist, oder so. Es entwickelt sich.

Wundernde Klienten sind mir wieder begegnet, die im Gespräch feststellten, dass Menschen unterschiedlich sind. Komisch. Sie sind offen, für Aufklärung und saugen das auf. Das freut mich wiederum, habe ich auch mal was anderes zu tun, als weinende 18jährige Mädchen zu trösten, die schon Antidepressiva schlucken müssen, weil sie mal unhappy sind. Noch Fragen? Manchmal kann ich mein Entsetzen nicht verbergen und wenn ich gefragt werde, was ich davon halte, so früh schon Medikamente zu nehmen, auch antworte.

Das Wetter hält uns in Trapp, wir frieren noch. Das erste Campingwochenende steht vor der Tür, dank Queen Mum, die ihren Geburtstag hat. Ja ja ich weiß, sie hat ja eigentlich im April Geburtstag. Aber wenn man königlicher Abstammung ist, darf man das Volk auch mit mehren solcher Anlässe beglücken. So haben wir Montag frei und wieder eine verkürzte Woche im Anschluss.

Der absolute Wahnsinn ist, dass ich zu meinem Geburtstag, den ich erstmalig im Frühling begehe, Familienbesuch bekomme. Achtung ... Meine Schwester kommt. Wieder einmal mehr bin ich eines besseren belehrt und vermeide das Wörtchen "nie". Man sollte niemal "nie" sagen. stimmt. Es gibt kein schöneres Geschenk! Die Vorfreude kommt der der Vorfreude im Kinde gleich, das die Weihnachtsstimmung kaum aushalten kann.


Wednesday, September 19

Horoskope und Begegnungen

Natuerlich glaube ich nicht an Horoskope, aber …
Ich lese sie gerne und ertappe mich manchmal, dass ich ueberpruefe, ob das alles eingetreten ist, was ich gehoert oder gelesen habe.

Das Horoskop von Dienstag versprach Hoehenfluege. Ich las es aber erst Abends und erwartete nach einem anstrengen Arbeitstag nichts dergleichen. Man soll den Abend nicht vor den Morgen loben, oder umgekehrt? Wie auch immer. Es erreichten mich aus Deutschland umwerfende Nachrichten, die mehr als vier Sterne wert waren.

Heute im Auto auf der Fahrt zur Arbeit bin ich daran erinnert worden, als Waage zu meinen Wurzeln zureck zu kehren, oder besser, meine Wurzeln nicht zu vergessen. In der Mittagspause zum Friseur spricht mich die Hairdresserin darauf an und ich dachte, ups, hat die das gleiche Horoskop? In der Eile zu meinem Buero zurueck mit frisch gewaschenem und geschnittenen Haar, den Kopf frei geniesse ich eine Stunde Vortrag von einer Psychologin, die eine Aborigini ist. Worueber spricht sie? Ueber ihre Herkunft, ihre Geschichte und ueber ihre Wurzeln.

Sie fuehrte uns gleich zu Beginn vor, in dem sie uns bat, uns vorzustellen und was wir noch sagen wuerden, wenn wir mit jemanden zusammen arbeiten wollen. Am Ende stellte sie sich vor. Aber ganz anders und sie begann mit „ Ich bin eine Grossmutter von ... Kindern, und Mutter von ...“. Anschliessend fragte sie uns was der Unterschied ist und hob unterschiedliche Wertigkeiten in unseren Wertesystemen hervor. Ein gelungener Einstieg.

Sunday, September 16

Wild flower saison











Mich laust der Affe


http://www.gifs.ch/affen/affen3.htm

Klient, 23 Jahre, groß gewachsen, farbig, sportliche Figur kommt und will einen Apointmentcounsellor sehen. Ich habe Dient als AC (so unsere Abkürzung). Er lächelt, als ich ihn aufrufe, hat einen gleichmäßigen Schritt und eine aufrechte Körperhaltung. Interessant - was ihn wohl hier her bringt. Und das ist meine erste oder zweite Frage.
Er antwortet, dass er kein Anliegen hat. Aha, ich denke und warum wastest (vergeudest) Du meine Zeit?, und frage, warum er denn er hier ist. Er sagt, weiß er auch nicht. Ich denke, was ist das denn für eine Form von Störung und frage, was er an der Uni macht. Er antwortet, er studiert Psychologie. Ich lächele und sage, so so, das ist ein Test. Er schmunzelt. Nun gut, dann wollen wir mal. Machen Sie mal den Mund auf. Es war nichts zu sehen, nichts entzündet, nichts geschwollen, alles sehr gesund. Schlussendlich habe ich ihm unseren Service erklärt und auch Themen benannt, die Clienten zu uns führen. Als ich von Beziehungsprobelmen sprach, sagte er, ja er hat noch nie eine gehabt. Ich gab zu verstehen, dass das doch ein Thema sein könnte. Er sollte mal darüber nachdenken und wieder kommen, wenn es tatsächlich ein Problem ist. Irgendwie eine lustige Begebenheit. Zu reden gibt es immer was.

Wieder eine Woche rum, mit Rucksäcken voller Stories, Tränen, steifen Körpern, unsicheren Blicken, leisen Statements, Diskussionen, kleinen Ärgernissen, und auch Erfolgen.

Nebenbei stürmt, regnet es und scheint wieder die Sonne. Den kleinen Gasheizer habe ich immer noch im Betrieb. Es wird nur langsam spürbar wärmer. Der Frühling zögert.

Politisch bin ich hier überhaupt nicht informiert. Es geht an mir vorüber. Ab und an nehme ich eine Zeitung mit und durchwälze dieses viele Papier, dass mehr voller Werbung als von Nachrichten bestückt ist. Internationale Neuigkeiten lese ich im Netz oder sehe auch mal das heute journal via internet. In Deutschland war ich mehr informiert. Hier nicht. Warum, weiß ich nicht. Auf der Arbeit ist das kein Thema, aller höchstens, wenn wieder irgendwo eine Leiche gefunden wurde, oder das Thema Wasserverbrauch diskutiert wird. Das Fernsehen wird hier im Moment von diversen footbal, rugby etc. Sendungen dominiert. Das ist eher nicht mein Interessensgebiet. Ansonsten laufen hier die Showsendungen wie in Deutschland auch, Australian Idol (Deutschland sucht den Superstar), American Model (Topmodel Deutschland) und noch eine Tanzshow (weiß nicht, ob es das in D gibt). Die ist wirklich interessant. Junge Leute, die tanzen, dass mir die Ohren schlackern und mich in meine Vergangenheit katapultieren. Manchmal zu Tränen gerührt, was sie leisten. Es fasziniert mich.

Alles in allem steckt so viel Vertrautheit in diesen Shows, da sie auf der ganzen Welt laufen und ein Stück Verbundenheit darstellen. Nur zu wissen, dass es das hier auch gibt, hebt das Gefühl, nicht wirklich am Ende der Welt zu sein.


Wednesday, September 5

Mit einem Bein auf der Couch - Buch ist erschienen

In meinem Briefkasten gab es heute eine Überraschung der ganz besonderen Art. Das Buch mit dem Titel "Mit einem Bein auf der Couch" von Katrin Panier-Richter hat einen langen Weg hinter sich. Nicht nur den von Deutschland nach Australien, sondern auch den Weg des Werdens.

Ich durfte Teil dieses Buches werden, indem Therapeutengeschichten geschrieben sind. Nein nicht über Klienten von Therapeuten, sondern über den/die Therapeut/in selbst. Ich weiß gar nicht mehr wirklich, wie es zustande gekommen ist, dass auch ich von der Autorin interviewt worden bin. Ich werde in diesem Blog mal nachsehen, denn es steht ganz sicher etwas darüber drin.

Ich habe Katrin noch nicht einmal sehen können, unser Kontakt entstand mitten in meinem Umzug nach Australien. Also haben wir ein wenig improvisiert und die Wunderwelt der Kommunikation via Internet und Telefon genutzt.

Ich mache Werbung. Das Buch kann beispielsweise bei amazon bestellt werden, oder bei der Autorin selbst und ist für 16,90 € durchaus erschwinglich.

Als ich heute auf die Schnelle mal durch geblättert habe, bin ich auf die Passage gestoßen, in der ich davon erzähle, wie lange es wohl dauern wird, bis ich hier als Psychologe anerkannt bin und arbeiten darf. Das ist alles nicht mal ein Jahr her. So viel ist passiert. Ich bin mittendrin!

Ich danke der Autorin, Teil des Buches zu sein. Es erinnert mich an so viele bewegende Momente in meinem Leben und es macht mich neugierig auf die Geschichten der anderen Therapeuten.