Sunday, May 31

Filme, die bewegen

Samson and Delilah. Ein Film über zwei junge Aboriginis, deren Leben dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" gleicht. Und dennoch ist er von wesentlich tieferer Komplexität, die man beim ersten Mal sehen, gar nicht erfassen kann. Tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Scham und Trostlosigkeit. Sie leben als Kinder ohne Eltern in einer Aborigini Community. Die Augen sprechen eine Sprache, die keiner Worte bedarf. So ist der Film nur von wenigen Worten begleitet. Zwischendurch Momente eines kichernden Humors, der Sekunden hält und dann wieder verlischt. Der Zuschauer ertappt sich dabei, selbst mal in einer ähnlichen Rolle gewesen zu sein. Beschämtes Weggucken, eine sehr vertraute Reaktion. Wer den Film sehen kann, sollte dies unbedingt tun, wenn er an dem Leben von Aboriginis interessiert ist. Der Film hat nichts mit Walkabouts or anderen spirituellen Dingen zu tun, die immer wieder Hauptgegenstand diverser Romane sind. Der Film spiegelt pure Realität. Er zeigt auch, dass es keine Möglichkeit gibt wirkungsvoll zu helfen. Das, was wir meinen wäre gut für andere, funktioniert hier nicht.
Der Reconiciliation Act von 1960 sollte und steht immer noch für Wiedergutmachung. Häufig werden Massen von Geld in die Communities gepumpt, das irgendwo versickert und nicht dem Erfolg entspricht, den es haben soll. Kein Geld der Welt kann die Geschichte auslöschen und wieder gut machen. Das kennen wir ja von überall auf der Welt. Die Eingliederung und die Unterstützung zur Integration in Gesellschaft und Arbeit zeigen kleine Erfolge. Die Uni, an der ich arbeite, hat die größte indigenous Fakultät in Australien. Studenten und Mitarbeiter werden großzügig gefördert. Ich habe in letzter Zeit viele der Mitarbeiter dieser Fakultät bei mir sitzen. Weiße Mitarbeiter fühlen sich benachteiligt, unfair behandelt und sind überzeugt, dass wenn sie sich beschweren würden, dies als Rassismus ausgelegt wird. Nicht so sehr von ihrem Kollegen, eher von der Uni. Ein Konflikt, der nur durch Kommunikation zu lösen wäre. Leider läuft die Kommunikation vorwiegend per Email oder strikten Anweisungen. Mir sträuben sich ab und an die Nackenhaare über Ungerechtigkeiten, die nicht aufgedeckt werden können, weil Mitarbeiter Angst haben, ihren Job zu verlieren und als diskriminierend abgestempelt werden. Ich habe in zwei Wochen mit der Fakultätsleiterin und einem weiterem Manager der Fakultät ein Gespräch darüber. Ich bin schon sehr gespannt, wie dieses Treffen laufen wird.
Zwei Mitarbeiter dieser Fakultät erarbeiten die Eingliederung eines Seminars über Geschichte etc. der Aborigini für jeden Studiengang. Egal, ob jemand Ingenieurwesen, Chemie oder Sport studiert, jeder muss dieses Seminar belegen. Zwischen diesen beiden Kollegen, der männliche ein Aborigini spricht seit einem Jahr nicht mehr mit seiner weiblichen weißen Kollegin. Diese Kollegin hat dies mehrfach der Fakultätsleiterin mitgeteilt und um Unterstützung gebeten. Bis heute hat sich nichts geändert. Die Fakultätsleiterin gehört einem anderen "Stamm" an, und kommt aus Queensland. Sie hat einen schweren Stand und wird nur von wenigen Mitarbeitern akzeptiert. Wenn man erstmal hinter die Türen sehen kann, wird man mit einem Nebel von Undurchsichtigkeiten konfroniert. Man ist irritiert und orientierungslos.

Tuesday, May 26

Daylight saving

Vorletztes Wochenende gab es die lang ersehnte Volksabstimmung zum Thema Daylight Saving. Es wurde darüber abgestimmt, ob Westaustralien sich weiter an der Umstellung auf die Sommerzeit beteiligt. Schon vorher gingen die Meinungen auseinander, und Argumente wie "es wäre zu lange heiß und die Kinder könnten nicht einschlafen, weil es zu lange hell ist" dominierten einige Gespräche. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass die Mehrheit gegen die Umstellung auf Sommerzeit stimmte. Es lässt einen den Kopf schütteln. Irgendwie war es keine wirkliche Überraschung, wenn doch enttäuschend. Es gab vorab eine große YES/NO Kampagne, die die Anhänger und Gegner einstimmte auf die Wahl. Leider hat die YES Kampagne zu wenig Anhänger gefunden. Wir durften nicht mitstimmen. Ich bin überzeugt, dass das Ergebnis dann ganz anders ausgefallen wäre. Manchmal scheint es immer noch, als ob die Zeit stehen geblieben ist und die Moderne draußen vor der Tür steht. Sie wird einfach nicht rein gelassen und die Menschen hier wehren sich gegen Veränderung. Wir werden uns arrangieren und sehen, wie es diesen Sommer wird. Lange helle Abende, vor allem in der Woche nach Feierabend an den Strand gehen, sind nun nicht mehr zu denken.

Saturday, May 9

Locals

Nachdem Thomas seine Testergebnisse an die Immigrationsbehörde gestern morgen weiter geleitet hat, kam bereits drei Stunden später das Dokument für unser permanent Visum. Nun haben wir offiziell den Status eines Residents in Australien und damit mehr Flexibilität. Was bedeutet das? Thomas kann, wenn er wollte, sich von seiner Firma lösen und sich bei einer anderen Firma bewerben. Das Visum ist immer für fünf Jahre gültig und muss mit Hilfe eines einzigen Formulars erweitert werden. Ebenso wäre es möglich, nach zwei Jahren von heute an die Staatsbürgerschaft zu beantragen. Dies ist unser Ziel, um die vollkommene Flexibilität zu haben. Dann könnten wir jederzeit für längere Zeit, ein-und ausreisen, ohne irgendwelche Visa zu beantragen. Für uns Deutsche gilt aber, dass wir nur eine Staatsbürgerschaft haben dürfen. Ausnahmen bestätigen die Regel und nur, wenn wir eine Ausnahme glaubhaft darstellen können, wäre es möglich die deutsche Staatsbürgerschaft beizubehalten. Für uns ist klar, dass nur diese Alternative in Frage kommt. Bestimmte Jobs können wir hier nicht bekommen, da wir keine australischen Staatsbürger sind. Das alles liegt in weiter Ferne. In der jetzigen Realität bedeutet das Visum auch, dass mein Vertrag an der Uni endlich umgeschrieben werden kann, was einige weitere Vorteile für mich einbringen wird. Lassen wir es geschehen. Eine Kollegin sagte gestern "You are locals now." Vom Status stimmt das teilweise, aber es gehört eben mehr als nur ein Papier dazu.

Thursday, May 7

Die letzte Hürde

Angstschweiß, nasse Hände, der Kopf leer, der Körper bewegungslos. Der Sprachtest initiierte diese massiven Gefühle und sorgte für wenig unbeschwerte Stunden, nachdem er absolviert war. Heute endlich kam die Erlösung. Thomas hat den Test bestanden und damit den Weg für unser permanent Visa geebnet. Well done!

Saturday, May 2

Update

Here I am again.

Wir haben ein weiteres verlängertes Wochenende hinter uns. Mittlerweile ist es Dienstag und ich finde es wirklich angenehm, die Arbeitswoche mit einem Dienstag zu beginnen. Ach, wenn es doch immer so sein könnte.

Wir haben nach wie vor eine Menge zu tun und wollen uns nicht beklagen. Ich habe einige Trainings hinter mich gebracht und hoffentlich den einen oder anderen Teilnehmer gutes Handwerkszeug gegeben. Mein Arbeitskalender ist voll und ich bin froh, dass der Tag nicht noch mehr Arbeitsstunden zu bieten hat. Demnächst steht wahrscheinlich wieder ein Flug nach Kalgoorlie an, um in einem Konflikt zu schlichten. Ich reisse mich nicht gerade darum. Für meinen Chef ist es sicher sehr hilfreich alle Anfragen rund um Konflikte und co. an mich weiter zu leiten. So einfach macht er sich das. So viel vertraut er aber auch.

Der Forschungsantrag ist beinahe fertig und dann heißt es abwarten, bis wir Bescheid bekommen. Ist eine wirklich angehme Abwechslung.

Ich habe endlich eine Mediation abschließen können und die beiden Konfliktparteien konnten sich einigen, wie sie in Zukunft miteinander umgehen wollen. Ein Bomardement von emails errecihte mich einen Tag später von einem der beiden. Er ist immer noch sehr aufgewühlt und hat mit den Folgen der Konfliktgeschichte zu tun. Meinen Vorschlag, ein paar Counselling sessions zu bekommen hat er bisher noch nicht angenommen.

Das ist nun mittlerweile über eine Woche her und wir kommen gerade von einem Sonnenuntergangsspaziergang am Meer. Die Temperaturen lassen keinesfalls auf Herbst schließen. Es ist herrlich warm und sonnig. Bei der morgendliche Radtour kommen immer noch Urlaubsgefühle auf, wenn wir am Meer vorbei fahren. Diese Farben sind so unglaublich intensiv und wunderschön.