Sunday, April 29

Ein Tag zwischen Sonne, Meer, Wind und Wolken







Wenn zwei sich streiten

... dann muss das keinen weiter stören.

Nach unserer 600 km langen Fahrt heute in den Norden, um auch Kängurus zu sehen, mussten wir erst wieder in der unmittelbaren Nähe von Perth sein, um unsere Geduld zu belohnen. Auf einem wunderschönen Friedhof in einem groß angelegten Park grasten so viele Kängurus, dass wir uns ausreichend satt sehen und genießen durften. Francie war außer sich vor Freude. Wir konnten so nah heran und sahen auch, wie zwei Kängurus miteinander kämpften. Die Stille drum herum versetzte in uns in eine ruhige Stimmung.

Selbst Thomas lag zum Schluss auf dem Boden, um tolle Tieraufnahmen machen zu können. Auch das war ein Anblick :-)

Mittlerweile war ich selbst nun schon dreimal bei den pinnacles. Es ist eben eine Naturattraktion, die wir unseren Gästen nicht vorenthalten wollen. Das Spiel des Wetters umrahmte den Tag mit Sonne, Sturm und Regen. Beim Picknick am Meer (zwei Meter vor den brandenden Wellen) mussten wir drinnen sitzen bleiben. Draußen wäre uns das leckere Zwischendurch abgehoben.

Francie ist heute den 4. Tag bei uns und ich weiß schon beinahe wirklich nicht mehr, was wir alles gemacht haben. Gestern waren wir im Swan Valley, haben Wein probiert, Schokolade genossen und Menschen beobachtet.

Außerdem haben wir ein Pferdegestüt gefunden, auf dem Francie und ich übernächsten Montag eine Stunde mit Begleitung reiten dürfen. Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen und hatte es auch gar nicht vor. Doch bin ich gebeten worden bezgl. der Kommunikation mitzureiten. Na das kann ja ein Spaß werden.

Der Herbst zeigt sich auch hier bunt. Im Weinanbaugebiet sind die Blätter farbig und sehen sehr zerbrechlich aus. Die Ernte ist vorbei, der Wein kann nun gekostet werden. Und wie der schmeckt. Bei so einer Reise durch das Wein Valley kann man sich betrinken, wenn man überall anhält und nur ein Schlückchen verkostet.

Herbst in Australien

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Friday, April 27

A Cola

Die Sonne begrüßt uns am frühen Morgen. In der Küche klappert bereits das Geschirr, der Gasherd wird in Betrieb genommen, die Mikrowelle auch. Francie ist aktiv und sorgt für ein ausgiebiges Frühstück. Verwöhnprogramm ist angesagt.

Während ich Thomas zur Arbeit fahre hat Francie den PC bereits zum Laufen gebracht, um ihre Emails zu checken. Ich kann so nachvollziehen, wie sie sich über Post freut und dass sie allen berichten möchte, was hier so passiert.

Abends müssen wir uns dann zu dritt mit zwei Internetzugängen arrangieren und können dies gut organisieren. Die Zeitverschiebung macht den Tag lang, denn in Deutschland jemanden per Telefon oder Skype zu erreichen bedeutet, dass wir länger als 22.00 auf sein müssen. Francie scheint das nichts auszumachen. Für die Kommunikation in Australien haben wir Francie eine Handykarte gekauft, so dass sie uns im Fall der Fälle anrufen kann.

Im Nachhinein fallen mir immer noch ein paar Geschichten ein, wie wir hier her gekommen sind. Im Flieger beispielsweise hat Francie nicht ein einziges Video gesehen, sondern ausschließlich Musik gehört. Ich war erstaunt und beeindruckt. Den ersten Teil des Fluges (von Hamburg nach Dubai) hat sie nicht einmal geschlafen, so dass ich schon dachte, dass sie bis Perth wach bleiben will. Ich war da nicht ganz so fit und bin einige Male eingeschlafen. Zwischendurch wurden wir gut verpflegt und als das erste Mal eine Stewardess kam und nach unserem Getränkewunsch fragte antwortete Francie "A Cola". Ich musste schmunzeln. Letztendlich hat sie bekommen, was sie wollte. In Dubai auf dem Flughafen hat Francie schnell das Prozedere (Ein- und Ausschecken) verstanden, so dass ich mich schon fragte, warum wir einen Begleitservice für die Rücktour organisiert haben. Nachdem wir dort endlich zwei Liegestühle ergattert haben, bin ich noch einmal los, um Getränke zu besorgen. Als ich wieder kam, war mein Platz immer noch leer. Francie hatte es geschafft alle Platzsuchenden zu vertreiben. Die frisch gekauften Getränke konnten wir eigentlich nicht mit in den Flieger nehmen. Darauf wurden wir nach der Gepäckkontrolle beim Boarden in den nächsten Flieger aufmerksam gemacht. Brav versuchte ich, meine Flasche Wasser und Cola auszutrinken, bevor wir ins Flugzeug stiegen. Als wir in Perth unsere Koffer auspackten sah ich, dass Francie einfach beides mit genommen hat.

Heute werden wir wieder auf die Piste, es gibt eine Menge zu sehen. Tagsüber begleiten uns ca. 23 Grad. In der Sonne ist es ganz schön warm und ich merke den direkten Unterschied der Intensität zu Deutschland. Hier zwiebelt es schon auf der Haut.

Thursday, April 26

Bäume wie Grünkohl

Unser Anflug auf Perth war am frühen Abend, so dass wir die Küste und das Land sehen konnten. Francie sagte, dass die Bäume hier wie Grünkohl aussehen. Was für eine Assoziation :-). Und tatsächlich mit etwas mehr Fantasie sehen die Bäume aus der Luft wirklich so aus.

Nach einer erholsamen Nacht in einem ordentlichen Bett und endlich ausgestreckten Füßen gabs heute morgen schon ein Zauberfrühstück. Wir waren schon um 7.00 wieder auf den Beinen und gut ausgeschlafen. Der Kaffee ließ Francie erst recht wach werden, stark genug war er.

Unseren ersten gemeinsamen Tag haben wir schon ordentlich etwas unternommen. Francie hat schon die City begutachtet und erste Läden entdeckt, in denen es sich gut shoppen lässt. Nebenbei beschreibt sie ihren Eindruck, dass es hier schön bunt ist. Ich bin mal wieder erstaunt in welche Worte sie ihre Erlebnisse kleidet. Ich sehe das Bunte nicht mehr und schärfe meine Aufmerksamkeit.

Dank Skype telefoniert Francie in die Heimat, um alle Freunde und Familie an ihrem Aufenthalt hier zeitnah teilhaben zu lassen. Ich bin fasziniert, wie sie hier alles in sich aufsaugt und welche Energie sie wach bleiben lässt. Immerhin fehlen uns 6 Stunden Zeit.

Abends müssen wir Socken und lange Hosen anziehen, um ohne Zittern das lecker gekochte Abendbrot genießen zu können. Mittlerweile erahne ich, was Thomas immer meinte, als er im letzten Jahr von der Kälte berichtete. Da war es aber auch schon Juli und später. Jetzt haben wir gerade erst mal Herbst.


Zwischen den Planeten

Mittlerweile bin ich wieder in Australien und habe einen Gast mit gebracht. Die Reise haben wir gut überstanden und dank diverser Medien im Flieger recht kurzweilig verbracht. Francie sagt, dass sie sich wie auf einem anderen Planeten vorkommt und beginnt sich einzuleben.

Mein Deutschlandaufenthalt wird mir recht intensiv in Erinnerung bleiben, beruflich wie auch privat. Mein Ankommen gestern sorgte in mir für etwas Heimweh, das ich bis jetzt hier noch nie so erlebt habe. Sicher hatte das auch etwas mit der "Kälte" zu tun. Es ist abends wie auch morgens ordentlich frisch in Australien. Da muss ich mich erst wieder dran gewöhnen. Kann eben nicht mal so einfach die Heizung aufdrehen.


Friday, April 13

Allen Enttäuschten

In Deutschland zu sein bedeutet für mich Freude des Wiedersehens, aber auch Arbeitsdruck, Stress, Jedem gerecht werden, von einem Ort zum anderen fahren/gehen/laufen, Wünsche erfüllen, Hoffnungen befriedigen und Erwartungen stillen.

Nicht alle Freunde oder Bekannte konnte ich wiedersehen. Nicht alle von Ihnen haben einen Versuch unternommen, mich zu kontakten. Dennoch werden Enttäuschungen formuliert, die mich traurig machen, aber auch verärgern.

Nur wenige Freunde konnte ich treffen, zu wenig Zeit konnte ich meiner Familie spenden. Es ist wie in der Mitte eines Tau's zu stehen. Dabei wurmt mich die "Bequemlichkeit" so manch Einem, der nichts dafür tut, mich zu treffen oder zu sprechen. Mich wurmt, dass so manch Einer enttäuscht ist, obwohl er nicht das Recht dazu hat.

Hinter mir liegen 16.000 km Flug, zwei Zeitumstellungen, 4 Wochen Deutschland, zig Telefonate, 3 mal 8 Stunden Kurstage, und viermal mehr Vor- und Nachbereitungen dafür. Hinter mir liegen nur wenige Treffen mit Freunden. Hinter mir liegt immer noch das schlechte Gewissen, zu wenig DA zu sein. Hinter mir liegt der tagtägliche Druck. Hinter mir liegt die Organisation diverser Arzttermine. Hinter mir liegt die Korrespondenz mit dem australischen Berufsverband, der noch zwei schriftliche Referenzen haben will. Hinter mir liegt zum Glück nun endlich meine Berufsanerkennung vom Board. Hinter mir liegt die emotionale Begleitung Unglückseliger. Hinter mir liegen aber auch 5 Tage Ostern mit meiner Familie (das war mein Urlaub!).

Vor mir liegen 4 mal 8 Stunden Kurs in Berlin. Vor mir liegen Abende in Berlin, an denen ich meine ganzen Planungen ändere, Materialien auswerte und mir Gedanken mache, es noch teilnehmer orientierter zu gestalten. Vor mir liegen noch zwei nette Abende mit Freunden (Ihr Anruf begann mit "Wann sehen wir uns, ich bin flexibel und komme dahin, wo es am besten ist für Dich?"). Vor mir liegen noch wenige Tage in Gemeinsamkeit mit meiner Familie. Vor mir liegt noch der emotionale Abschied. Vor mir liegen noch einmal 16.000 km und eine Zeitumstellung. Vor mir liegt der neue Job in Perth, den ich gut machen will.

Wie vielen Menschen gelingt es eigentlich wirklich, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen?

Euch Enttäuschten wünsche ich alles Gute und die Kraft, mit mir im Kontakt zu bleiben. Mir wünsche ich, dass ich mich von den Teilen des schlechten Gewissens frei machen kann, die überhaupt keine Berechtigung haben.


Thursday, April 12

Mama Mia

Wir fahren 1000 Kilometer Donnerstag bis Montag im April.
Es ist Ostern an der See und überall.

Die Familie ist nicht ganz vollzählig. Mittendrin fehlst Du! Schade.
Wo ist die Zeit geblieben; in Bildern fest gehalten.
In Erinnerung eingebrannt, die Emotionen leben auf.

Mama Mia war das ein Spass - das ganze Leben in Stunden.
Zu Tränen gerührt und zum Lachen gebracht. Die halbe Nacht durch gemacht.

Der Fußball rollte, zwischen uns der Atem und die Not. Am Abend waren wir wie tot.
Geschwommen kann man das nicht nennen, zaghaft gedippt und dann doch überwunden.
Yippie - was war das kalt. Wie ein gekochter Hummer - so rot die Schenkel.

Das Meer - es sieht so anders aus, und dennoch ist es nur Wasser. Hier wie dort. Die Sonne leuchtet uns den Weg in den Abend. Der Mond übernimmt und führt uns durch die Nacht. Unser Blick aus dem Fenster sieht die Kronen des Neptun. Der Wind lässt uns wackeln - nun schon das 10. Jahr?

Thursday, April 5

Auf dem Teppich des Seins

Schwere Gedanken, tiefgreifende Gespräche,
emotionsgeladene Momente, hin und her gerissene Gefühle,
erwartende Haltungen, selbstgemachte Unruhe,
bewegende Fronten, traurige Augen, offene Münder,
unterstützende Arme, fragende Köpfe,
springende Herzen ...

(... dazwischen
d
ie Liebe)

(... dazwischen
die Hoffnung)

(... dazwischen
die Sehnsucht)

... füllen, bewegen, machen ...

... das Leben.

Schöne Ostern


Der Regen klimpert mit einem Finger die grüne Ostermelodie.
Das Jahr wird älter und täglich jünger. O Widerspruch voll Harmonie.

Der Mond in seiner goldenen Jacke versteckt sich hinter dem Wolken-Store.
Der Ärmste hat links eine dicke Backe und kommt sich ein bißchen lächerlich vor.
Auch diesmal ist es dem März geglückt: Er hat ihn in den April geschickt.

Und schon hoppeln die Hasen, mit Pinseln und Tuben und schnuppernden Nasen,
aus Höhlen und Gruben durch Gärten und Straßen und über den Rasen
in Ställe und Stuben.

Dort legen sie Eier, als ob's gar nichts wäre, aus Nougat, Krokant und Marzipan.
Der Tapferste legt eine Bonbonniere. Er blickt dabei entschlossen ins Leere.
Bonbonnieren sind leichter gesagt als getan.

Dann geht es ans Malen. Das dauert Stunden. Dann werden noch seidene Schleifen gebunden.
Und Verstecke gesucht. Und Verstecke gefunden: Hinterm Ofen, unterm Sofa, in der Wanduhr, auf dem Gang, hinterm Schuppen, unterm Birnbaum,
in der Standuhr, auf dem Schrank.

Da kräht der Hahn den Morgen an! Schwupp, sind die Hasen verschwunden. Ein Giebelfenster erglänzt im Gemäuer. Am Gartentor lehnt und gähnt ein Mann. Über die Hänge läuft grünes Feuer die Büsche entlang und die Pappeln hinan.
Der Frühling, denkt er, kommt also heuer. Er spürt nicht Wunder, noch Abenteuer,
weil er sich nicht mehr wundern kann.

Liegt dort nicht ein Pinsel im Grase? Auch das kommt dem Manne seltsam vor. Er merkt gar nicht, dass ihn ein Osterhase
auf dem Heimweg verlor.

Erich Kästner: Die 13 Monate. Der April