Thursday, December 20

Auf nach Tasmanien

Die Rucksäcke sind gepackt. Wahrscheinlich wieder zu viel. Aber man weiß ja nie. Denn das Klima ist wechselhaft. Im Moment sieht es so aus, als ob uns leichter Regen in Hobart erwarten wird.
Unser Flieger geht um 12.55 mittag, den online check in haben wir schon gemacht, so dass wir uns nicht stressen müssen. Thomas ist noch schnell zum Friseur. Und ich? Was mache ich wohl? Noch einmal saugen, aufräumen. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.
Das Schweizer Weltenbummler Paar zieht morgen in unser Haus und hütet es, bis wir wieder kommen. Na, dann kann es ja los gehen.


Wir wünschen allen frohe Weihnachten, wie auch immer jeder Einzelne es auf seine Art verbringen mag. Passt auf Euch auf und rutscht gut ins neue Jahr.

Monday, December 17

Jahreszeiten

Während der Frühling in den Endzügen hier liegt, zeigt der Herbst in Deutschland schon seine winterliche Seite und stimmt alle ein. In den Winter. In Australien steht der Sommer bevor. Und im Moment hat es eher den Anschein, als ob es Winter hier wird statt Sommer. Regen. Wolkenbedeckter Himmel. Frischer Wind mit der Neigung zu Stürmen. Ungewöhnlich; wie wir lesen und hören für diese Zeit in Australien. Letztes Jahr war es wesentlich heißer und wärmer um diese Zeit. Auf das Wetter war ja noch nie wirklich Verlass. Doch bisher waren zumindest die Wochenenden warm. Seit einiger Zeit passiert selbst das nicht mehr. So haben wir den dritten Advent in deutschlandähnlicher Stimmung verbracht. Hatte auch was, so konnten wir im Lichte der Kerzen kuscheln, Bücher lesen und Musik hören. Die vier Jahreszeiten stimmen uns ins Wochenende und rufen in mir zum ersten Mal richtiges Heimweh hervor. Ja. Jetzt zu Hause sein. Das wär was.

Die Aufregung der letzten Tage, weniger gute Neuigkeiten aus der Heimat von der Familie haben sich zum Glück wieder aufgelöst. Es scheint immer mal wieder eine Art Probe zu sein, wie lange ich das aushalten kann. Eine neue Rolle begleitet mich . Früher wäre ich, egal wie spät, nach Güstrow gefahren. Heute muss ich einen klaren Kopf bewahren, mich darauf verlassen, mit Informationen auf den aktuellesten Stand gehalten zu werden. Dennoch. Warten. Warten. Und die Ungeduld beginnt einen Nervenkrieg. Ohnmacht gesellt sich dazu. Ein wirkliches Gefühl, als ob mir die Hände gebunden wären. Angst ist der Reißverschluss und schließt das neue Kleid. Und die Panik sorgt dafür, dass das Kleid nicht passen kann.

Wieviel es ausmacht, schlechte Nachrichten zu erhalten. Das Klingeln zu ungewohnter Zeit. Ruhige klare Stimme exakt erklärend was passiert ist. Es hat mir geholfen, Ruhe zu bewahren. Danke Sister! Und dann entsteht eine ungewöhnliche Phase. Stille. Die Ohren aufs Höchste geschärft. Hat es da eben noch einmal geklingelt? Das Telefon nicht mehr verlassen, es zumindest in Sichtweite haben. Nicht aus dem Haus bewegen. Zu wichtig, was ich verpassen würde. Und dann kommt es dann, das lang ersehnte Klingeln. Weniger Ruhe, mehr atemlos und sehr traurig. Ich kann nicht durch das Telefon schlüpfen, ich kann Dich nicht in den Arm nehmen, ich kann nicht neben Dir sitzen, ich kann nicht einfach da sein. All das und wesentlich mehr waren Begleiter meiner Gedanken. Soll ich einen Flug buchen, oder noch warten? Wie lange soll ich warten? Wissend, dass es im Moment beinah aussichtlos ist, das Land zu verlassen, weil alles ausgebucht ist. Das Telefon. Ja ich rufe jetzt selbst an im Krankenhaus. Und endlich die mir vertraute Stimme. Alles ist gut und wird wieder besser. Erste Entwarnung aus der Ferne. Und dann noch ein Anruf. Auch da hat das Daumen drücken und das Schicken guter Gedanken geholfen. Erleichterung schlüpft in meinen Körper. Jetzt erst einmal lange ausatmen.

Mittlerweile ist alles wieder so, wie es in der Regel ist. Jeder ist wieder an seinem Platze. Zu Hause. Alle wieder auf dem Damm und keine weiteren schlechten Nachrichten.

Zur Entspannung hören wir Vivaldi. Den Blick nach draußen gerichtet und alle Bilder im Kopf, die zu dieser Jahreszeit gehören. Die Augen haben es schwer, das Wasser zu halten. Ihr fehlt mir!


Friday, December 7

Worte am Meer

Die Zeit vergeht, weiterhin schnell. Mein Rhythmus ist so ganz anders, als wenn ich täglich meiner Arbeit nachgehen muss.
Wenn ich erwache, ruft der Gedanke an den frisch gemahlenen Kaffee mich aus dem Bett auf die Terrasse. Mit diesem die Emailpost lesend, oder auch nicht. Denn nicht viele schreiben kontinuierlich. Wie auch. Wir haben alle andere Rhythmen und Prioritäten. Meine ist dieser morgendliche Beginn, von dem ich nicht abweiche. Egal, ob ich zur Arbeit muss, oder frei habe. Meine Freiheit hält mich auf Trabb. Jeder Tag will genutzt werden. Ich muss mich nicht quälen, aus dem Bett zu kommen, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Jalousie dringen. Nein, ich begrüße sie und freue mich auf den neuen Tag. Nach allen gelesenen Neuigkeiten geht es in die sportliche Garderobe und ab ans Meer. Jeden Tag zeigt es sich in unterschiedlichen Farben. Je nachdem, zu welcher Zeit ich es schaffe, dort zu sein. Ein Türkisblau empfängt mich, wenn ich sehr früh meinem läuferischen Drang nach gehe. Manchmal ein dunkles Blau, wenn ich doch etwas länger Mails gelesen oder geschrieben habe. Es ist ein Genuss, entlang am Meer zu joggen. Den Blick auf die ersten Surfer lenken, das Gehör auf den fliegenden Hubschrauber zu spitzen, die Gedanken auf das Innere zu fokussieren.
Abends am Meer endet der Tag. Ein letzter Spaziergang noch, Eintauchen in die Wellen, wenn sie den Sand streichen. Wärmer als die Luft. Zur Zeit. Tut es den Füßen gut, sich zu bewegen und zu spüren. Unterschiede zwischen warm und kalt, weich und hart. Zauberhafte Muscheln sammeln. Hier und da. Heute erstmals wieder das Gefühl von Urlaub. Wir gingen so. Am Strand. Dem Wind entgegen. Es ist wie Urlaub. Nein, wir sind nicht im Urlaub. Wir leben hier. Und wir wissen, dass es irgendwann so anders sein wird. So wie hier wird es nicht wieder sein.
Und deshalb genieße ich jeden Moment bewusst. Ich weiß nie, wann er zu Ende ist.

Saturday, December 1

Der erste Advent

steht vor der Tür.

Und in den Geschäften hier ist kein Reinkommen mehr. Alle kaufen Weihnachtsgeschenke, so als ob es morgen schon so weit ist, oder es morgen nichts mehr gibt. Weihnachten. Bedeutet, dass wieder ein ganzes Jahr vergangen ist und sich dem Ende neigt. Menschen rücken näher zusammen, verbingen so manche nette Stunde miteinander. Oder genießen die Abende bei einem schönen Glas Rotwein, einem Gespräch, oder einem Buch, oder mit sich selbst.

Ich will auch. In Weihnachtsstimmung kommen. Wie geht das nur bei so viel Sonne und warmen Temperaturen. Überhaupt nicht so, wie ich es kenne. Anders, so anders. Das es schwierig ist, überhaupt ein Gefühl in die Richtung zu entwickeln.

Ein Gefühl ist jedoch präsent, nämlich die Sehnsucht nach Zusammensein und das Empfinden von Zugehörigkeit. Meine Familie fehlt mir. Und ich weiß, wenn wir dieses Christmas auf einem Campingplatz in Tasmanien verbringen, wird sie mir noch viel mehr fehlen.

In unserem Haus steht nun ein sommerliches Adventsgesteck, das ich gerne dekoriert habe. Es sieht dennoch so aus, als das es zu jeder Zeit dort stehen könnten. Die Sträucher haben nichts mit einer Tanne oder ähnlichen Gewächsen zu tun. Die Kerzen machen es eigentlich zu dem, was es bedeuten soll. Und morgen wird die erste angezündet. Gnadenlos. Ich freue mich schon darauf.

Morgen backe ich Plätzchen, dann kommt auch der Duft, der zu dieser Zeit gehört. Der Geschmack kommt von alleine. Tintentod, ein Buch das ich kürzlich bekommen habe wartet darauf in die Hand genommen und von den Augen gelesen zu werden. Etwas Märchenhaftes also noch.

Meine freie Zeit will ich nutzen, um unsere bevorstehende Reise vorzubereiten. Es ist Hochsaison überall auf der Welt, auch hier. So kommen wir nicht umhin, einige Campingplätze vorzubuchen, wenn wir uns nicht den ganzen Tag mit dem Suchen nach solchen beschäftigen wollen. Beim Durchblättern diverser Lektüre zu Tasmanien steigt die Vorfreude.