Friday, December 24

Zum Fest der Feste des Jahres

Weihnachten auf der Nordhalbkugel

Schon wieder ein Jahr vorbei. Der Atem keucht noch vom
Stress, den wir uns manchmal machen, um die letzten
Vorbereitungen in ein perfektes Fest einfliessen zu lassen.
Gerade noch so auf den Strassen dem Rutschen entkommen,
entnervt noch einmal Schnee geschaufelt, vielleicht auch zu
wenig angehabt und gefroren oder einfach nur puren Spass
gehabt mit all dem Schnee und dem Winter. Das
Weihnachtskleid ist also angezogen, nun muessen nur noch die
Lichter fuer den ausreichenden Glanz sorgen. Und heimelich
kuschelig wird es am Abend, wenn es draussen dunkel wird und
die Kerzen im Inneren fuer eine ganz besondere Stimmung
sorgen. Die Enten, die armen, sind in so manchem Herd
verschwunden und koennen der Hitze nicht entgegen wirken.
Fuer den allerletzten Zweck, unserem Genuss und unserer
Traditionen tun sie dann noch ihr Gutes und lassen die Federn
fallen.

Weihnachten auf der Suedhalbkugel

Hier gibt es ausser Sonne und blauen Himmel ordentlich Hitze
mit dazu. Das Wasser laeuft den Koerper hinunter und die
einzige Erfrischung ist das Baden im Meer, oder die Dusche
zuhause. Massen, auch hier, sind immer noch unterwegs und
kaufen die Supermaerkte leer bis nichts mehr da ist. Die Seen
sind am Austrocknen, die Pflanzen am duersten und der Regen
hat sich vom Acker gemacht. Nun kann nur noch die Duerre
kommen und sicher auch das Feuer. Die ersten Braende sind
bereits geloescht und sind irgendwie auch nichts Besonderes
mehr. Der Truthahn muss bei einigen in den Ofen, wenn
draussen auch 40 Grad sind, dann kann es sich nur noch um ein
paar hoehere Grade in der Kueche handeln. Das ist dann auch
schon egal. Die ganz modernen unter uns haben sich auf leichte
Kost verstiegen und geniessen Garnelen und co.

Was fuer ein Jahr? Ihr alle koenntet sicher viele Geschichten
erzaehlen, von Erlebnissen berichten, die eure Erinnerung nun
um einiges reicher und schwerer machen. Leider haben wir alle
immer weniger Zeit dazu, uns gegenseitig zuzuhoeren und uns
mitzuteilen. Was wir dennoch geschafft haben ueber die
Jahre, ist der Kontakt zwischen uns allen. Manchmal mehr und
manchmal weniger.

Thomas und ich sind seit ein paar Wochen wieder vereint. Mein
9-woechiger Aufenthalt in Deutschland im Oktober und
November war ein sehr trauriger und schmerzhafter. Mein
lieber Vater, Papsi, wie ich ihn nenne, ist gestorben. Ein
unglaublicher Schock fuer uns alle. Die Zeit in Deutschland war
sehr intensiv und hat alles an Kraeften aufgebraucht, die ich
bis dahin getankt hatte. Ich bin dankbar, dass ich bei meiner
Familie sein konnte und auch bei meinem Papsi, den wir bis zu
seinem Ableben begleitet haben. Das Aushalten dieser
Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit, neben all den geflossen
Traenen war eine der groessten Herausforderungen fuer uns.
Nichts konnten wir tun, ausser bei ihm zu sein. Ich denke,
damit haben wir schon eine Menge getan. Nun erinnern so
unglaublich viele einzelne Momente, Bilder, Mitschriften und
Videos an all das Geschehene.

Thomas’ Oma waere vor ein paar Tagen 98 Jahre geworden.
Auch sie ist gestorben. Ein Bild von ihr mit den weissen
duennen Haaren erinnert an eine Zeit, als unsere Welt noch so
enigermassen heil war.
Ansonsten war es arbeitstechnisch ein ebenso hartes und
anstrengendes Jahr. Das haben wir wohl alle gemeinsam.

Nun ist es an der Zeit, inne zu halten und zur Ruhe zu kommen.
Wie auch immer wir die Weihnachtszeit verbringen, dass
haengt letztendlich von jedem einzelnen ab.

Wir wuenschen euch allen frohe Weihnachten, geruhsame und
erholsame Tage, wenig Stress mit viel Erholung.
Auf das ihr alle gesund bleibt, im Einklang mit euch, euren
Familien und Freunden seid und den Momenten Aufmerksamkeit
schenkt.

Herzlichst,

Thomas & Regina
Dezember 2010

Sunday, December 12

Veraenderungen Teil 2

Wieder in Perth - hat mich die Arbeit in den Alltag gerissen. Ich war 9 Wochen abwesend und hatte eine Woche Zeit, mich mit einer neuen Aufgabe vertraut zu machen. Ab morgen bin ich die stellvertretende Leitung unseres Counselling Service, eine weitere Herausforderung, der ich mich nun stellen muss und will.

Die Ballung von klinischer und Mitarbeiterverantwortung hat mich schon letzte Woche erste Magenschmerzen gekostet. Jetzt werden die 'Geister' die ich rief, mein taeglicher Begleiter auf Arbeit sein und ich bin wirklich gespannt, wie ich Situation fuer Situation meistern werde.

Vielleicht hier mal ein kleiner Eindruck dessen, was mir bevorsteht:

Die Kollegin, die sich vor mehr als einem Jahr ueber mich beschwert, dann aber einen Rueckzieher zum direkten Gespraech gemacht hatte und erst einmal woanders arbeiten gegangen ist, wird im Januar wieder Mitglied im Team. Schon jetzt bahnen sich Schwierigkeiten an, denn sie will nur 15 Stunden arbeiten, diese aber auf 3 Tage strecken. Damit plante sie einen relativ netten Arbeitsrhythmus von 9.15 bis um halb 2. das ist rein buerotechnisch schon nicht machbar, aber interessiert sie herzlich wenig. Mein Chef, ein Freund von ihr, muss ihr nun klar sagen, dass sie zwei volle Tage arbeiten muss. Er befuerchtet schon jetzt, dass sie darueber beschweren wird. Und ich habe die Sorge, dass er einen Rueckzieher macht und ihre Bedingungen irgendwie akzeptieren wird. Als dritter Tag, sollte sie so arbeiten, wie sie es sich vorstellt, waere nur moeglich, wenn sie auch Freitags arbeiten kommen wuerde. Das will sie aber auch nicht. Prost Mahlzeit - Aerger ist wirklich vorprogrammiert.

Das seit August eingefuehrte neue Softwareprogram fuer die Klientendokumentation und die komplette Verwaltung unseres Service ist immer noch nicht so installiert, wie es sein soll. Das fuehrt zu einem imensen Zeitaufwand, zu schweigen von Programmierfaehigkeiten, die ich mir nun auch noch aneignen muss, damit das irgendwann laeuft. Zudem erwarten wir diverse Terminals, an denen die Klienten einchecken und auch Kartenlesegeraete, mit denen sich Klienten anmelden muessen. All das muss mit der Software kommunizieren und angewendet werden. Die Rezeption ist jetzt schon verzweifelt und wird noch so ihr Tun haben, wenn alles da ist. Aufgrund der Abschaffung der alten Software haben wir durch die Datenuebertragung dann auch noch die Situation, dass wir dublizierte Klientendaten haben. Dass muss nun manuell abgeglichen und geandert werden. Leider ist es meistens so, dass unter der gleichen Nummer 4-5 unterschiedliche Namen auftauchen! Ausserdem korrespondiert das neue Program mit der Unisoftware, die alle Studentendaten verwaltet, jede Nacht und speist bzw. updated unsere Klientendaten. Wir mussten aber feststellen, dass die Kontaktdaten, die unsere Klienten ausgefuellt haben, meist aktueller waren, als die die Studenten bei Studienbeginn an der Uni angegeben hatten. Das sorgt fuer weiteres Chaos. Und ich koennte noch so fortfahren, will aber den Leser nicht noch mehr verwirren.

Dann sind wir gerade im Einstellungsverfahren und werden 3 neue Mitarbeiter im naechsten Jahr haben. Auch das eine spannende Aufgabe.

Ausserdem sind die Fortbildungsrichtlinien fuer Psychologen in Australien aktualisiert worden mit unglaublichen Anforderungen an uns alle. Das beinhaltet unter anderem, dass wir fuer jedes Jahr einen sogenannten Lernplan schreiben muessen und ein Logbuch fuehren muessen, wann wo und wieviel Weiterbildung wir gemacht haben. Supervision wird nur haelftig angerechnet, so dass wir mehr Zeit einplanen muessen, damit wir alle auf die geforderten SV stunden kommen. Deutschland ist ein Maerchenland. Das dazu abschliessend.

Das tolle neue iPhone mit 'Talking Tom' ist eine angenehme Bereicherung in meinem Arbeitsalltag, erfordert aber auch meine 24 Stunden rund um die Uhr Verfuegbarkeit.

Veraenderungen

Nichts muss man akzeptieren ausser die Veraenderung. Kleinere sind dabei sicher leichter zu verdauen und anzunehmen, aber wie sieht es mit groesseren tiefer greifenden Veraenderungen aus?

Unser, mein Leben hat sich veraendert. Mein Papsi weilt nun nicht mehr unter uns Lebenden und taeglich erinnert mich sein Abschiedsgruss daran. Meine Welt hier in Perth ist faktisch die gleiche - ich bin weit von meiner Familie, sehe sie alle nicht fuer einen laengeren Zeitraum. Das ist jetzt noch genauso wie es vorher war. Und da ich daran einigermassen gewoehnt bin, koennte man annehmen, dass mir der schwere Verlust meines Vaters so weit weg von Zuhause nicht so schwer fallen wuerde. Das ist weit gefehlt und so habe ich mir das auch nicht vorgestellt.

Im Gegenteil - Papsi fehlt mir! Meine Gedanken sind haeufig im Kontakt mit ihm und lassen mich schmerzhaft erleben, dass es nur noch die Gedanken und die Erinnerungen sind, die ich an ihn habe. Das Bildband, das Thomas zum Abschied fuer bzw. ueber unseren Vater gemacht hat, habe ich Abends oft im Arm, blaettere darin und bleibe bei der ein oder anderen Erinnerung, die durch die Bilder geweckt wird, haengen. Das ist schoen, aber eben auch sehr traurig.

Vorgestern habe ich mir dann alle Videos angesehen, die an die schwersten Tage erinnern, in den unser Vater seinen Abschied von uns begonnen und seinen Kampf fuer das Leben aufgegeben hatte. Vielmehr blieb ihm keine andere Wahl und so ist er hoffentlich in Frieden von uns gegangen. Das koennen wir alle nur hoffen und auch, dass es ihm jetzt gut geht. Meine ehemalige Chefin aus Berlin hat mir ein wundervolles Buch 'Das Tibetische Buch vom Leben und Sterben' geschenkt, in dem unglaublich viele interessante und hilfreiche Aspekte helfen, mit dem Erlebten und dem Thema umzugehen. Es ist bereits eines meiner besten Buecher geworden. Ich kann es nur empfehlen, denn es gibt auch sehr viel Kraft und bereichert das Ideenvermoegen ueber die Zeit danach.

Vor allem aber macht es mir bewusst, wie professionell und sorgsam wir mit dem Thema in unserer Familie umgegangen sind. In meinem Buch '100 Millionen Minuten' habe ich das ausfuehrlich beschrieben, wobei ich die Kompomente unseres emotionalen Umgangs nicht so sehr in den Vordergrund gerueckt habe. Es ist vielmehr eine Beschreibung dessen, was geschehen ist und beinhaltet lustige wie auch sehr traurige Geschichten. Selbstverstandlich steht der Umgang mit unseren Emotionen waehrend wir unseren Vater sterben sehen mussten, das ist etwas, dass ich demnaechst beschreiben werde. Im Moment warten wir noch alle gespannt auf den Druck und ich darauf, dass ich es endlich hier in meinen Haenden halten kann.

Der Druck des Buches ist ein extra Thema, das mich schon einiges an Zeit, Kraft und vor allem Nerven gekostet hat. Nun bin ich gespannt, ob letzte Formataenderungen den Buchdruck beschleunigen werden.