Sunday, December 31

Zwischen Wäsche waschen und Heroinjunkee

Es ist der letzte Tag im Jahr. Die Wäscheberge unserer Reise verschwinden Schritt für Schritt in der Waschmaschine und landen auf der Wäscheleine. Es hat den Anschein, als wären wir drei Wochen unterwegs gewesen. Das Auto haben wir ordentlich geschrubbt; die vielen Heuschreckenschwärme auf den Straßen gen Süden und zurück haben ihr Abbild hinterlassen und sind auch tod noch hartnäckig. Da kann man nur mit Bürste arbeiten. Anschließend den schönen Landcruiser wieder zurück gebracht und fertig.

Der Tag rückt voran und endet für uns (so ist unsere Planung) im Kings Park in Perth beim Picnic mit zwei Freunden. Also noch schnell diverse Häppchen zubereiten und schon geht es um 6.00 in den Park. Ich denke noch im Stillen, warum hier alles immer so früh los gehen muss. Thomas sagt, sonst ist es doch schon dunkel. Na und, begegne ich, es ist doch Sylvester.

Im Park genießen wir den Ausblick auf Perth und das lustige Plaudern über dies und das. Mit zunehmender Stunde gen 24.oo Uhr wird es kälter und feuchter. Es ist halb elf; der erste fängt an zu gähnen, die zweite zu frösteln. Ach ja, das halten wir wohl nicht mehr länger aus. So trennen wir uns um diese Zeit und fahren nach Hause. Und das Feuerwerk? Gibt es nicht.

Auf dem Weg nach Hause wollen wir noch eine Flasche Sekt kaufen, was unmöglich ist. An den Tankstellen bekommt man keinen Alkohol und die Bootleshops haben schon zu. Na gut, dann muss das Bier herhalten.

Wieder in unserer Wohnung beschließen wir auf die Hauptstraße zu gehen und hoffen, vielleicht doch ein Feuerwerk zu sehen (am Scarborough Beach). Da wir uns nicht mitten auf die Straße stellen können, gehen wir zur Bushaltestelle und können dort wenigstens das Bier abstellen und warten. Es ist zehn vor zwölf.

Aus der Ferne sehen wir einen torkelnden Menschen mit einer Flasche in der Hand auf uns zu kommen. Er kann kaum noch geradeaus gehen, aber dennoch auf uns zu. Der Count down läuft und wir sind komplett abgelenkt von dieser Person, die sich nun zu uns gesellt hat.

Er hat sich gerade Heroin gespritzt, die Flasche Whisky fast geleert, ein Foto von seinem Sohn um den Hals und sucht sein Auto. Ah ja. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass er von seiner Frau getrennt ist (nachvollziehbar) und von dem Heroin nicht weg kommt (eine Spritze = 1000 Dollar; woher hat der das Geld? Diese Frage beantwortet er uns nicht, klärt uns aber über die Leichtigkeit, Alkohol zu klauen auf und dass das für uns Weiße noch einfacher ist. Warum? Weil niemand auf die Idee kommen würde, dass das Weiße tun.). Ich denke so, dass das Klientel ist, dass beispielsweise Anglicare betreut. Das Leben ist eine einzige Ruine.

Wir verständigen uns; in der Ferne hört man das Krachen der Feuerwerkskörper. Sehen können wir es nur nicht. Und wir verpassen den Jahreswechsel. Schnell mit dem Bier angestoßen und "Happy new year" gesagt. Fertig. Das Jahr ist rum. Wir machen, dass wir weg kommen und lassen den jungen Mann stehen, der gerade von einer Horde Jugendlicher umlagert wird (wahrscheinlich wegen dem Whyski).

Wieder zurück, skypen wir mit der Heimat und machen den Fernsehr an. Vielleicht wird ja das Feuerwerk von Sydney noch einmal gezeigt. Die haben ja schon zwei Stunden vorher den Jahreswechsel hinter sich gebracht.

Achtung, diese Sendung ist für Jugendliche unter 15 nicht geeignet. Es kommen Sex und Crime darin vor. Ah, jetzt kommen die Mitternachtsspitzen. Falsch. Es kamen die Musikvideos, die tagtäglich bei Viva hoch und runter gespielt werden. Kein Feuerwerk von Sydney!

Manchmal ist es ziemlich absurd, die Grenzsetzung auf der einen und diese Zügellosigkeit auf der anderen Seite in einem zu erleben. Was für ein Kontrastprogramm.

PROSIT NEUJAHR!

Saturday, December 30



Reise vom: 23.12.-30.12. 2006

Gefahrene Kilometer: ca. 2000 km

Anzahl der Übernachtungen: 7 Nächte

Orte der Übernachtungen: Emu Beach (Albany), Peacful Bay (Walpole), Augusta, Hamelin Bay

Gesehen: Albany, Whaleworld Museum (Albany), Mt. Clearence (Albany), Stirling Ranges (Bluff Knoll), Elephant Rocks, Green Pools, The Gap, Naturale Bridge,Valey of Giants, Pemberton, Mageret River

Aktivitäten: Bluff Knoll bestiegen, Tree Top Walk gegangen, Gloucester Tree hoch geklettert, diverse 4WD Unternehmungen, Besuch der Kirche am 24.12. in Albany, Strandspaziergänge

Anzahl Reisefotos: 440

Anzahl Fotos für die Öffentlichkeit: 85

Schon während unserer Reise kam es uns vor, als wären wir viel länger unterwegs. Die vielen unterschiedlichen Eindrücke konnten gar nicht so schnell verarbeitet werden. Deshalb haben wir uns entschieden, den Mageret River nur über die Caves Road zu durchfahren und ein andermal zu besuchen.
Die größten Herausforderungen für mich waren, den Gloucester Tree zu besteigen und im Meer baden zu gehen.



Sunday, December 24

Erinnerung

Der Himmel ist bedeckt und verdeckt die klare Nacht. Die Sterne und ihre Bilder sind nicht zu sehen. Den Weihnachtsmann haben wir schon aufgegessen :-).

Gestern noch war alles anders. Deutlich zeigte uns der Blick nach oben, wo wir sind. Das Kreuz des Südens machte sich breit und ließ den Himmel erleuchten. Wo sind wir? In Australien!

Weihnachten mit dem einzigen Familienfoto in der Hand, das mich, seit dem ich unterwegs bin, jeden Tag in die Nacht begleitet. Es erinnert mich und weckt meine Sehnsucht.

Hallo Ihr, könnt Ihr mich denn nicht sehen? Warum bleibt Ihr stumm, wenn ich auf Eure Gesichter tippe und im Stillen Eure Namen rufe?

(Ich erinnere mich an das Zustandekommen dieses Fotos: " Ja, stellt Euch so auf, dass von jedem ein Fuß zu sehen ist. Nebeneinander und versetzt. Ja, gut. Klick. Das Foto ist im Kasten. Damit das Zuordnen später nicht schwer fällt, gleich noch ein Foto von Euch mit einem Lächeln. Super! Danke." Das war Ostern 2006 in Lubmin. Zu dieser Zeit wussten Thomas und ich schon, dass wir nach Australien gehen. Unsere Familien noch nicht. Was ich nicht wusste, dass das zweite Foto mein Wegbegleiter nach Australien wird.)

Ich danke Euch.

Weihnachten im "Outback"

Trotz der zivilisierten Umgebung hatten wir keinen Handyempfang mehr. Dann sagen wir immer, jetzt sind wir im Outback. Obwohl das nicht stimmt. Egal, auf einmal fehlt etwas, was beinahe "lebenswichtig" geworden ist.

Unseren Heilig Abend haben wir in Albany verbracht. Um 17.30 sind wir zuällig an einer evangelischen Kirche vorbei gekommen und sahen, wie die Menschen hinein gingen. Konten wir mit unseren kurzen Hosen auch rein? Klar, jeder war willkommen und wurde am Eingang vom Pastor begrüßt. Was uns wohl erwarten würde. Ein Krippenspiel sollte aufgeführt werden. Das kleine Programm versprach Kurzweiligkeit, eine Mischung aus Krippenspiel und Liedersingen. Der Pastor kam erst am Ende zu Wort und sprach alle seelig.

Ganz anders als wir es kennen, erlebten wir die Aufführung der Geburt von Jesus. Alle mitwirkenden Akteure wurden zunächst vorgestellt. Eine junge Frau führte mit ihrem Charme und ihrer Leichtigkeit durchs Programm. Sie las einen Abschnitt aus dieser Geschichte vor und die Akteure spielten die Situation dann nach. Keiner von ihnen musste etwas sagen. Somit konnten viele kleine Kinder mitwirken, die den Text nicht auswendig lernen mussten und blamiert wurden, wenn sie diesen vergessen hatten. Zwischendurch wurden Weihnachtslieder gesungen.

"Silent Night" war das einzige Lied, das wir kannten. Hier schwappten unsere, vor allem meine, Emotionen über und schlugen wie Wellen über mich zusammen. Ich konnte nicht mal mit summen, so fest saß der Kloß im Hals und trieb mir das Wasser in die Augen.

Als das Krippenspiel zu Ende war, wurden alle anderen Kinder gebeten, nach vorne zu kommen und zusammen die Krippe aufzubauen. Am Ende saßen sie dann dort alle zusammen und lauschten den abschließenden Worten des Pastors.

Nach einer halben Stunde war der Weihnachtszauber vorbei, die Tränen getrocknet. Draußen an der Tür noch ein Handdruck vom Pastor und dann wieder weiter.

Monday, December 18

Christmas Carols

Nun ist Weihnachten offiziell mit Liedern und Musik über die Weihnachts- und Winterzeit eingesungen. Diese Tradition geht schon einige Jahrhunderte zurück und wird nicht nur in Australien begangen. Die Menschen treffen sich, zünden Kerzen an und singen gemeinsam.
Am Ende gibt es dann auch schon mal ein Feuerwerk zu sehen.

Während ca. 6000 Menschen sich an der Clock am Scarborough Beach trafen, warenThomas und ich bei Arbeitskollegen zu Gast. Dort machten wir BBQ und genossen bei einem Espresso den Ausblick auf das Feuerwerk. Für einen Moment dachte ich, wir haben schon Sylvester.

Beeindruckt von dem Bemühen der Kollegen von Thomas, uns in ihren Kreis zu integrieren, haben wir den Abend davor bei der Weihnachstfeier von Thomas' Firma verbracht. Im "formal dress" wurde kräftig getrunken und gefeiert. Um 12.00 Mitternacht war pünktlich Schluss und alle strömten nach Hause. Ich war sehr überrascht, wie häufig Thomas angesprochen, mit ihm geplaudert und gescherzt wurde. Er hat seinen Einstieg gefunden und ist sehr gut integriert. Bei so einem Anlass hatte ich Gelegenheit, neue Leute kennen zu lernen und sie mich. Das Interesse an uns "Neuen" war doch recht groß.

Es dauerte nicht lange und der Alkohlpegel in den Adern stieg. Schließlich hatte man ja auch nur ca. 4,5 Stunden Zeit, um kostenlos zu trinken, zu essen und zu tanzen. Ich erinnere mich daran, in diversen Büchern über Australiern gelesen zu haben, dass Ingenieure viel tinken. Das bestätige ich mit dem Zusatz, Frauen auch!

Saturday, December 16

Lost Contact

Der Kontakt nach Hause beginnt Routine zu bekommen. Die täglichen Anrufe, Skypekontakte oder Mails werden kürzer und weniger. Manch einem fällt es gar schwer, auf nur eine Mail zu antworten, geschweige denn von alleine Kontakt aufzunehmen.

Der Startzauber ist vorbei. Anfängliche Interessensbekundungen sind beinahe verflogen oder vom Alltag verschluckt. Keine Zeit mehr, um eine Zeile zu schreiben. Ich verurteile das nicht, bin dennoch traurig darüber. Es ist wie jeden Tag an den Briefkasten gehen und keinen Brief bekommen zu haben. Die Enttäuschung wächst mit jedem Tag.

Ich wundere mich darüber, dass das Internet und seine Kommunikationsplattformen immer noch zu viel Zeit für den ein oder anderen in Anspruch zu nehmen scheinen. Dabei muss man nicht mehr zur Post gehen, weil man keine Briefmarke mehr hat, man muss keinen Umschlag suchen, den man doch noch vor ein paar Tagen in der Hand hatte und jetzt plötzlich nicht mehr findet, man muss nicht fünfmal den begonnenen Brief weg werfen, weil die Handschrift versagt. Wie einfach soll es noch gehen?

Keine Zeit. Was für ein schlagendes Argument. Weiß doch jeder, dass das die erste Antwort ist auf die Frage "Warum schreibst Du nicht?". Elke Heidenreich hat mal gesagt (im Zusammenhang mit "Keine Zeit zum Lesen"), dass das eine schlechte Ausrede ist. Zeit hat man immer, es kommt nur darauf, wofür man sie sich nimmt und wie man mit der eigenen Zeit umgeht.

Das Skypen mit meinem Zuhause ist z.T. sehr lustig. Es beginnen sich Startrituale zu etablieren. Manchmal ist das Mikrophon nicht an, manchmal geht die Camera nicht an und man muss noch einmal wählen. Manche sprechen zu leise oder der Ton geht verloren. Nach kräftigem Schütteln des Mikros funktioniert es dann wieder. Manchmal sitzen wir still vor der Kamera und versuchen von den Lippen abzulesen. Manchmal rufen uns mehrere Leute gleichzeitig an und ich muss eine Sofortnachricht schicken, dass ich gerade mit jemand anderen telefoniere. Einige verstehen diese Nachricht und andere wiederum können mit dem Skypeprogramm nicht umgehen, lesen das also nicht und versuchen es permanent weiter.

Mit dem Faxen ist das auch so eine Sache. Da das Telefon ja nicht sagt "Achtung hier kommt ein Fax, nehmen Sie den Hörer bitte nicht auf, sondern warten sie ab, bis das Papier gedruckt ist". Gar zu häufig war meine Mam zu schnell am Telefon und das Fax musste den Leitungstod sterben. Ich kann aber auch nicht jedes Mal vorher anrufen und sagen, dass gleich ein Fax kommt. Dann kann ich auch gleich am Telefon bleiben. Mittlerweile kann ich etwas anfangen mit den Mails hinsichtlich meiner erfolglosen Faxzustellungen. Ich dachte zuerst immer, dass mein Kontingent erschöpft war. Aber nein, da war jemand zu ungeduldig zuhause :-). Kann ja nur besser werden.

Ich umarme Euch!

W wie Wissenswertes

Buschfeuer: Sicher hört Ihr täglich in den Nachrichten davon, dass es in Victoria und Tasmanien viele Buschfeuer gibt. Alleine in der vorletzten Nacht sind 9 Häuser abgebrannt. Teilweise sind die Flammen 6 meter hoch. Es wird vermutet, dass einer dieser Brände durch das Verbrennen von Müll im Garten verursacht wurde. Ich weiß nicht, ob man diesen Mann schon gefunden hat oder er in seinen eigenen Flammen untergegangen ist.

Haiattacke: Vor ein paar Wochen wurde ein 14- oder 15-jähriger Junge von einem Hai angegriffen und ihm das Bein oberhalb des Knies abgebissen (habe ich schon geschrieben). Nun benötigt er eine Bluttransfusion, die er jedoch ablehnt, weil er Zeuge Jehovas ist (ohne Kommentar).

Aboriginis: Das Treffen mit einer in Australien gebürtigen jungen Frau (mein Alter, also 36) war sehr interessant. Beim Thema Aboriginis hat sie mich gewarnt, diesen Leuten in die Augen zu sehen. Ich sollte sie auf jeden Fall meiden, da sie unberechenbar und sehr "böse" sind. Bei der Rückfrage, wie sie dazu steht, dass hier so viele Kulturen friedlich und integriert zusammen leben, nur die Aboriginis nicht, antwortete sie, dass sie darüber noch nicht nachgedacht hat (wird Zeit!).

Kindergeld: Jede frisch gebackene Mutter erhält 4000 Australische Dollar bei der Geburt eines Kindes und den folgenden. Das hat zur Folge, dass viele jüngere Mädchen schon Kinder bekommen, mit dem Motiv 4000 AD zu kassieren. Sie sitzen z.T. rauchend mit den Kindern im Schlepptau vor den Shopping Malls und haben große Kartons dabei (z.B. Musikanlagen). So kann man das Geld doch viel "sinnvoller" dem Staat zurück geben, oder?

Magersucht: Einer Studie zufolge sind immer mehr 10-jährige Mädchen magersüchtig. Hier fängt eben alles früher an. Bei meiner Beobachtung in den Straßen sah ich dann auch gleich mehr Frauen, die ungesund dünn waren, Mädchen auch.

Briefe versenden: Wenn der Briefumschlag lediglich eine Postkarte enthält und keinen Brief, dann kann man das beim Postamt sagen, so dass der Brief billiger wird. Das beruht auf Vertrauensbasis. Außerdem kann man sich hier seine eigenen Briefmarken kreieren. Wenn Euch eines Tages ein Brief mit unserem Bild auf dem Umschlag erreicht müsst Ihr nicht glauben, dass wir zu Bekanntheit in Australien gekommen sind.

Freundlichkeit: Nicht jeder Australier ist freundlich. Ich beobachte immer mehr gestresste Gesichter in den Läden und ein ungesundes wie auch ungepflegtes Aussehen. Wenn es an die Schließzeiten geht, wird man schon mal beinahe samt Stuhl und Tisch von der Straße geräumt. Da hört die Freundlichkeit auf. Die Autofahrer verhalten sich häufig sehr ungeduldig und reagieren schnell unangemessen (hupen sofort, wenn es eine Sekunde länger dauert). Mitdenken im Verkehr lernt man eben nicht in der Fahrschule.


Thursday, December 14

Es weihnachtet?

Ja überall. Siehst Du denn nicht den Schmuck und die hell erleuchteten Häuser um Dich herum? In der Stadt, da steht ein riesen Baum mit Weihnachtskugeln und die Einkaufspassagen übertreffen sich gegenseitig im Geschmack.

Natürlich sehe ich das, wenn ich unterwegs bin. Doch macht das Weihnachten aus? Abends werde ich von Mücken gestochen, morgens von der Sonne geweckt und tagsüber muss ich meine Haut vor ihr schützen. Wenn ich Plätzchen backe wird es noch wärmer. Der schöne Geruch stirbt im Raum. Meine Familie ist nicht bei mir und ich nicht bei ihr. Sie fehlen sowie das Gewohnte drum herum (Schnee, Kälte).

Aber in Deutschland liegt doch in der Regel kein Schnee zu Weihnachten? Das kann doch nicht der Grund sein?

Natürlich nicht, wie ich schon sagte. Es fehlt mir das Heimelige, Kuschlige im Rahmen meiner Familie. Es fehlt mir die Stimmung, wenn es draußen dunkel ist. Es fehlt mir das Licht, das man von außen nicht sehen kann.

Wie meinst Du das denn?

Naja, ich meine damit, dass die Stimmung etwas ist, was von innen heraus kommt gekoppelt mit dem mir Bekannten und Vetrauten drum herum. Heilig Abend wird hier nicht begangen. Das war für mich der schönste Abend während dieser Zeit.

Ja aber das hast Du doch schon in der Schule gelernt.

Stimmt. Aber was man eben nicht vorher lernen kann, ist das Gefühl, das zu Weihnachten gehört. Näher zusammen rücken, nette Gespräche haben, gemeinsam Gedichte oder ein paar Buchpassagen lesen. Zusammen sitzen und Musik hören, den Kindern beim Auspacken ihrer Geschenke zu sehen und schon gar nicht wie es ist, ohne Familie zu sein.

Dann fahre doch einfach nach Hause.

Das ist unmöglich.

Warum?

Es kostet zu viel und außerdem sind die Flüge voll ausgebucht.

Okay, also musst Du hier bleiben. Was wirst Du tun?

Ich fahre mit Thomas in den Süden, wir werden Weihnachten auf der Straße verbringen, uns an unseren ersten Australienurlaub erinnern und natürlich an unsere Familien denken. Damals haben wir das Ganze ganz toll gefunden, zumal wir dachten (zu dieser Zeit), dass das ein einmaliges Erlebnis sein wird. Nun hoffe ich, dass wir im kommenden Jahr wieder mit unseren Familien zusammen sein können.

Der Süden wird Dir gefallen, auch wenn Du dort Deine Familie nicht dabei hast. Nimm ein Fliegengitter mit und mache Dir schöne Tage.

Schöne Weihnachten!

Sunday, December 10

Vor der Tür

Der Dezember macht sich schön für die Sonne und trägt sein bestes Kleid für den Sommer. Nicht mehr lange und wir werden uns anpassen müssen, damit wir gut durch die kommenden warmen Sommermonate kommen. Für die zweite Dezemberwoche sind die ersten 40 Grad vorausgesagt und ich bin voller Spannung wie es sich damit dauerhaft aushalten lässt.


Beim Brotbacken entwickelt sich im Haus ein ähnliche Hitze. Es schnuppert als ob es draußen eher Minusgrade sind. Auch die Plätzchen im Ofen verbreiten einen vorweihnachtlichen Duft, den ich mit Kälte und Schnee assoziiere. Deshalb haben wir wahrscheinlich auch den Nikolaus vergessen.

Beruflich habe ich mich weiter zu orientieren und die kommenden Monate fleißig die Sprache zu lernen bzw. den Wortschatz auszubauen. Bummelzug ist wieder angesagt. Alles geht langsamer. Ich musste aus dem Schnellzug aussteigen und sicher noch ein paar Ehrenrunden mit einem weniger schnellen Gefährt drehen. Kurzum, den Job habe ich nicht bekommen, aber das Angebot mich in zwei Monaten wieder zu melden. Das Interesse an meiner Arbeitskraft besteht auch über den ersten fehlgeschlagenen Versuch hinaus. Das ist mein Trostpflaster. Mein Ego war angekratzt und meine Enttäuschung lähmte mich für einige Tage. Mein Selbstwertgefühl stieg die Treppe hinunter und machte es sich im Keller gemütlich. Aha, so sieht die Welt also von unten aus.

Alle sind beschäftigt, nur ich nicht. Die Arbeit liegt vor der Tür, die Zeitung ist am Wochenende mit attraktiven Stellenangeboten voll. Ich stehe vor einer verschlossenen Tür, deren Schlüssel ich noch nicht gefunden habe. Weiter suchen, weiter suchen etc. Im Januar beginnt mein Sprachkurs und anschließend werde ich ein 1:1 Sprachcoaching in Anspruch nehmen. Bis dahin gehe ich nicht putzen, nicht kochen oder Kisten packen.

Eine nervlich aufregende Woche liegt hinter uns, Jobabsage und mein Kellergefühl, Altlasten in Deutschland, fehlende kontinuierliche Kontakte zu Freunden in der Heimat, ein zerstückeltes Wochenende, die Zusammenstellung der Unterlagen für Thomas berufliche Anerkennung und und ...

Die Wochen vergehen schnell, es gibt jeden Tag zu tun; u.a. Freunde in unserer neuen Welt treffen. Das gemeinsame Backen von Plätzchen bei unseren Berliner Freunden mit musikalischer Begleitung von Nena (Weihnachtslieder für Kinder) bescherte mir ebenso Gänsehaut wie die Reiseplanung nach Australien eines sehr kranken Freundes aus Deutschland. Ein Picknick am Strand bei Sonnernuntergang sowie ein paar Bier am Samstagabend im Hafen mit einem Arbeitskollegen von Thomas sorgten für weitere Abwechslung und schöne Momente.

Unsere Hilfe beim Umzug eines anderen Kollegens von Thomas am Samstag war überschaubar und bereits nach drei Stunden getan. Der Blick in das neu erworbene Haus für 500.000 AD ließ mich wiederum erschrecken. Für eine halbe Million Dollar habe ich etwas anderes erwartet. Ich sah ein altes Haus, dass ich wohl erstmal komplett entkernen würde, verschachtelte kleine Räume usw. Der Garten und der sich anschließende Park werten das Ganze dann doch auf. Dennoch war mir klar, dass hier nicht das Haus, sondern ausschließlich das Grundstück bezahlt wurde. Klar wurde mir, dass ich mit meinen Erwartungen niemals ein Haus kaufen kann, weil es einfach unbezahlbar sein wird.

Tuesday, December 5

Advent Advent

http://fotoalbum.web.de/gast/medikon/250_km_noerdlich_von_Perth


360 Fotos haben wir mit zwei Kameras am letzten Wochenende im Norden von Perth gemacht. Eine beachtliche Menge, wenn man weiß, dass wir dafür 250 Kilometer gefahren sind und von Samstag um 14.00 - Sonntag um 19.00 Zeit hatten.

Westaustralien bekommt Farbe für mich. Ich hatte wenig Vorstellungen davon, was sich landschaftlich (außer dem Bekannten) an Motiven bietet. Nicht nur, dass es dafür keinen langen Weg von unserem Lebensort bedarf, sondern auch so eindrucksvoll ist.

Als Thomas die erste Zeit hier alleine gelebt hat, sagte er, dass die Wochenenden einem Urlaub gleich kommen. Ich kann dies mit den frischen Eindrücken und Erlebnissen nur bestätigen. Eine ganze Woche wurde durch knappe 1,5 Tage weg gewischt und kam einem Kurzurlaub gleich. Der Erholungswert ist gigantisch.

Unsere erste gemeinsame Wochenendreise entflohen wir mit dem ausgeliehenen (kostenlos) 4WAuto und einer Menge Campingutensilien dem Alltag. Auf unserer Karte waren einige Wege eingezeichnet, die man ausschließlich mit so einem Auto fahren kann. Das Abenteuer lockte und wir konnten nicht umhin, uns diesem zu wiedersetzen. Dennoch mussten wir recht schnell erkennen, dass unsere Karten dafür nicht ausreichten und wir irgendwann im Busch landeten, es spät war und der Sand immer sandiger wurde.


Wer das Fotoalbum ansieht, weiß, dass auch ein 4WCar im Sand stecken bleiben kann. Solange drum herum genug Autos fahren ist dies auch nicht so schlimm. Man kann wieder raus gezogen werden. Wenn aber unklar ist wie oft am Tag oder in der Woche Autos durch abgelegene Buschwege fahren sieht das alles schon anders aus. Zumal wir auch noch diese große Schlange (wie lang auch immer) gesehen haben. Für mich war spätestens nach diesem Anblick klar, dass ich dieses Auto nicht verlassen würde und wenn ich im Auto viele Tage verbringen müsste.


Wir haben für unseren Weihnachtstripp gen Süden noch einiges an Vorbereitungen zu treffen. Unter anderem müssen wir uns Stulpen besorgen, die einer Schlange zumindest das Zubeißen erschweren und einen uns in Sicherheit fühlen lassen. Feste Wanderschuhe sind ein Muss, auch wenn es heiß ist. Vor allem aber ist klar, dass man nich tgenug Wasser an Bord haben kann (für den Fall der Fälle). Ein Handy ist weniger wertvoll, man hat ja keinen Empfang. Spätestens nach diesem Hinweis auf dem Handy "no signal" weiß man, dass man im Busch und damit auf sich alleine gestellt ist.

In der Nähe der Stadt Cervantes befindet sich der Nambung Nationalpark. Hier kann man schwimmen in einsamen Buchten, den Delfinen beim morgendlichen Tummeln nah am Strand begegnen, wandern und einiges an Wildlife sehen. Das häufigste Reiseziel hierher sind wohl die bis zu 4 Meter hohen Kalksteinsäulen (die pinnacles). Wind, Wetter und Zeit haben ihr übriges getan, damit diese bizarre Landschaft mit ihren Skulpturen entstehen kann. Ab und an kam mir der Gedanke, ob hier wirklich die Natur ihre Hand im Spiel hatte oder ob es sich beispielsweise um eine große Grabstätte handelt (manchmal brennt meine Phantasie eben mit mir durch).

Friday, December 1

45 Minuten

Mein erstes Vorstellungsgespräch habe ich nun hinter mir. 45 Minuten non stop english, ca. 15 Fragen von zwei Personen in angenehmer Atmosphäre am Freitag um 15.00.

Das wäre also geschafft; ich habe einen Eindruck gewonnen, wie das hier so läuft und weiß nun, dass es vom Ablauf und den Fragen nicht anders als in Deutschland ist. Auch hier musste ich über meine Erfahrungen reden, meine Stärken und Schwächen kundtun, meine beruflichen Pläne in Australien beschreiben und Haltung zu bestimmten Aussagen einnehmen.

Im Nachgang denke ich, dass mein englisches Vokabular möglicherweise dazu führen wird, dass ich den Job nicht bekomme. Vielleicht ist es aber auch meine berufliche Qualifikation, denn sie haben mir im Gespräch mehrfach zu verstehen gegeben, dass der Job relativ einfach und wenig anspruchsvoll ist. Ob es mir gelungen ist, den Zusammenhang zwischen Sprache lernen und Arbeitserfahrungen zu sammeln darzustellen, weiß ich nicht.

Dienstag oder Mittwoch werde ich schlauer sein und eine Antwort erhalten.

Unser bester Freund sprach zu Beginn dieser Woche davon, dass ich mit dem Bummelzug fahren darf. Ich bin so lange mit dem Schnellzug in Deutschland gefahren, so dass ich nun auch mal in aller Ruhe überlegen darf, was ich machen will. Recht hat er. Aussteigen, wo es mir gefällt und nicht die Strecke in einem durchfahren. Genießen, was ich sehe und erlebe. Kreative Gedanken entwickeln sich in mir, die langsam zu einem Fluss werden. Ihre Quelle ist das außen, ihr Ziel sind meine Ideen. Wenn ich dabei noch Geld verdienen könnte wäre alles gut :-)