Wednesday, October 31

Brother in law

zu deutsch SCHWAGER

Was braucht der Mensch, um sich gewürdigt zu fühlen? ANERKENNUNG.

Und ich es will es an dieser Stelle nicht verharmlosen, sondern wertschätzen!

Lieber Brother in law, Du einziger, den ich habe. Ich danke Dir für Deine Selbstlosigkeit und Dein Gespür, wann es Zeit ist, anderen etwas Gutes zu kommen zu lassen. Ohne Dich. Hätte es keine Erfüllung des Traums gegeben, meine Schwester hier in Perth zu umarmen. Und alles was die Folge war. Und ohne Dich wäre auch meine Mutter bis heute noch nicht so weit gereist und hätte nicht all die Anstrengung auf sich genommen.

Ich kann es immer noch nicht fassen. Sei umarmt dafür.

Monday, October 29

24 Stunden, oder Fliegst Du noch mit Em..ats?

Die Geschichte vom Fliegen hat noch lange kein Ende. Die Beschwerdemail ist im Entwurf fertig und liegt zur Korrektur bei meiner Schwester. Wir haben ja aus unterschiedlichen Perspektiven vom Herkommen und den fliegenden Umstaenden geschrieben. Und wussten zu dieser Zeit noch lange nicht, dass das dicke Ende noch kommen wuerde.

24 Stunden vor Abflug von Perth haben wir die Rechner und Laptops in unserem Hause gleich geschaltet. Es sah hoch professionell aus. Sister und ich wollten den Online Check In machen. Alles war bereit. Noch eine Minute trennte uns von exakt 24 Stunden vorher. Count down und dann alles eingeben, was gefordert ist. Press Enter und siehe da. „Sorry“ so hiess das erste Wort und „unavailable“ das letzte. Sind wir doch zu frueh? Warten. Minuten spaeter. Das gleiche Prozedere, die gleiche Antwort. Was soll das?

Okay. Ruhe bewahren. Mal sehen, ob wir den Flugverlauf, so wie gebucht, online finden. Und siehe da. Es gibt ihn nicht mehr. Weder fuer meine Schwester, noch fuer meine Mutter. Uebrig geblieben sind Zahlen, die in der Luft haengen. Sinnlos und sinnfrei. Das kann nicht wahr sein.
Was nun? Die Fluggesellschaft in Hamburg anrufen. Skype macht es mal wieder moeglich. Noch eine halbe Stunde haben die CallCenter in Germany geoeffnet und dann ist Wochenende. Meine Schwester landet letztendlich bei einem CC in England und erfaehrt, dass die Fluege storniert worden sind. unspektakulaer, oder?
Von der Fluggesellschaft Em ats. Kein Hinweis, keine Mail, nichts. Okay und jetzt? Jetzt sind die Fluege ausgebucht. Sie machen Witze. Hin und her. Die Wellen des Schocks kamen gleichfoermig. Kurz vor dem Nervenzusammenbruch rettete der Rueckruf aus London die Situation. Dank hoeherer leitender Beschaeftigter konnten beide wie geplant fliegen.
Uebrig bleibt, wie das dann ging. Wenn doch vorher alles schon ausgebucht war?

Saturday, October 27

Glaubst Du noch an Traueme?

Der Himmel haengt voller Wolken; sie tragen Wasser und sind gefuellt wie Traenensaecke. Die Fluessigkeit quirlt heraus und findet ihren abrupten Halt am Boden der Tatsachen. Hier unten wird gerade ein Abschied erlebt, der schmerzt wie ein tiefer Schnitt ins eigene Fleisch.

Ein letztes Mal summt das automatische Garagentor, es oeffnet sich, um unseren Besuch wieder zu befreien und nach Hause, nach Deutschland, zu lassen. Nur das Geraeusch allein veranlasst spaetestens jetzt auch bei mir Traenen.

Hier bin ich, Regina in Australien, wieder einmal mit dem Gefuehl, nichts aendern zu koennen und ohnmaechtig zu sein. Es ist etwas anders, ich kontrolliere ohne bewusst nachzudenken, versuche mich nicht emotional zu verschluchzen. Es faellt mir schwer.

Ein vorerst letztes Mal sitze ich neben meiner Mutter, halte ihre Hand und beobachte meine Schwester, wie sie Abschied nimmt. Thomas ist der routinierteste von uns allen. Er faehrt. Gnadenlos. Richtig Airport.

Wir sind angekommen am Ende unsere gemeinsamen Woche hier in Perth. Meine Mutter, die ueberraschend am Flughafen stand, und meine Schwester haben unser Haus gefuellt mit Leben und mein Herz mit Glueck. Wir haben gelacht, gemeinsam gegessen und gekocht, gekuschelt, wenn es draussen zu kalt war, gequasselt oder auch mal geschwiegen. Wir waren spazieren am Strand, haben Muscheln zum Beweis ihres Daseins gesammelt und ueber 600 Bilder geschossen, ebenfalls um alles festzuhalten. Wir haben Wein getrunken, auf der Terasse gesessen und sind vor Spinnen weg gelaufen. Sister hat einen Lizard quer durch unseren Garten gejagt und Mum wollte sich nicht mehr in den Liegestuhl liegen, weil eine etwas groessere Spinne schneller als sie war.

Wir sind einiges an Kilometern gefahren, wurden unterbrochen von einem Autounfall, den ich verursacht habe. Wir waren geschockt und haben das alles in so kurzer Zeit gemeinsam gemeistert. Vielleicht war der Unfall deshalb gut, um zu realisieren, dass das alles kein Traum ist. Wer weiss das schon.

Wir waren im Meer. Ich hoere meine Schwester vorher noch sagen „Nein, da gehe ich nicht hinein!“. Die Sonne, der Himmel und die Verlockung haben uns von Penguin Island zum Festland durch den Ocean waaten lassen. Auf den Bildern sind wir nur am Ende als kleine Punkte zu erkennen, verschwindend im Meer. Unsere Mutter musste sich das nicht antun und schipperte ganz gemuetlich mit dem Kahn zurueck zum Festland.

Es gab Pellkartoffeln und Stippsosse, Guacomole und Chips, frischen Fisch und herrlichen Wein. Am letzten Abend haben wir Wein aus dem Swan Valley getrunken. Genussvoll. Traurig. Erinnernd an den Unfall. Vorausblickend. Jeder in seinen Gedanken. Ein letztes Mal einen Blick in den Spiegel werfen, ein letztes Mal checken, ob auch alles eingepackt ist, ein letztes Mal einen Blick in das schoene Haus werfen und ein letztes Mal das Garagentor sich oeffnen sehen. Wir sagen Adieu! und wollen es nicht wahr haben.

Alles in allem war es die Erfuellung eines Traums. Ein Traum, der wirklich geworden ist.

Schatz vergiss die Broesel nicht

Die daheim gebliebenen Maenner entwickelten ploetzlich lange verschollene Faehigkeiten zur Freude ihrer verreisten Ehefrauen; sei es das Schreiben von Emails oder gar das Kochen.

So kam es doch noch vor, dass meine Mutter eine dreiviertel Stunde vor ihrem Abflug aus Perth meinem Vater heisse und vor allem wichtige Tipps fuer das Zubereiten von
Fleischbaellchen gab.
Papa fragt: „Wo sind die Broesel“ ...
Mama sagt: “Aber nicht zu viel davon“ ... „Klein Schuss Wasser“ ... „Zwiebel, ein Ei, Pfeffer und Salz.“
Papa fragt: „ Und Broesel“
Mama sagt: ... „Ja! Broesel“ ... „Aber nicht zuviel“

Friday, October 26

Dubai, einer der schönsten Flughäfen der Welt

Wer schon einmal da war, wird das bestätigen. Manch ein anderer, der ihn erst kennen lernen möchte, erfährt diese Informationen mit vielen schönen Bildern hinterlegt beim googlen nach diesem.

Wir wollten ihn auch erleben bei unserem halb geheim gehaltenen Unterfangen unserer Reise nach Westaustralien. Drei Stunden Aufenthalt sind dafür jede Menge Zeit, sollte man meinen. Nur leider kommt es oft anders als man denkt.

Die Maschine in Hamburg flog mit dreistündiger Verspätung ab. Hamburg ist ein wirklich spannender Flughafen. Rechnet man die Zeit ca. 2 Stunden vor dem Einchecken mit ein, kann man richtig was erleben, was einem die Langeweile noch verlängert. Einfach unglaublich, wie öde solch ein Flughafen ist. Egal, endlich in der Luft, war uns ziemlich klar, dass wir unseren Anschlussflug nach Perth wohl mit ziemlicher Sicherheit erst 10 Stunden später werden antreten können. Und so schön kann auch der Flughafen in Dubai nicht sein, als dass er zu solch einem langen Verweilen einlädt.

Bis zum Schluss zeigten die Anzeigetafeln im Flugzeug kurz vor der Landung unseren planmäßigen Flug nach Perth an, allerdings ohne Zeitangabe und Flugsteig. Woher sollten wir wissen, was das zu bedeuten hatte. Die Maschine landete 2.10 Uhr irgendwo auf einem Rollfeld von Dubai, die Busse standen bereit zum Weitertransport ins Flughafengebäude, heiße unerträglich feuchte Luft stieg uns entgegen, der Bus setzte sich in Bewegung und fuhr in endlos langen Kurven und Schleifen kreuz und quer über das Gelände. Dann hielt er zu allem Überfluss irgendwo und erzählte den Passagieren, welchen Ausstieg sie zu wählen hatten.

Und die Zeit lief.

Es war 2.30Uhr.

2.35 Uhr war die reguläre Abflugzeit nach Perth.

Keine Chance.

Also Shopping, was die Kreditkarte hergibt.

Endlich - Terminal 1 in Sicht, Türen auf und raus. An der Zollkontrolle hektisch winkende und rufende Beschäftigte der Fluggesellschaft. So viel verstand ich, sie suchten 4 Passagiere mit Weiterflug nach Perth. Tatsächlich, die Maschine wartete. Ich musste nur meine Tasche aufs Band schmeißen, niemand wollte meine Jacke sehen, geschweige denn mich durchleuchten. Meine Mutti zog zu allem Übel ihre Schuhe aus, um sie aufs Kontrollband zu legen. Der Flughafenmitarbeiter schrie vor Stress und bedeutete uns vieren aber ganz schnell zu folgen. Ganz schnell hieß, alles von den Bändern zu raffen, die Schuhe in die Hand zu nehmen und im wirklich guten Laufschritt durch das wohl beeindruckendste Flughafengebäudes zu rennen. Immer wieder zur Eile angetrieben, ging es einige Meter auf rotem Teppich, immerhin, entlang, Treppen hoch bis zum Gate 19. Kein Mensch mehr dort, außer den Beamten, Ticket angesehen, Sitzplatz eingedruckt und im Laufschritt zum Flugzeug. Fix und fertig ließen wir uns auf unsere Plätze fallen und konnten erst im Nachhinein realisieren, dass man auf uns gewartet hatte. Das hatte man uns in Hamburg nicht in Aussicht gestellt und wie sich später auch herausstellte, waren wir – bereits in der Luft nach Dubai- auf eine andere Maschine von Dubai nach Perth – 10 Stunden später - umgebucht. Das wiederum sorgte vor Ort (bei Regina in Perth) für einige Aufregung. Alles in allem kamen wir überpünktlich in Perth an, unser Gepäck natürlich erst am nächsten Tag. Wie sollte das auch anders sein. Ob der Flughafen in Dubai nun tatsächlich so beeindruckend ist, vermögen wir nicht zu sagen. Er ist lang, sehr lang und er ist komplett mit rotem Teppich ausgelegt. Wo wird einem das schon geboten. Aber was er sonst zu bieten hat, werden wir vermutlich erst auf unserem Rückflug erleben dürfen.

(Sister)



Friday, October 19

3 Flaschen Wein und eine Flasche Sekt

Perth, 17. Oktober. Die Gedanken in Deutschland bei meiner Schwester. Jede Minute zählen, wann sie denn in den Flieger steigt. Dei Gedanken sind bei ihr. Stille. Nichts ist mehr zu hören, nun heißt es aushalten, bis wir uns am Flughafen in die Arme nehmen können.

Nach Feierabend schnell in Güstrow anrufen, ob mein Schwager sie gut abgeliefert hat und sie nun endlich drin ist.

Nein. Ich bekomme als Antwort ein "Nein, der Flieger ist noch nicht da, drei Stunden Verspätung!"

Aus Erfahrung heraus, und die muss man gar nicht haben, wenn man rechnen kann, wusste ich, dass sie ihren Anschlussflug in Dubai damit nicht schaffen kann. Ich bin aufgeregt und schicke alle guten Gedanken zu ihr, die nur gehen. Was für eine Aufregung und das alles nach der Ticketstory. Der Stein ist ins Rollen gebracht.

Vollkommen nervös versuche ich ihre Flugdaten heraus zu bekommen, versuche ihr Emailkonto zu knacken, gebe die Buchungsnummer von ihr ein, um alle Details zu bekommen. Sehe dann, dass der Anschlussflieger in Dubai 10 Stunden später abhebt. So hat sie den Flug von vornherein gebucht. Ich dachte, Du meine Güte. Wer Dubai kennt, weiß, dass es da 10 Stunden lang nichts zu tun gibt. Heilige ... Es tut mir so leid, denn es ist zu einer richtigen Anstrengung geworden, nach Australien zu kommen, und dann ist sie auch noch allein unterwegs.

Mit meinem Vater telefoniert, und nachfragend, ob es was neues gibt. Außerdem erklärend, dass es nicht schlimm ist (einerseits), dass ihr Fliger Verspätung hat, denn ihr Anschlussflug geht so viel später. Mein Vater versteht die Welt nicht und bringt alles durcheinander. Ich kann es nicht mehr erklären. Ich bin auch durcheinander.

Der Abend wird zunehmend hektischer, denn nun weiß ich, dass meine Schwester erst Freitag Mittag ankommt. Wir rufen uns gegenseitig Mitternachts (Papi, Schwager und ich; gegen die Zeiten) an. Es gibt nichts Neues. Außer, dass mein Schwager darauf beharrt, dass sie doch schon Donnerstag halb sechs Abends ankommt. Viel Hin und Her und ein unruhige Nacht. Die Gedanken spielen Böses mit mir. Erst das Durcheinander mit den Tickets, dann die Flugverspätung etc. Orakel wollen sich in meinem Kopf breit machen. Die Nacht bleibt unruhig.

Donnerstag. Auf meiner Arbeit kann ich mich nicht konzentrieren, bin dauerhaft nebenbei online und versuche irgendwie raus zu bekommen, ob es was Neues gibt. Emirates in Perth ist nicht zu erreichen, meine Schwester auch nicht. Dann lese ich online, wann der verspätete Flieger aus Deutschland in Dubai gelandet ist und das der Anschlussflieger (also der, den sie laut Buchung nicht gebucht hat) wartet und eine halbe Stunde später abfliegen soll. Hoffnung macht sich breit. Vielleicht kann sie ja doch mit dem fliegen. Und kurz darauf sagt mein denkendes Hirn mir, dass das unmöglich ist. Erreichen kann ich sie nicht. Also heißt mein Plan, zweimal zum Flughafen fahren und sehen was passiert.

Meine letzte Klientin raubt mir meinen Nerv, sie will nicht gehen. Und ich will los. Dann endlich um halb sechs aus meinem Büro gestürmt. Zum Flughafen.

Am Flughafen ist es recht ruhig. Nur wenig Leute laufen rum. Zunächst denke ich mir nichts dabei, denn es dauert bis die alle ausgecheckt haben. Ich hoffe immer noch, dass Sister in diesem Flieger war.

Im Flughafengebäude eine gähnende Leere. In der Ferne sitzen noch wenige Persönchen, die wohl warten. Ich gehe auf sie zu. Und auf einmal erkenne ich ein Gesicht. Ein Gesicht, dass das vertrauteste Gesicht in meinem Leben ist. Sie sieht aus wie meine Mutter. Naja, das geht ja nicht. Ich gehe zaghaft näher. Sie sieht nicht nur so aus, SIE IST ES!!!!

Willkommen in Australien. Meine Mama ist hier. Wir drücken uns. Ich kann nicht weinen, denn ich bin geschockt vor Freude.

Während dessen steht meine Schwester irgendwo und versucht uns telefonisch zu erreichen. Dieser Flieger war eine Stunde früher da.

Ich gehe auf sie zu und Tränen schießen für einen Moment in ihr Gesicht. Die Freude ist groß.

Meine Mutti und meine Schwester sind angekommen. JIPPIE!


Die Zwischenstory wird meine Schwester liefern müssen. Was sie alles erlebt haben, ist Teil ihrer Reise und so lustig, wie unglaublich.

Tuesday, October 16

Vorfreude

Im Schlaf um die Nacht gebracht, beim Lesen um den Verstand. Beim Arbeiten um die Konzentration herum geschifft. Beim Denken um den Focus gebracht. Hier und Jetzt sind aus den Fugen, das Morgen und das Danach sind präsent. Alles stürmt zum Ende des Tunnels, denn dort ist ein Licht zu sehen, so greifbar nahe. Es macht Freude, endlich einzutauchen und es macht Angst, wenn es wieder erlischt. Jetzt schon, bevor es überhaupt angefangen hat zu leuchten. Die Trickkiste spielt ihre Streiche mit dem Dasein. Vorfreude- ein Begriff, der lange nicht ausdrückt, was dieser Zustand ist. Es ist keine Vorfreude, sondern Euphorie, die in den Wahnsinn treibt. Endlich haben, endlich sehen, endlich anfassen, endlich spüren. Wie lange ist es bis die Vorfreude in Freude umschlägt und aus Freude wieder Trauer wird. Der Schmerz steht schon vor der Tür, obwohl er noch Zeit hat. Ungeduldig breitet er sich auf den Flügeln der Vorfreude aus. Eigentlich ist es ein Vorschmerz, der an Intensität die Freude überflügeln wird. Der Focus auf das Kommende kalkuliert alle Wenn und Abers, das Davor und das Danach mit ein. Ein Mechanismus, der funktioniert. Ohne Motor. Automatisch. Ohne Sprit. Stoppen und auf die Bremse treten, warten. Weiter warten. Die Ungeduld lässt der Geduld nur wenig Platz. Es kostet Energie, nicht abzuheben. Dem entgegen gehen, worauf man sich freut und dem zu entfliehen, wovor man Angst hat.
Vorbei ist es nie und unendlich ist es immer.

Friday, October 12

29 grad

und keine Wolken am Himmel. Und schon beginnt das erste Stöhnen, dass es aber nicht noch wärmer werden sollte. Na, noch nicht wirklich. Aber lange wird es wohl nicht mehr dauern.

Es kann kein schöneres Wetter geben, um meine Sister in weniger als einer Woche am Flughafen abzuholen. Die Vorfreude steigt ins Unermessliche, es ist kaum auszuhalten. Bis es endlich sicher war, dass sie kommt, mussten wir uns gedulden. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er vorher schon was erleben. Ein Wirrwarr von unterschiedlichen Informationen, das Wiegen in Sicherheit, das Kippen in Unsicherheit. Alles nur aufgrund eines einzig kleinen fehlendem "S" am Ende. Jetzt steht es endlich mit viel Aufwand und Kosten geschrieben auf einem der wichtigsten Tickets unserer Welt. Die Australier bewiesen einmal mehr ihre Einzigartigkeit und Eigentümlichkeit, was die Einreise von außerhalb lebenden Lebewesen anbelangt. Alles ist eben durchstrukturiert, Flexibilität ist nicht drin. Micromanagement heißt das Zauberwort, das ich schon im Sinn erkunden musste als ich meinen ersten Konfliktkurs für die Uni vorbereitet habe. Fest definiert steht dieses Wort da und wird ohne Abschweife im engsten seiner Bedeutung gebraucht. Ein Danebentreten ist unerwünscht, dann muss man ja um die Ecke denken und kreativ sein.

Ich habe sie weg gefegt, und das sage ich jetzt wohl wirklich arrogant, oder es wirkt für den Leser so. Meinen Mediationskurs für die Kollegen habe ich so präzise geplant wie lange keinen Kurs zuvor. Und dann stand ich ihnen gegenüber und habe gezeigt, wie man präsentieren und vermitteln kann. Die Aufregung war wie weg geblasen, so sehr war ich in meinem Element. Nach drei Stunden Workshop war ich ausgepowert, glücklich und absolut erschöpft. Meine Beine waren schwer, die Füße taten weh. Mein Kopf war frei und meine Emotionen taten meinem Selbstwert so viel Gutes. Hah! Kann ich da nur sagen.

Am Tag danach habe ich von allen Rückmeldungen bekommen, die mich gefreut haben. Sie hatten so etwas wohl wirklich nicht erwartet. Und gerade deshalb war es mir ein innerer Vorbeimarsch. Gereicht, doch einen Job angeboten zu bekommen, hat es nicht. Die Enttäuschung diesbezüglich kann ich nicht weg denken, es waren doch zu viele Hoffnungen damit verbunden. Das "excellent" von meinem Boss tat gut. Mehr konnte er nicht geben.

Am 23. November hat der Zauber sein Ende gefunden.

Sunday, October 7

Cirque du Soleil - Im Zirkus der Sonne

und das erste Mal mit einem befreundeten australischen Paar essen in einem Restaurant.

Die Zwiebeltürme am Swan River erregten schon lange meine Aufmerksamkeit, wenn ich daran vorbei gefahren bin, oder in der Presse von diesem berühmten Zirkus gelesen habe. Assoziativ ist die Erinnerung an Berlin präsent und die Bilder, wenn dieser Cirus auf dem Schloßplatz in Berlin gastierte. Ich bin immer nur vorbei gefahren.

Gestern waren wir für 117 Australische Dollar (teuerste Karte 250 AD) pro Kopf zum ersten Mal Zuschauer. Ein Eintritt in eine Zauberwelt. Das himmelblaue Dach, die runde Bühne, die zu Beginn noch im Dunklen liegt, die Konstruktionen in der Höhe lassen Spannendes vermuten. Das Program heisst "Varekai" (übersetzt "wherever", wo auch immer). Die globalen Wanderer unterwegs in einem Zauberwald, in dem alles möglich ist. Ein junger Mann fällt vom Himmel (schwebend, in weiß gekleidet mit Flügeln, die er am Boden verliert, er verliebt sich und findet am Ende sein Glück in der Ehe). Doch die Story war mehr als diese einfache Beschreibung dessen, was wohl der Faden sein sollte. Letztendlich war es eine Aneinanderreihung diverser akrobatischer Hochleistungen, die schon auch mal das Herz aussetzen ließen.

Cirque du Soleil gastiert parallel an vielen anderen Schauplätzen der Welt und hat derzeit 15 verschiedene Programme zu laufen (In Hamburg "Delirium"). Ich muss zugeben, dass ich dachte, dass das ein Wanderzirkus ist und habe dank der gestrigen Erfahrungen wieder eine Bildungslücke füllen können.

Der canadische Circus ist über 20 Jahre aktiv und hat seinen Ursprung in Quebec (französischer Teil in Canada). Deshalb hatte ich wohl gleich zu Beginn das Gefühl, Europa kommt zu mir. Die Vielfalt der Farben, die Kostüme, die Sprache (manchmal französischer Gesang, manchmal wohl eine Art Kunstsprache). Ja, dachte ich, das ist es was den Unterschied ausmacht. Übertragen auf die vielen Kulturen in Europa, so abgegrenzt und so intensiv - einfach herrlich. Das Zusammenleben vieler Kulturen hier in Perth ist auch etwas besonderes, es kann aber niemals wirklich diese tiefer gehenden Vielfalten und Besonderheiten wiedergeben.

Das ist es, was fehlt. Und es wurde mir schlagartig bewusst, als die erste Stimme erklang und die Musik ertönte.

Anschließend noch etwas essen und das Erlebte austauschen - ein netter Ausklang. Wie beschreibt man all diese gesehenen Attraktionen auf englisch, wie die dazu gehörigen Emotionen? Es geht, aber es ist immer ein Rest, den wir nicht ausdrücken können. Schade. Dennoch lernen wir, wie die ein oder andere Attraktion im Englischen genannt wird.

Unser Abend endet auf der gegenüberliegenden Seite des Flussufers, in South Perth. Wir setzen über mit der Fähre und erleben schon beim ersten Versuch, einen Tisch zu ergattern eine Niederlage. Alles reserviert. Doch ein paar Meter weiter werden wir glücklich. Dachten wir zumindest.

Die Speisekarte bot auserwähltes Essen, welches seinen Preis hat. Nun gut, wir bestellen. Und dann saßen wir da, worüber sprechen? Wir fremdelten ein bisschen und bemühten uns das Gespräch aufrecht zu erhalten. Bestellen wir einen Wein? Die beiden waren sich nicht einig und irgendwie hatten wir das Gefühl, dass es ihnen zu teuer war. Es aber nicht sagten. So blieben wir jeder bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier. Wie macht man das, wenn man sich nicht wirklich kennt. Einfach aussprechen, dass es zu teuer ist und es besser wäre zu gehen? Keiner will das Gesicht verlieren, also durch die Mitte. Am Ende haben wir mehr bezahlt, als wir errechnet hatten. Denn die Bedienung hat uns schon mit der Vorspeise für vier Personen übers Ohr gehauen. Der Ärger war groß. Hinterher.

Gemeinsam ein nettes Essen beginnen mit einem Anstoß der Gläser. Man macht es hier wohl etwas anders. Letztlich dann doch zum Wohl gesagt und uns dabei nicht in die Augen gesehen. Der Service war nicht wirklich gut, wie wir mittlerweile schon an mehreren Orten erleben mussten, obwohl es teuer war. Circa 6 Personen bedienten uns in 1,5 Stunden. Alles schnell, oberflächlich und so tuend als wüsste man, wie es geht. Diese Erfahrung, oder diesen Eindruck können wir nicht wirklich teilen mit unseren australischen Freunden. Thomas schubst mich an, als ich beginne, ein Gespräch darüber zu führen. Okay, anderes Thema. Und so bleiben wir letztendlich an der hohen Rechnung hängen. Schade!

picture source: http://terroirbyte.blogspot.com/2007/06/cirque-do-soleil.html

Friday, October 5

Freitag abend, kurz vor halb acht

Klientin, 33 Jahre alt, studiert im vierten Jahr Psychologie, steht kurz vor ihrem Bachelor degree, hat Beziehungsprobleme mit ihrem Partner, der eine bipolare Affektspsychose hat (auf deutsch, manisch-depressiv), es ist meine letzte Klientin heute, am Freitag, um 3 Uhr, wie immer, die Schlimmsten kommen zuletzt, mittlerweile bleibe ich gelassen, als ich sie im Wartezimmer abhole, dachte ich, dass das wohl nicht klappen wird mit uns beiden, wieder Erwarten aber dann doch, sie wurde als Kind sexuell missbraucht, hat also neben ihren Beziehungsproblemen genügend anderen Stoff, über den sie berichten kann, doch es ist heute eher Thema, wie sie mit ihrem Partner leben soll (der, wenn er manisch ist, mehre Beziehungen, oder Techtelmechtel eingeht, um danach zu gestehen und um Gnade zu bitten), nun versucht sie wieder Vertrauen aufzubauen, doch das ist schwer, außerdem ist ihr Studium das Wichtigste, sie wollte das so sehr machen (ach, da erinnere ich mich an meinen eigenen Weg), schlussendlich ging es darum irgendwo eine Lücke zu finden, damit sie wieder zu Kräften kommt, sie arbeitet 20 Stunden die Woche an zwei Tagen, das kann sie nicht ändern, denn Studium und Leben wollen/müssen finanziert werden, also doch, am Studium drehen, zumindest um einige Fristverlängerungen bitten

Klientin, 25 Jahre alt, indischer Herkunft, internationale Studentin, hat Krach mit einer ihrer Mitbewohnerinnen, bereits seit Februar, das führte so weit, dass alle ihre eigenen Freunde nichts mehr von ihr wissen wollen, ihre Mitbewohnerin hat ihrer Meinung nach alle manipuliert, nun trinkt sie (die Klientin) und schläft somit die Nächte durch und verpasst am Ende immer häufiger ihre Vorlesungen, vor 2 Wochen hat sie dann auch mit bekommen, dass sie einen Test vergessen hat und nun steht da "nicht bestanden", das heisst, dass sie die gesamte Unit wiederholen und natürlich zahlen muss, hat sie denn schon mit ihrem Lecturer gesprochen, wollte ich wissen, ja natürlich, er sagte, dass er ihr eine zweite Chance gibt, wenn sie für diesen Tag (der ca 2,5 Wochen zurück liegt) ein medizinisches Zertifikat vorlegen kann, wusste ich es doch, denn vor dem Ende der Sitzung war immer noch so ein Gefühl in mir, dass sie was anderes wollte, bevor sie mich fragte, ob ich ihr ein Zertifikat ausstelle, verdeutlichte ich ihr, dass ich das nicht machen kann, schließlich war sie vorher nie bei mir und es ist eben schon ein Stückchen her, dann sagt sie, ja es würde reichen, wenn ich einfach nur schreiben würde, dass sie hier war, ich verneinte, so hart das auch war, ihre enttäuschten Augen versuchten meiner Erklärung etwas abzugewinnen, denn letztendlich (habe ich jetzt nicht so ausgeführt) würde ihr das nicht helfen, genau das ist das Muster mit Alkoholikern, alle helfen, und dem Betroffenen ist nicht wirklich geholfen, ich wollte mich nicht einreihen, ihre Trinkgewohnheiten weiter zu unterstützen, Sorry! Ich empfahl, dass sie noch einmal mit ihrem Lehrer spricht, wenn es ihm reicht, dann können wir noch einmal darüber reden, letztendlich hat mich der Lecturer angerufen, am Ende waren wir uns einig, dass nicht der Weg der Unterstützung ist, denn sie braucht.

Meine erste Klientin heute kam mit ihrem Freund, das war nicht angemeldet, nun denn, dann eben beide, nachdem wir schon mehre Sitzungen zum Thema Angermanagement (Umgang mit eigenen Aggressionen) verbracht haben und heute alles Revue passieren lassen wollten, geriet mein Konzept am Anfang ins Schwanken, zum Glück bestätigte ihre Partner, dass sie sich wesentlich gebessert hat, was sie von sich selbst auch zufrieden berichtete, wenn da nicht noch was anderes wäre, nein, diese Zutaten nehmen wir jetzt nicht, das dann in einer neuen Sitzung, sie will jetzt auch Psychologie studieren, viel Glück

Ich beginne, meine Langzeitklienten nun auf einen Abschied vorzubereiten bzw. die letzten sechs Wochen die Sessions zu Ende zu bringen, oder sie an einen anderen Psychologen zu vermitteln. Wie es mir damit geht? Schlechter, als ich jemals erwartet hatte. Habe ich am Anfang doch sehr viel rum genörgelt, wollte mich in diese klinische Arbeit nicht einfinden, mag ich sie jetzt nicht mehr hergeben. Dennoch will ich nicht unfair sein, ich habe ja etliche Spielwiesen bekommen und mehr als erhoffte Erfahrungen machen können, als ich mir überhaupt vorstellen konnte.

Mein Unterbewusstsein ist mehr als unruhig, denn jetzt heisst es wieder auf die Straße zu gehen und zu werben. Ich bin müde und erschöpft, jetzt schon, wo es noch nicht wirklich angefangen hat. Und gespannt, was da Neues kommt und genervt, wieder von vorne anzufangen.

Monday, October 1

Surfsaison eröffnet

Cervantes 2007, der Frühling ist hier schon ein Müh weiter.

Letzten Freitag in Perth sah es noch nicht so aus, dass das Wetter ohne Regen kann. Abends auf dem Campingplatz angekommen, schaffen wir es gerade noch so, ein kaltes Bier beim Sonnenuntergang zu genießen, bevor wir unsere Zelte aufgeschlagen haben.
Es ist früh dunkel und mit der Dunkelheit an diesem Abend waren Feuchtigkeit und Kälte recht unangenehm. Die Schlafsäcke waren klamm und der Abend um halb elf zu Ende. Jippie - ins lauschige Campingsäckchen.

Der Morgen am Samstag beginnt mit viel Sonne, die Wolken sind weg, wir genießen unser Draußenfrühstück bei Sonnenschein und packen das Auto wieder voll.

Natürlich nur mit Klamotten, die wir zum Surfen brauchten. Eine Kollegin von mir hat mir am Freitag noch ein Wetsuit gebracht, in dem ich schon auffalle, ohne dass ich auch nur einen Fuss auf das Brett gesetzt habe. Die Beine passten, der Oberkörper war wesentlich zu groß. Ich sah aus wie ein Michelinmännchen, dass sich verirrt hat. Bilder haben wir davon natürlich nicht gemacht.

Die ersten Versuche auf das Brett zu kommen gingen wesentlich einfacher als im letzten Jahr. Da bin ich ja nicht mal rauf gekommen. Dank des Wetsuit, das ich letztes Jahr nicht hatte, habe ich mich nicht mehr um das Drum herum kümmern müssen. Das war gut, so konnte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Erste Versuche sind zu sehen. Meine Fortschritte sind nicht dokumentiert.

Nachdem mir lange genug jemand das Brett gehalten hat, habe ich es solange alleine probiert, bis zumindest schon mal ein paar Meter vorwärts kommen raus gekommen ist.

Während die Profis in unserer Runde über diverse technische Feinheiten gesprochen haben, bin ich in Gedanken immer noch beim Üben. Irgendwann musste ich aufhören, weil Konzentration und die Hände nicht mehr wollten. Es war nicht so sehr ein Kraftakt, mehr, dass immer wiederkehrende frustriende Erlebnis nicht soo... weit voran zu kommen. Die Hände waren vom Raufziehen des Segel kurz vorm Blasendurchbruch. Nun bin ich angesteckt und will mehr.
Ja ja, es sieht noch etwas verkraft aus. Ich hatte großen Respeckt vorm Segel und davor, dass ich wirklich los surfe. Außerdem war der Baum viel zu hoch.

Wir haben herrliche Tage in Cervantes verbracht, einer der schönsten Fleckchen zum Surfen und zum Erholen im Umkreis von 260 km von Perth. Mit uns waren viele Reisende unterwegs. Schließlich war Feiertag und Ferienbeginn. Das ist nicht anders als in Deutschland. Plötzlich kommen alle aus ihren Nestern.

Bei mehr als 25 Grad tagsüber bleiben Sonnenbrände nicht aus. Ich habe mir die Fuss-Spannen ordentlich verbrannt. Es ist wieder Zeit, sich mit LF 50 einzucremen, damit man weiß bleibt. Sonst heisst es nachher noch: Ein Indianer in Australien.