Monday, July 24

Wieder in Deutschland

Mittlerweile ist es 5.31 in der Früh, Montag. Ich bin schon seit 1 Stunde auf und verdanke dies meiner inneren Unruhe und der Zeitverschiebung. In Perth ist es jetzt schon 11.31. Ich wäre also längst auf den Beinen.

Nach ca. 40 Stunden Dauerwachseins (im Flugzeug nur kurze Schläfchen, in D spät zu Bett) und einer ca. 6stündigen Nacht sitze ich hier in der Küche meiner Eltern und warte, dass das Alltagsleben beginnt, um mir Ablenkung zu verschaffen.

Auf dem Flug von Perth nach Dubai saß ich neben einer australischen Meteorologin, die auf dem Weg nach Garmisch war, um dort 4 Wochen an einer Konferenz teilzunehmen. An Schlafen war nicht zu denken, obwohl wir beide müde waren, aber viel zu erzählen hatten. Der gemeinsame Kaffee auf dem Flughafen endete darin, dass wir unsere Adressen austauschten und ein möglicher neuer Kontakt in Perth damit angebahnt wurde. Mein Gehirn hat auf Turbo geschaltet und ich bin beeindruckt, was es in solchen Extrembelastungen zu leisten vermag. Wahrnehmung aller und Verarbeitung der Emotionen, englisch sprechen und verstehen und die Geräuschkulisse im Flugzeug ausblenden. Ich halte das für eine Meinerleistung, deren viel ausführlicher Beschreibung in ihrer Komplexität hier den Rahmen sprengen würde. Der Leser soll ja auch ein bisschen Fantasie entwickeln.

Fasten Seatbelt - bitte Anschallen, wir befinden aus auf dem Landeanflug Hamburg und danken Ihnen, dass Sie mit Emirates geflogen sind. Wir hoffen, dass Sie diesen Flug genossen haben und weiter mit uns reisen werden. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.

Der nur halb volle Flieger hat mit einer Affengeschwindigkeit die 6 Stunden Flugzeit von Dubai nach Hamburg absolviert. Routine setzt ein, Koffer aus der Ablage holen. Allen Krempel, den ich Dubai ausgepackt und nicht einmal angefasst habe, wieder einpacken und aufpassen, dass ich nichts vergesse. Und raus aus dem Flieger. Willkommen daheim. Alles spricht deutsch. Die Polizei sitzt am rechten Fleck und fragt Jeden, der aussieht, also ob er hier nicht hingehört, was er in Deutschland will. Und das in einem abgehackten Englisch, aber mit einer ziemlich verbogenen Körperhaltung. Sie spricht Bände, der Polizeibeamte fühlt sich der englischen Sprache nicht mächtig und weiß, dass der Einreisende am Nachbarschalter alles mithören kann. Ich muss schmunzeln.

Um 13.30 durchschritt ich das Tor in den goldenen Westen und hielt Ausschau nach meinen und Thomas Eltern, die mich abholen wollten. Die stickige Hitze, das enge Auto (5 Personen), die „Fachsimpelei“ zwischen unseren Vätern über den nun zurückführenden Weg von Hamburg nach Güstrow, die irreale Kommunikation mit dem Navigerät, das auch einiges zur Diskussion beizutragen hatte und der noch unbequemere Sitz als im Flieger in der Mitte auf der Rücksitzbank füllten die letzten 3 Stunden meiner 16.000 km, 17 Stunden Flugzeit, 3 Stunden Zwischenaufenthalt in Dubai und 6 Stunden Zeitverschiebung langen Reise. Und jetzt? Natürlich habe ich mich gefreut, so herzlich und liebevoll empfangen zu werden. Natürlich schätze ich, was unsere Eltern sich bei diesen derzeitigen klimatischen Bedingungen auf sich genommen, um mich abzuholen und mich mit einigen kulinarischen Lebensmitteln versorgten. Zugleich jedoch spielte ein ganz anderer Film in meinem Kopf ab.

Jetzt beginnt für mich die Zeit des Vagabundierens. Was ich damit meine? Aus dem Koffer leben, in eine leere Wohnung zurückkehren, ab September in der Woche bei meiner Nachbarin im Arbeitszimmer schlafen und an den Wochenenden nach Güstrow fahren und meinen Gedanken reifen zu lassen, eher als geplant zu Thomas zurückzukehren.

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