Monday, July 24

Hast Du alles?

Fragt mich Thomas, als wir am Samstagabend in Perth auf dem Weg zum Flughafen waren. Spontan antwortete ich „ja“ und dachte dann „nein“. Ich habe dich nicht!

Diese fünf Worte auszusprechen gelang mir ob meiner Emotionen nicht. Der Kloß im Hals ließ nur die üblichen Worte wie „ja, nein“ raus. Jetzt sitze ich hier oben im Flughafen und warte darauf, dass die Boardingtime beginnt und überlege, ob ich nicht einfach zurückgehe. Der Letzte Blick, die letzte Umarmung und die Worte, die wir bisher nicht aussprechen konnten, kennzeichneten den Abschied an der Grenze, die nur Fluggäste übertreten dürfen. Von da an musste ich Thomas stehen lassen.

Ich habe schon sehr geweint, als wir vor ca. 4 Wochen von unseren Familien Abschied nahmen; dies hier jedoch überstieg diese Emotionen bei Weitem. Ich habe einen neuen Platz gefunden und der ist erstmal in Australien und an der Seite von Thomas. Nun gebe ich das für die nächste Zeit auf und lasse Thomas hier vollkommen allein. Die Intensität dieser Gefühle ist gleichzusetzen mit einem Verlust engster Angehörigen. So stelle ich es mir, wenn man seinen oder seine Liebste oder das eigene Kind verliert, vor. Es ist, als ob das Herz durchtrennt wird.

Ja, natürlich, gibt es auf der Welt viel Schlimmeres. Ja, natürlich wäre es noch dramatischer, wenn Thomas irgendwo kämpfen gehen müsste mit der Option des ungewissen Ausgangs, ob wir uns wieder sehen. Ja, natürlich werden Mütter sagen, dass kann man doch nicht mit einem Verlust seines eigenes Kindes vergleichen usw.

Wenn ich mein Erleben rational in Relation zu anderen Ereignissen und damit verbundenen Emotionen stelle, hat das von uns Erlebte keine Berechtigung so dramatisiert zu werden. Der Trost anderer an mich ist gespickt mit diesen Beispielen, um mir unsere Situation zu vereinfachen. Sie hilft aber nicht und ich erhebe den Anspruch, diese unterschiedlichen Lebensereignisse miteinander gleichzusetzen, da nur dies meinem Empfinden nahe kommt und in etwa ausdrückt, was das für mich/uns bedeutet. Ich verzichte auf die weitere Darstellung meiner tiefsten inneren Gedanken, die nur mich etwas angehen und der Öffentlichkeit nicht zustehen.

Ich sitze immer noch hier und warte. Mehr zu schreiben bin ich nicht in der Lage, zu denken sehr wohl. Mein Gehirn und mein Herz arbeiten auf Hochtouren und die Tränen gleichen diesen Druck aus.

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