Monday, December 17

Jahreszeiten

Während der Frühling in den Endzügen hier liegt, zeigt der Herbst in Deutschland schon seine winterliche Seite und stimmt alle ein. In den Winter. In Australien steht der Sommer bevor. Und im Moment hat es eher den Anschein, als ob es Winter hier wird statt Sommer. Regen. Wolkenbedeckter Himmel. Frischer Wind mit der Neigung zu Stürmen. Ungewöhnlich; wie wir lesen und hören für diese Zeit in Australien. Letztes Jahr war es wesentlich heißer und wärmer um diese Zeit. Auf das Wetter war ja noch nie wirklich Verlass. Doch bisher waren zumindest die Wochenenden warm. Seit einiger Zeit passiert selbst das nicht mehr. So haben wir den dritten Advent in deutschlandähnlicher Stimmung verbracht. Hatte auch was, so konnten wir im Lichte der Kerzen kuscheln, Bücher lesen und Musik hören. Die vier Jahreszeiten stimmen uns ins Wochenende und rufen in mir zum ersten Mal richtiges Heimweh hervor. Ja. Jetzt zu Hause sein. Das wär was.

Die Aufregung der letzten Tage, weniger gute Neuigkeiten aus der Heimat von der Familie haben sich zum Glück wieder aufgelöst. Es scheint immer mal wieder eine Art Probe zu sein, wie lange ich das aushalten kann. Eine neue Rolle begleitet mich . Früher wäre ich, egal wie spät, nach Güstrow gefahren. Heute muss ich einen klaren Kopf bewahren, mich darauf verlassen, mit Informationen auf den aktuellesten Stand gehalten zu werden. Dennoch. Warten. Warten. Und die Ungeduld beginnt einen Nervenkrieg. Ohnmacht gesellt sich dazu. Ein wirkliches Gefühl, als ob mir die Hände gebunden wären. Angst ist der Reißverschluss und schließt das neue Kleid. Und die Panik sorgt dafür, dass das Kleid nicht passen kann.

Wieviel es ausmacht, schlechte Nachrichten zu erhalten. Das Klingeln zu ungewohnter Zeit. Ruhige klare Stimme exakt erklärend was passiert ist. Es hat mir geholfen, Ruhe zu bewahren. Danke Sister! Und dann entsteht eine ungewöhnliche Phase. Stille. Die Ohren aufs Höchste geschärft. Hat es da eben noch einmal geklingelt? Das Telefon nicht mehr verlassen, es zumindest in Sichtweite haben. Nicht aus dem Haus bewegen. Zu wichtig, was ich verpassen würde. Und dann kommt es dann, das lang ersehnte Klingeln. Weniger Ruhe, mehr atemlos und sehr traurig. Ich kann nicht durch das Telefon schlüpfen, ich kann Dich nicht in den Arm nehmen, ich kann nicht neben Dir sitzen, ich kann nicht einfach da sein. All das und wesentlich mehr waren Begleiter meiner Gedanken. Soll ich einen Flug buchen, oder noch warten? Wie lange soll ich warten? Wissend, dass es im Moment beinah aussichtlos ist, das Land zu verlassen, weil alles ausgebucht ist. Das Telefon. Ja ich rufe jetzt selbst an im Krankenhaus. Und endlich die mir vertraute Stimme. Alles ist gut und wird wieder besser. Erste Entwarnung aus der Ferne. Und dann noch ein Anruf. Auch da hat das Daumen drücken und das Schicken guter Gedanken geholfen. Erleichterung schlüpft in meinen Körper. Jetzt erst einmal lange ausatmen.

Mittlerweile ist alles wieder so, wie es in der Regel ist. Jeder ist wieder an seinem Platze. Zu Hause. Alle wieder auf dem Damm und keine weiteren schlechten Nachrichten.

Zur Entspannung hören wir Vivaldi. Den Blick nach draußen gerichtet und alle Bilder im Kopf, die zu dieser Jahreszeit gehören. Die Augen haben es schwer, das Wasser zu halten. Ihr fehlt mir!


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