Wednesday, November 14

Final sessions

Mein Terminkalender lichtet sich und damit bin ich mitten drin im Abschließen diverser "Fälle".

Die Therapie von Esstörungen habe ich heute meinen Kollegen in einem Vortrag mit neuesten Ansätzen vermittelt. Abgehakt. Ein Workshop noch, dann packe ich mein Büro ein, bevor ich mein neues (aber erst in zwei Monaten) wieder beziehe.

Der Abschied von Klienten, die ich 10 Sitzungen begleitet habe, fällt mir nicht leicht. Es ist zu spannend, was sich da alles bei den Klienten bewegt hat und wie sie sich nun ohne Unterstützung durch ihr eigenes Leben kämpfen müssen. Ich würde gerne Mäuschen spielen und so naiv bin ich nicht, dass sie nun "geheilt" auf alle Ewigkeit sind.

Ich bin zufrieden mit den finalen Sitzungen. Es gibt einiges an Fortschritten. Und vielleicht werde ich die ein oder den einen nächstes Jahr wieder sehen. Die Aufarbeitungen am Ende zeigen teilweise einen Verlauf, der mir während der Sitzungen nicht so bewusst war. Was für Lebensgeschichten sich dahinter verborgen haben. Und letztendlich handeln sie alle vom Umgang mit dem vermissten Glück, den traurigen Lebensphasen, oder Brüchen.

Wie es in meinem Leben auch passiert. Der Umgang mit fremden Gefühlen. Der Umgang mit Trauer. Der Umgang mit einem Lebenswechsel. Der Umgang mit Oberflächlichkeit. Der Umgang mit Einschränkungen. Der Umgang mit der Ferne. Der Umgang mit dem Hier. Und der Umgang mit der Zukunft. Und was ist mit der Vergangenheit?

Leben ist ein Geschenk, dass ich nur auszupacken verstehen muss. Manchmal zerbricht es schon, wenn ich am Faden ziehe, um es aufzumachen. Oder das Papier beginnt zu reißen. Der Klebstoff bleibt hängen. Die Enthüllung kann überfordernd sein. Muss ich mich bedanken, wenn es mir gerade nicht gefällt? Kann ich es zurück geben, wenn ich es nicht haben will? Oder kann ich es gerade verstecken, wenn es nur mir gehören soll? Ein Geschenk, dass mir unterschiedlich bedeutsam und wertvoll erscheint. Je nachdem, von welcher Seite ich es betrachte. Und es birgt immer wieder eine Überraschung. Wenn ich weiß, wie ich es wenden kann.

Es vebindet, oder trennt. Macht mich einsam, oder zweisam. Als Symbol ist es mitunter nicht fassbar. Oder es ist nicht zu tragen, weil es zu schwer ist? Wenn ich es teile, kann ich mich mehr oder auch weniger freuen. Wenn ich es nicht will, weiß ich nicht wie ich mich davon trennen kann. Wenn ich es halten will, weiß ich nicht wie. Schaue ich von oben drauf, weiß ich nicht was darunter ist. Schaue ich von der Seite hin, weiß ich nicht was dahinter ist.

Und schaue ich egal von wo, weiß ich immer noch nicht was drinnen ist. Groß kann es ein und so winzig im Inneren. Winzig kann es sein und doch so groß, dass es nirgendswo rein passt.

Passt es zu mir, oder zu dem, von dem ich es bekommen habe? Gelingt es mir, es zu meinem Eigen zu machen? Frage ich mich, wie ich damit umgehe, wenn ich mich dafür entschieden habe? Wenn ich mich dagegen entschieden habe, kann ich es dann nicht mehr zurück bekommen? Oder nur in abgewandelter Form.

Verstaubt es, wenn ich es nicht berühre? Oder zerbricht es, wenn ich es täglich anfasse. Kommen mir lauter Einzelteile entgegen, oder ist das Ganze so groß, dass ich nicht weiß, wo ich beginnen soll? Bin ich gelangweilt, wenn es offen ist und vermeintlich alles raus ist? Bin ich gefordert, wenn ich einen Rest verstecke?

Ist es das Finale das, wenn ich entkleide, oder, wenn ich es wieder einstecke? Bekomme ich das Gleiche, wenn ich es wieder raushole?

Das nehme ich von den Abschieden mit und beschäftigt mich in diesem Zusammenhang. Ich bin erleichtert, wieder in alle Richtungen sehen zu wollen.




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