Sunday, December 31

Zwischen Wäsche waschen und Heroinjunkee

Es ist der letzte Tag im Jahr. Die Wäscheberge unserer Reise verschwinden Schritt für Schritt in der Waschmaschine und landen auf der Wäscheleine. Es hat den Anschein, als wären wir drei Wochen unterwegs gewesen. Das Auto haben wir ordentlich geschrubbt; die vielen Heuschreckenschwärme auf den Straßen gen Süden und zurück haben ihr Abbild hinterlassen und sind auch tod noch hartnäckig. Da kann man nur mit Bürste arbeiten. Anschließend den schönen Landcruiser wieder zurück gebracht und fertig.

Der Tag rückt voran und endet für uns (so ist unsere Planung) im Kings Park in Perth beim Picnic mit zwei Freunden. Also noch schnell diverse Häppchen zubereiten und schon geht es um 6.00 in den Park. Ich denke noch im Stillen, warum hier alles immer so früh los gehen muss. Thomas sagt, sonst ist es doch schon dunkel. Na und, begegne ich, es ist doch Sylvester.

Im Park genießen wir den Ausblick auf Perth und das lustige Plaudern über dies und das. Mit zunehmender Stunde gen 24.oo Uhr wird es kälter und feuchter. Es ist halb elf; der erste fängt an zu gähnen, die zweite zu frösteln. Ach ja, das halten wir wohl nicht mehr länger aus. So trennen wir uns um diese Zeit und fahren nach Hause. Und das Feuerwerk? Gibt es nicht.

Auf dem Weg nach Hause wollen wir noch eine Flasche Sekt kaufen, was unmöglich ist. An den Tankstellen bekommt man keinen Alkohol und die Bootleshops haben schon zu. Na gut, dann muss das Bier herhalten.

Wieder in unserer Wohnung beschließen wir auf die Hauptstraße zu gehen und hoffen, vielleicht doch ein Feuerwerk zu sehen (am Scarborough Beach). Da wir uns nicht mitten auf die Straße stellen können, gehen wir zur Bushaltestelle und können dort wenigstens das Bier abstellen und warten. Es ist zehn vor zwölf.

Aus der Ferne sehen wir einen torkelnden Menschen mit einer Flasche in der Hand auf uns zu kommen. Er kann kaum noch geradeaus gehen, aber dennoch auf uns zu. Der Count down läuft und wir sind komplett abgelenkt von dieser Person, die sich nun zu uns gesellt hat.

Er hat sich gerade Heroin gespritzt, die Flasche Whisky fast geleert, ein Foto von seinem Sohn um den Hals und sucht sein Auto. Ah ja. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass er von seiner Frau getrennt ist (nachvollziehbar) und von dem Heroin nicht weg kommt (eine Spritze = 1000 Dollar; woher hat der das Geld? Diese Frage beantwortet er uns nicht, klärt uns aber über die Leichtigkeit, Alkohol zu klauen auf und dass das für uns Weiße noch einfacher ist. Warum? Weil niemand auf die Idee kommen würde, dass das Weiße tun.). Ich denke so, dass das Klientel ist, dass beispielsweise Anglicare betreut. Das Leben ist eine einzige Ruine.

Wir verständigen uns; in der Ferne hört man das Krachen der Feuerwerkskörper. Sehen können wir es nur nicht. Und wir verpassen den Jahreswechsel. Schnell mit dem Bier angestoßen und "Happy new year" gesagt. Fertig. Das Jahr ist rum. Wir machen, dass wir weg kommen und lassen den jungen Mann stehen, der gerade von einer Horde Jugendlicher umlagert wird (wahrscheinlich wegen dem Whyski).

Wieder zurück, skypen wir mit der Heimat und machen den Fernsehr an. Vielleicht wird ja das Feuerwerk von Sydney noch einmal gezeigt. Die haben ja schon zwei Stunden vorher den Jahreswechsel hinter sich gebracht.

Achtung, diese Sendung ist für Jugendliche unter 15 nicht geeignet. Es kommen Sex und Crime darin vor. Ah, jetzt kommen die Mitternachtsspitzen. Falsch. Es kamen die Musikvideos, die tagtäglich bei Viva hoch und runter gespielt werden. Kein Feuerwerk von Sydney!

Manchmal ist es ziemlich absurd, die Grenzsetzung auf der einen und diese Zügellosigkeit auf der anderen Seite in einem zu erleben. Was für ein Kontrastprogramm.

PROSIT NEUJAHR!

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