Sunday, December 10

Vor der Tür

Der Dezember macht sich schön für die Sonne und trägt sein bestes Kleid für den Sommer. Nicht mehr lange und wir werden uns anpassen müssen, damit wir gut durch die kommenden warmen Sommermonate kommen. Für die zweite Dezemberwoche sind die ersten 40 Grad vorausgesagt und ich bin voller Spannung wie es sich damit dauerhaft aushalten lässt.


Beim Brotbacken entwickelt sich im Haus ein ähnliche Hitze. Es schnuppert als ob es draußen eher Minusgrade sind. Auch die Plätzchen im Ofen verbreiten einen vorweihnachtlichen Duft, den ich mit Kälte und Schnee assoziiere. Deshalb haben wir wahrscheinlich auch den Nikolaus vergessen.

Beruflich habe ich mich weiter zu orientieren und die kommenden Monate fleißig die Sprache zu lernen bzw. den Wortschatz auszubauen. Bummelzug ist wieder angesagt. Alles geht langsamer. Ich musste aus dem Schnellzug aussteigen und sicher noch ein paar Ehrenrunden mit einem weniger schnellen Gefährt drehen. Kurzum, den Job habe ich nicht bekommen, aber das Angebot mich in zwei Monaten wieder zu melden. Das Interesse an meiner Arbeitskraft besteht auch über den ersten fehlgeschlagenen Versuch hinaus. Das ist mein Trostpflaster. Mein Ego war angekratzt und meine Enttäuschung lähmte mich für einige Tage. Mein Selbstwertgefühl stieg die Treppe hinunter und machte es sich im Keller gemütlich. Aha, so sieht die Welt also von unten aus.

Alle sind beschäftigt, nur ich nicht. Die Arbeit liegt vor der Tür, die Zeitung ist am Wochenende mit attraktiven Stellenangeboten voll. Ich stehe vor einer verschlossenen Tür, deren Schlüssel ich noch nicht gefunden habe. Weiter suchen, weiter suchen etc. Im Januar beginnt mein Sprachkurs und anschließend werde ich ein 1:1 Sprachcoaching in Anspruch nehmen. Bis dahin gehe ich nicht putzen, nicht kochen oder Kisten packen.

Eine nervlich aufregende Woche liegt hinter uns, Jobabsage und mein Kellergefühl, Altlasten in Deutschland, fehlende kontinuierliche Kontakte zu Freunden in der Heimat, ein zerstückeltes Wochenende, die Zusammenstellung der Unterlagen für Thomas berufliche Anerkennung und und ...

Die Wochen vergehen schnell, es gibt jeden Tag zu tun; u.a. Freunde in unserer neuen Welt treffen. Das gemeinsame Backen von Plätzchen bei unseren Berliner Freunden mit musikalischer Begleitung von Nena (Weihnachtslieder für Kinder) bescherte mir ebenso Gänsehaut wie die Reiseplanung nach Australien eines sehr kranken Freundes aus Deutschland. Ein Picknick am Strand bei Sonnernuntergang sowie ein paar Bier am Samstagabend im Hafen mit einem Arbeitskollegen von Thomas sorgten für weitere Abwechslung und schöne Momente.

Unsere Hilfe beim Umzug eines anderen Kollegens von Thomas am Samstag war überschaubar und bereits nach drei Stunden getan. Der Blick in das neu erworbene Haus für 500.000 AD ließ mich wiederum erschrecken. Für eine halbe Million Dollar habe ich etwas anderes erwartet. Ich sah ein altes Haus, dass ich wohl erstmal komplett entkernen würde, verschachtelte kleine Räume usw. Der Garten und der sich anschließende Park werten das Ganze dann doch auf. Dennoch war mir klar, dass hier nicht das Haus, sondern ausschließlich das Grundstück bezahlt wurde. Klar wurde mir, dass ich mit meinen Erwartungen niemals ein Haus kaufen kann, weil es einfach unbezahlbar sein wird.

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