Monday, May 7

Ritterin Rostig und Medusa

Ihr Lieben, wenn Ihr auf dem Pferde sitzt, da könnt Ihr was erleben. "... Foll see rünner schlüpp see ünner." Ein Spruch meines Vaters, an den ich denken musste, nachdem ich auf dem Pferd saß.

Heute war es nun endlich soweit. Wir hatten unseren einstündigen Ritt durch das Swan Valley gebucht und meine innere Aufregung stieg mit zunehmender Nähe des Gestüts. Auf dem Weg habe ich mich zweimal verfranst beim Fahren. Es schien, als ob mein Unterbewusstsein schon im Streik war, bevor ich heute überhaupt ein Pferd zu Gesicht bekam. Schlussendlich waren wir pünktlich, zahlten und durften uns Helme sowie Schuhe aussuchen. Alles lag bunt durcheinander gewürfelt in großen Kisten. Schon das Finden des zweiten zugehörigen Schuhs, nachdem man wenigstens einen Schuh fand, der passte, war nicht so einfach. Mit den Helmen war es nicht so schwer. Mein prüfender Blick in das Innenleben des Helms musste sich dann abwenden, denn ein paar Haare, von wem auch immer, waren schon drin. Nun denn, Augen zu und durch.

Wir waren vier Reiterinnen und Lisa (unsere Führerin), davon waren zwei erfahren und zwei (unter anderem ich) noch nie zuvor auf dem Pferd. Auf dem Platz bekamen eine kurze Einführung, wie wir auf das Pferd kommen und wieder runter. Was wir machen müssen, wenn das Pferd nach rechts oder links gehen soll und was wir machen müssen, um anzuhalten. Very easy.

Der Aufstieg auf das Pferd war einfach, denn wir standen auf einer Rampe, das Pferd wurde ran geführt und wir mussten aufsitzen. Und dann saß ich auf einmal auf dem Pferd, Francie war schon lange in der Warteschlafe auf ihrem Gaul (Lion) und blickte sich zu mir um. Ich bin ja heute mit dabei, damit Francie alles versteht. Doch mich überkommt schon jetzt der Eindruck, dass nicht ich, sondern Francie dafür Sorge tragen muss, dass ich alles verstehe und nicht umgekehrt. Und so sollte es kommen.

Auf dem Ritt durch das Gelände hatte ich schon in der ersten Minute Schmerzen in irgendwelchen Knochen, die auf den Sattel drückten und malte mir die Zeit nach dieser Stunde phantasievoll aus. Im "Gänsemarsch" sind wir brav hintereinander her geritten. Lisa vorn weg. Ich war die letzte und verstand akkustisch kein Wort von dem, was sie sagte. Francie drehte sich ab und an um, um nach meinem Wohlbefinden, meinem Gesichtsausdruck und meiner Haltung zu sehen. Danke! Hinterher bekam ich ihre Beobachtungen kichernd zurück gemeldet. Zuerst saß ich wie "ein Schluck Wasser" auf dem Pferd und dann sah ich wohl sehr "angespannt" aus.

Ich hatte also zuerst registriert, welche Schmerzen mir schon das Sitzen auf dem Gaul (übrigens Chrissie) bereitete, dann störten mich die Fliegen, dann fand ich es auf einmal ziemlich langweilig, dann genoss ich endlich den Ausblick. Die letzte halbe Stunde hatte ich mächtige Kopfschmerzen. Der Helm mit seinen runden Klettverschlüssen innen drückte und verursachte höllische Schmerzen, so dass ich mich bereits mit dem Gedanken trug, abzusteigen.

Insgesamt war ich Bummel-Letzte. Die Hügel (hoch und runter) sowie der Ritt durchs Wasser bereiteten Chrissie scheinbar keine Freude. Vielleicht wars für sie langweilig. Ich sprach ihr permanent gut zu, wollte eine Beziehung zum Pferd aufbauen. Vor dem Wasser blieb Chrissie stehen, alle anderen waren schon lange drin. Was muss ich tun, um das Pferd in Gang zu bringen? Francie? Mit dem Hacken ein bißchen anschubsen. Ach so, und schwupp waren Chrissie und ich im Wasser.

Unsere Trockenübungen heute morgen, in der Küche und unter Francie Anweisungen, rücklings auf dem Stuhl sitzend, halfen mir, bei besonders hügeligen Wegen. Zurück lehnen, wenn's runter geht, vor lehnen, wenn es wieder hoch geht.

Am Ende unserer Tour, die schnell vorbei ging, sind wir noch zwischen den Weinbäumen entlang. Wir sollten darauf achten, dass die Pferde nicht so sehr an die Bäume kommen. Einfacher gesagt, als getan. Chrissie ließ es sich nicht nehmen, Halt zu machen und die Sträucher abzukauen. Und ich saß vollkommen kontroll-los oben drauf. Um die Ecke, nachdem ich Chrissie wieder in den Gang bekommen habe, beginnt sie plötzlich Trab. Mir wurde mulmig. Wie soll ich sie anhalten. Francie, ihr Pferd und auch der Koppelzaun kamen immer näher. Francie? Was muss ich tun, um anzuhalten? Sag "Brr". Ich kam mir vor wie im Wildwest und brachte Chrissie zum Stehen. Auch das noch.

Am Ende sollten wir absteigen. Ist ja klar, was sonst. Obwohl ich begriffen hatte, wie ich das tun sollte, blieb ich sitzen und war froh, dass niemand meinen ersten Abstiegsversuch gesehen hatte. Ich war einfach zu ungelenkig, um mein rechtes Bein über den Rücken des Pferdes zu schwingen und abzusitzen. Also stand ich brav da und wartete, was wohl passierte, nachdem dies auffiel. Lisa sagte "absteigen". Okay, nun musste ich und hoffte, dass ich an die Rampe kann, so wie beim Aufstieg. Natürlich nicht. Alos musste ich wohl dreimal Schwung holen, um wieder auf die Erde zu kommen. Wie peinlich ist das denn? Gut, dass mich dort keiner kennt.

Ach so. Medusa sitzt frisch geduscht neben mir. Sie sah nach dem Abnehmen ihres Helmes aus wie gerade aus der Steckdose gekommen. Francie hat es Freude gemacht und wieder ein Erlebnis mehr im Australienrucksack.

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