Saturday, May 12

Planetenwanderung

Sie ist zwischen den Planeten und hat schon mehr als die Hälfte geschafft, in Richtung Heimatplanet. Francie ist gestern Abend abgeflogen und wird am Samstag wieder deutschen Boden betreten. Die Begrüßung daheim wird sicher überwältigend, weil alle froh sind, dass sie wieder da ist. Und Francie kann Abende mit ihren Erlebnisschilderungen füllen: Allein in Australien.
Der Abschied ist mir sehr schwer gefallen. Meine Tränen kamen einfach so und waren nicht zu stoppen. Meine Nase war verstopft, das Atmen fiel schwer. Meine Augen waren gequollen, die Sicht behindert. Mein Kopf pocherte, freies Denken unmöglich. Der Druck und dieses dumpfe Gefühl zwischen meinen Schädelknochen verschaffte sich in diesem Raum vollen Platz. Mein rationales Denken und Handeln war blockiert. Thomas Fragen konnte ich nicht beantworten, denn bei jedem Ansatz einer Formulierung schob sich ein Kloß in meinen Hals. Der Körper schüttelte sich, als ob ich Fieber hätte. Meine Traurigkeit hatte mich überwältigt.

Heute Morgen bin ich froh darüber, zu sehen, dass ich zu solch intensiven Gefühlen in der Lage bin. Egal, worin sie begründet liegen. Ich kann es zu lassen und erleben. Gleichzeitig gelingt mir die innere Beobachtung, was da mit mir passiert. Neben all dem Beschriebenen weiß ich nun auch, welchen Schmerz meine Eltern und meine Schwester erleben, wenn ich gehe. Die Gefühle von Verlassenheit, Ohnmacht und Hilflosigkeit nehmen ohne Gnade Platz in einem ein. Nichts ist in dem Moment veränderbar, nichts zurück holbar, nichts kontrollierbar.

Das leere Zimmer, in das ich heute Morgen zuerst gesehen habe, versetzte mir einen Stich in meinem Herzen. Sie ist fort und hat einen Teil meines Herzens mit genommen.

Ich komme mir dramatisierend vor, ja faßt jammernd und auch hysterisch in dem was ich denke. Stoppen kann ich es nicht.

Francie's Reise nach und Besuch in Australien war farbenfroh, bunt und voller Freude. Ich war beeindruckt, wenn ich ihren Beobachtungen und Metaphern zum Tag zuhören durfte. Nebenbei dachte ich oft, sie bestätigt meine/unsere Wahl hier in Perth zu leben.

Die Entfernung auszuhalten, fällt mir im Moment besonders schwer und ich frage mich, wie lange ich das kann. Gleichzeitig weiß ich, dass die Intensität wieder abnehmen wird, in der ich gerade meine Liebsten und die Heimat vermisse. Zum ersten Mal habe ich Heimweh.


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