Tuesday, August 29

Zum Wohl

Die Tage werden kürzer hier in Berlin, es wird zunehmender frischer. Der Wind hebt den Abend in herbstliche Gefilde. Zu wissen, dass ich bald wieder in die Sonne fahre hilft mir die triste Wetterzeit zu überstehen.
Heute ist der 28. August. Vor genau zwei Jahren haben Thomas und ich uns das JA-Wort in der zauberhaften Kirche in Badendiek gegeben. Zu dem damaligen Zeitpunkt wussten wir schon, dass Australien eine ganz besondere Bedeutung in unserem Leben hat. Denn zu Beginn 2004 sind wir von unserem ersten Australienurlaub voller Energie und Euphorie zurück gekehrt. Thomas hat mir den Antrag während des Sylvesterfeuerwerks in Sydney gemacht. Es gibt kaum eine schönere Kulisse. Als wir zurück kamen, waren wir fest entschlossen, dort wieder hin zu reisen oder gar zu leben. Wir hatten so viele Pläne zu diesem Zeitpunkt, die nach unserer Rückkehr schnell vom Alltag aufgebraucht waren. Aber eines ist geblieben, unser Wunsch nach spürbarer Veränderung.
Thomas hatte sich zu diesem Zeitpunkt(2004) per Bewerbung bei einer Agentur vorgestellt. In unserem USA-Urlaub im letzten Jahr kam dann die konkrete Anfrage aus Perth. Was war das für eine Aufregung in New York, als wir die Mails lasen, Thomas per Telefon Kontakt nach Australien aufnahm, seinen Flug von Berlin nach Düsseldorf in New York buchte, um zum ersten Mal seinen zukünftigen Arbeitgeber kennen zu lernen. New York verblasste, denn wir waren nur noch mit den Gedanken an Australien beschäftigt und nahmen diese, von so vielen Menschen geliebte Stadt, im Nebel wahr.
Im August letztes Jahres sind wir dann zum ersten Mal nach Perth für eine Woche gereist, um uns ein Bild zu machen. Wir konnten uns in dieser Woche auf den Alltag einlassen, erlebten kein Urlaubsgefühl. Unsere Emotionen fuhren mit uns Achterbahn, die einfach nicht anhielt. Thomas bekam seinen Vertrag zur Unterschrift. Wir hatten uns in Perth 2005 entschieden und wollten diesen Schritt wagen. Zurück in Deutschland, den noch nicht unterschriebenen Vertrag in der Tasche und damit auch all unsere Zweifel. Täglich telefonierten wir mit unseren Familien, täglich überlegten wir ob wir gehen sollen oder nicht. Unsere rationalen Gedanken und der Druck von außen trieben uns dazu, alles abzusagen. Der Arbeitgeber war enttäuscht. Die Familien erlöst, wir erleichtert. Doch das hielt nicht lange an, wie wir ja jetzt alle wissen.
Und nun sitze ich hier in der leeren Wohnung, habe mit unserem besten Freund angestoßen, blicke in Gedanken zurück und schaue in Hoffnung nach vorne. Meine emotionalen Kräfte verlassen mich. Ich nehme zum zweiten Mal Abschied von allem und kann diesen Rucksack kaum noch tragen. Die Zeit geht unaufhaltsam voran, besondere Begegnungen mit Freunden bestätigen mich in meinem Tun. Die Zeit die wir haben nutzen, um zu leben und zu spüren.
Ich feiere nun allein. Thomas ist schon im neuen Tag und hat die zwei Jahre voll gemacht. Mir bleiben noch genau 2 Stunden dafür. In aller Stille.

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