Sunday, August 20

Im stillen Kämmerlein

Ich sitze im Kämmerlein, das immer im Notfall und für einsame Zeiten einen idealen Rückzugsort bietet, um allein zu sein mit dem Wissen um die Nähe der Familie. Übersetzt sitze ich im Arbeitszimmer meiner Eltern, in dem ich auch schlafe, wenn es mich am Wochenende in den Schoss der Familie zieht. Hier habe ich ein Stück Geborgenheit, fühle mich nicht so verloren und gut aufgehoben. Trügerisch lockt diese Umgebung alles zu vergessen, was gerade um einen selbst passiert. Rational ist dies jedoch nicht realisierbar. Ich habe ja bereits über die Unterschiede zwischen allein-, gemein- und einsam sein geschrieben.

Die Zeit vergeht im Schneckentempo, so oft habe ich bedauert, dass sie zu schnell läuft. Jetzt kann ich es gar nicht mehr abwarten, dass die noch verbleibenden Monate schneller vergehen also sie ursprünglich ablaufen. Nun denn, Geduld ist mein Thema und das Tempo auch. Manchmal überhole ich mich selbst in dem was ich tue und kann gerade noch den entwickelten Rauch sehen, der an mir vorüber zieht. Den Kolt aus der Tasche ziehen und pusten. Geschafft, weiter geht’s. Meine Tätigkeiten werden hier nun überschaubarer und wesentlich geordneter. Es kehrt allmählich eine Struktur ein, mit der ich nicht vertraut bin und die mich hadern lässt mit mir selbst. Meine Ungeduld meldet sich täglich zu Wort und füttert mein schlechtes Gewissen, so inaktiv zu sein. Dabei habe ich schon noch etwas zu tun-nämlich das Zusammensuchen diverser Unterlagen für meine berufliche Anerkennung in Australien. Die Vielfältigkeit und Komplexität dieser Anforderung verwirrt mich und bremst mich so sehr, dass ich bisher noch nicht wirklich viel erreicht habe. Kontrastprogramm ist angesagt, denn für mehr habe ich nicht gezahlt: Warten, dass die Monate vergehen und das eigene Profil schleifen bis der Arzt kommt. Dazwischen gibt es für mich nichts, das Bewegen zwischen diesen Polen ist vergleichbar mit einem Auto, das mit Kängurusprit betankt ist. Es ruckelt ganz gewaltig und man ich habe das Gefühl, keinen Schritt weiter zu kommen.

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