Saturday, March 3

Zukunft in den Sternen

Ich komme von einem netten Abend zurück; es ist hier nun Mitternacht und Thomas rief aus Spanien an. Alles ist bisher erfolgreich; alle sind zufrieden. Der Auftrag wird kommen. Da der Auftraggeber in Österreich sitzt benötigt er vor Ort Support. Thomas ist gefragt worden, ob er ein halbes Jahr vor Ort sein könnte. Spannende Frage, die beinahe dafür sorgt, den Erfolg bis hierhin zu überschatten. Schon steht die nächste Herausforderung an. Ich kommentiere das nicht, sondern warte erst mal ab. Gleiches habe ich Thomas geraten; er soll seinen Erfolg genießen. Ich verdränge, was das bedeuten könnte.

Wieder ist eine Woche rum. Meinen Job an der Uni habe ich noch nicht begonnen; die Mühlen mahlen hier genauso langsam wie bei uns. Eigentlich gut für mich, habe ich doch noch einiges für den Berliner Kurs zu tun, der dank ausreichender Teilnehmerzahl statt finden wird.

Morgen, Samstag, werde ich wieder bei Anglicare arbeiten und Abends hoffentlich ein wenig den Blick auf das Meer genießen können. Das ist in dieser Woche zu kurz gekommen. Ich bin außer heute Abend und letzten Montag nur zum Einkaufen von etwas Essbaren vor der Tür gewesen. Den Rest habe ich am Rechner verbracht. Meine Nächte sind kurz und das Aufwachen morgens dehnt sich weiter in den Tag hinaus.

In zwei Wochen habe ich bereits meine Koffer gepackt und bin um diese Zeit einen Tag später schon in der Luft. Auf dem Weg in die Heimat. Mich ergreift ein Gefühl von Freude und Mulmmigkeit zugleich. Wie es wohl sein wird, als Besucher zurück zu kehren. Berlin aus einer anderen Perspektive erleben, zuhause sein und wahrscheinlich genau das brauchen, was in Australien im Regal steht.

Leute treffen, die ich lange nicht gesehen habe. Ich hoffe sehr, dass wir mehr als nur den Austausch über Geschehenes, kommunikativ bewältigen können. Wie schnell mir wohl die Puste ausgeht, alles immer wieder zu erzählen? Ich hoffe sehr, dass meine Blogeinträge den Großteil meiner "Informationspflicht" übernommen haben und wir andere Gesprächsthemen finden werden. Ich hasse Oberflächlichkeit und habe Sorge, dass für mehr nicht die Zeit ist.

Gerade dieser Satz bzw. die Verwendung dieser wenigen Worte ...nicht die Zeit... stimmt mich unzufrieden. So oft höre ich, habe keine Zeit usw. Ich habe an anderer Stelle dazu bereits geschrieben, was ich davon halte. Um so mehr muss und will ich mich in die Pflicht nehmen, über diesen Schwachpunkt hinaus zu kommen.

Was mich außerdem beschäftigt, ist die Frage, wann es und ob es wieder zurück geht in die Heimat. Wenn ich die Politik und den sich entwickelnden Arbeitsmarkt verfolge, denke ich, dass es eher schwieriger wird, nach Deutschland zurück zu kehren. Es wird wohl nur gehen, wenn einer von uns beiden ein Jobangebot hat. Wie alt dürfen wir sein, noch einmal zu beginnen? Wann ist der Zug abgefahren, ohne uns? Erwischen wir noch einmal den richtigen Augenblick?

Natürlich entscheiden wir in zwei Jahren unsere nächsten Schritte, vor allem wie es dann weiter gehen soll. Wenn ich daran denke, dass zu diesem Zeitpunkt die Lage in Deutschland noch schlechter geworden ist, wird mir schlecht. Wie schwer wird diese Entscheidung sein und welche Konsequenzen wird sie haben? Ich weiß, dass einige von Euch nun einen Schreck bekommen und denken, die kommen nie wieder. Ich möchte es, kann dennoch nicht sagen, wie es am Ende aussehen wird. Wovon ich ausgehe, dass diese Frage noch schwerer zu beantworten sein wird, als die Frage 2006, nach Australien zu gehen.

Wenn ich mir meine Lebensbiografie ansehen, dann habe ich so oft neu angefangen und so viel Neues gelernt. Wird sich das bis an mein Lebensende weiter ziehen? Wenn ja, dann weiß ich, dass es noch mal einen Umzug geben wird.

Wohin? Das steht noch in den Sternen.

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