Monday, September 25

Gedanklich abwesend

Neulich sagte eine Bekannte von mir, dass sie den Eindruck hat, dass ich nicht mehr wirklich hier bin und abwesend wirke. Das hat mir zu denken gegeben. Ich weiß nicht, ob andere diesen Eindruck bestätigen können. Diese Rückmeldung beschäftigt mich nun schon seit drei Tagen.

In der Tat bewegen sich meine Gedanken nun wieder mehr nach Perth. Täglich zähle ich nach dem Aufwachen die Tage und schneide den Kalendertag imaginär ab. Er wird stetig kürzer und um so präsenter wird meine Zukunft. Die Angst hat zurzeit Pause. Ich mache mir keine großen Sorgen, was ich in Perth zu tun haben werde. Meine Ideen entwickeln sich und machen mir Mut. Manchmal denke ich schon, ob ich das alles, was ich mir vornehme, auch zu schaffen ist. Meine freiberuflichen Tätigkeiten hier in Berlin sind für's erste abgeschlossen. Der Kurs für das nächste Jahr in Berlin ausgeschrieben. Am Freitag habe ich ein Projekt abgeschlossen und mich gefreut, diese intensive Erfahrung mit dem interkulturellen Team noch vor Austtralien machen zu dürfen. Der Migrationshintergrund dieser Berater hat mir bei der Bearbeitung ihrer Fälle viele Anregungen und Übertragungen eröffnet. Mein Blick ist geschärft. Die Linse ist geweitet und versucht, noch mehr zu erfassen, als vorher zu sehen war. Um so gespannter bin ich, wenn ich dann vor Ort als Ausländer leben werde und welche Erfahrungen sich einstellen.

Werde ich anders? Auch das ist nicht abwegig. Wir haben neulich schon gesagt, dass ich einen Verhaltensbogen führen sollte (im regelmäßigen Abstand), um Veränderungen nicht nur schleichend zu übernehmen, sondern bewusst erkennen zu können. Was könnten das für Fragen sein?: Lache ich weiter viel? Werde ich ein Pessimist? Wie gehe ich mit Abhängigkeit um? Bleibe ich individuell, oder gehe ich in der Einheitsmasse unter? Gebe ich Männern die Hand? Was tue ich, wenn ich ignoriert werde? Was ziehe ich an? Bleibt meine Angst vor den Tieren? Schreie ich laut, wenn ich eine Spinne sehe? Gehe ich ins Meer? Fühle ich mich einsam? Fehlt mir die Heimat? Wie verändert sich mein Tagesrhythmus? usw. Das ist hier eine lose Sammlung erster Fragen, die mir hier beim Schreiben in den Sinn kommen (ohne jeden Anspruch auf Wissenschaftlichkeit/Tiefgründigkeit). Aber ich kenne mich, diese Fragen werden Anlass sein, sie zu vertiefen und viel konkreter zu formulieren. Wieder eine Aufgabe mehr, die ich in Australien zu tun habe. Mein Fragebogen zur Lebenszufriedenheit steht bereits im Regal in Perth. Der wird nach meiner Ankunft in Perth gleich ausgefüllt.

Thomas war dieses Wochenende 300 km südlich von Perth unterwegs und im Team sportlich aktiv. Welche Höhlen und welche Strecke er mit dem Rad bewerkstelligen musste weiß ich zu dieser Zeit noch nicht. Ich hoffe, dass ich demnächst diese Lücke auch hier im Blog füllen kann.


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