Tuesday, September 12

Es muss nicht immer Kaviar sein

Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass ich mich derzeit um meine Unterlagen für die berufliche Anerkennung in Australien bemühe. Das ist eine nervenaufreibende und kräftezehrende Angelegenheit. Für den interessierten Leser hier mal ein Einblick:

Diplomzeugnisse: Kopien amtlich beglaubigen lassen und von einem in Australien anerkannten Dolmetscher übersetzen lassen. Es gibt dafür in Berlin eine Anlaufstelle, die die Unterlagen prüft, einscannt, per Mail nach Neuseeland (zum Übersetzer) schickt und dann natürlich die Kosten einstreicht.

Äquivalenzbescheinigungen: Damit auch alles gut geht (und das ist nicht mal eine Garantie für die Gleichstellung) habe ich von meinem Berufsverband, von der TU und von der Kultusministerkonferenz nun drei Bescheinigungen dieser Art. Kurios daran ist, dass jede dieser Instanzen unterschiedliche Studienzeiten angibt. Die sollten sich mal abstimmen. Für mich gut, denn damit kann ich mir das Beste raussuchen. In einem sind sie sich einig: Aus Diplom-Psychologin wird Master of Science in Psychology.
Academic Transcript: Es ist falsch gedacht, dass dies bisher Genannte ausreicht. Ich muss ein sogenanntes Transcript von meiner Uni (TU Berlin) abgestempelt haben, in dem alle meine Seminare, Vorlesungen, Praktika etc. mit deren Veranstaltungsnummern sowie Namen der Dozenten/Professoren, zu den Semestern zugeordnet aufgeführt sind. Da ich im September 2001 fertig geworden bin, musste ich mein Gedächtnis zunächst kräftig bemühen, um 6 Jahre Studium so fein aufzugliedern. Die Uni macht das natürlich nicht. Sie will ja auch erst international werden. Also war das meine Aufgabe. Mittlerweile habe ich auch das geschafft und dafür wohl 2 Monate gebraucht. Den Stempel erhalte ich nicht. Nachdem ich zunächst das Prüfungsamt bemühen wollte und dort nicht unterstützt wurde, habe ich die gesamte Uni und deren Verwaltungen angerufen bzw. aufgesucht, um einen Stempel zu erhalten. Ohne Erfolg.
Diplomarbeit: Es nimmt kein Ende. Nicht, dass ich lediglich den Titel, das Inhaltsverzeichnis, die Bestätigung der Professoren und die Zusammenfassung übersetzen lassen muss. Nein, ich muss nun auch noch die Wörter zählen, die die Diplomarbeit beherbergt. Das Ganze wird dann vom oben genannten Übersetzer in die englische Sprache übertragen. Jede einzelne Seite davon muss einen Stempel der Richtigkeit aufweisen.
Außerdem: Benötige ich schriftlich von zwei Personen die Aussage, dass ich über einen guten Charakter verfüge. Dieses muss notariell beglaubigt sein (ein polizeiliches Führungszeugnis hätte aus meiner Sicht gereicht). Eine eidesstattliche Erklärung meinerseits über die Richtigkeit meiner Angaben sowie diverse Bestätigungen von Supervisoren, die mich supervidiert haben. Und selbstverständlich mein Lebenslauf sowie zwei Referenzpersonen, die im Notfall angerufen werden können.
Das Ganze geht an den australischen Berufsverband APS, der das Assessment meiner Oversea-Qualification vornimmt.
Erst danach muss und kann ich mich beim Psychboard, das ist die Registrierungsstelle in Australien, für eine Registrierung bewerben. Ob die dann das Ergebnis des APS (hoffentlich positiv und ohne Auflagen) übernehmen, ist dahin gestellt.
Die Summe des emotionalen Stresses, der damit verbunden ist/war, ist unbezahlbar. Zum Glück weiß ich, was ich beim APS und beim Psychboard bezahlen muss. Hoffentlich kein Leergeld, denn eine Garantie auf Einstufung gibt es nicht. Das Geld für die Anträge wird nicht rückerstattet, wenn meine berufliche Qualifikation nicht anerkannt wird.

Schöne Aussichten.

Es muss eben nicht immer Kaviar sein, um andere Menschen zu beeindrucken.

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