Sunday, July 22

Classical concert

Ein Jahr leben wir in unserem Häuschen als Muggels. Zauberhaftes lässt sich nicht berichten, alles ist real. Harry Potter, das letzte Band?, liegt seit heute zum Verkauf aus. Ich habe mir den Zauber noch nicht ins Haus geholt. Es bleibt menschlich.

Unseren ersten Klassikkonzert Besuch haben wir genossen und sind wieder um einen Eindruck reicher. Viele Plätze waren leer, obwohl heute Samstag ist. Das Konkurrenzprogram, Football, spaltet das Publikum und zwingt den Perthianer zu "tiefgreifenden" Entscheidungen.

Simone Young, gerade in Hamburg als Generaldirektorin und Operintendantin tätig, dirigiert das West Australian Symphony Ochestra und stöckelt tänzelnd auf ihrem Platze. Die Musiker gehorchen auf jedes Signal. Ungewöhnlich, eine Frau mit einem Dirigtenstab. Haben wir auch noch nicht gesehen. Ihre Haare trägt sie offen, sie bewegen sich bei jeder kraftvollen Bewegung und müssen anschließend wieder hinter das Ohr gestrichen werden.

Das Orchester stimmt noch, als wir eine Minute vor Beginn unseren Platz einnahmen. Mir fällt dazu ein: Ich habe sie nicht gezählt und warte gespannt, wie viele noch kommen.

Sie sitzen brav und kommen zur Ruhe, das Licht wird gedämmt, der Hauptgeiger erhebt sich und fordert zu einem letzten musikalischem Durcheinander an. Dann setzt er sich und Frau Young kommt. Das erste Stück von Henze, einem deutschen Komponisten. Der Eindruck, dass noch immer etwas nicht stimmt, bleibt bestehen. Das Stück hört sich an, wie gemacht für das allerletzte Stimmen. Wo ist der Dirigent? Und schon ist das erste Häppchen geschluckt, steht das Orchester auf, es wird geklatscht, die Dirgitentin verlässt den Raum. Schon Pause? Nein, Eben ein anderes Zeremoniell.

Dann kommt der Starsolist, der eigentlich eine Frau sein sollte. Han Nan Chang war krank und von einem russischen Pianistin glanzvoll ersetzt. Er spielt sich die Seele aus dem Leib, die Dirigentin schüttelt ihr Haar und das Orchester pflegt ihre Bewegungen. Grandios. Danach sind 45 Minuten Spielzeit um, eine Zugabe des Pianisten folgt und anschließend Pause. Wir stehen an und bekommen dann mit, dass wir nicht an der Bar für Wein stehen, sondern für Kaffee. Wir treten aus der Schlange heraus und ergattern ein Schlückchen herrlichen Rotweins, den wir am Ende schnell austrinken müssen, weil die Pause bereits rum ist. Auf dem Weg zurück ein paar deutsche Stimmen im Hintergrund. Wir outen uns nicht.

Die letzte Hälfte beginnt schwer und endet mit einem letzten Ton. Um 22.00 ist alles vorbei. Unsere Seele ist satt, unser Magen nicht. Wir stellen fest, dass wir zwei Abende bereits auf Abendbrot (unbewusst) verzichtet haben und entscheiden uns, ein Restaurant in der Stadt aufzusuchen, um auch dieses Bedürfnis zu befriedigen. In Berlin absolut kein Problem, noch einzukehren und zu essen. Hier ist es eine Herausforderung, noch etwas serviert zu bekommen. Doch schon beim zweiten Anlauf haben wir Glück und lassen den Abend ausklingen.

Unsere Zigaretten sind aus, was für ein Jammer. Wäre das doch schön, beim einem letzten Tröpfchen Roten zu Hause, diesen Abend zu beenden. Doch, wie ein Zauber, erscheint unsere Nachbarin und wir sind gerettet.


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