Sunday, July 1

Jahrestag - Der Blick zurück oder nach dem ersten Jahr,

26.06.2007
Eeinige werden sich wundern andere wiederum werden es gar nicht wissen, dass ich bisher noch nicht einen Eintrag ins Tagebuch geschrieben habe. Das Ganze fing ziemlich genau vor einem Jahr an, wir saßen in unsere Unterkunft- Sorrento Beach Ressort – nachdem wir am 26.06.06 in Perth gelandet sind. Auf einmal war alles anders, das ganze Leben hatte sich mit einem Schlag komplett in eine andere Richtung gedreht, in eine Richtung 15,000 km südwestlich von unserer bisherigen Heimat, nach Perth, Westaustralien. Es überrascht mich manchmal noch selbst, woher ich diesen Antrieb und Mut genommen habe diesen Schritt doch letztendlich zu gehen.

Nun sitze ich hier in unserem gemieteten Haus, in dem wir nun schon fast ein Jahr wohnen, Regina ist gestern wieder nach Deutschland geflogen und sitzt wahrscheinlich gerade in Dubai und wartet auf ihren Anschlussflug nach Hamburg. Ja, ich sitze hier wieder einmal auf gepackten Kisten, denn wir müssen in ein paar Wochen unsere bisherige Bleibe wieder verlassen und eine neuen suchen, so ist das hier, wenn man sich hier als Mieter niederlässt, anyway.

Wende ich den Blick zurück auf die Ereignisse des vergangenen Jahres, so ist, wie man sich denken kann, eine Menge passiert- Gutes und nicht so Gutes.

Gut ist, dass ich den Schritt gemacht habe auch wenn es mich viel Kraft gekostet hat.

Gut ist, dass ich sehr viele Erfahrungen gemacht habe, die ich anderenfalls nicht gemacht hätte- neue Arbeit, neue Kollegen und Arbeitsbedingungen, ein eigenes Projekt nach ca. 4 Wochen, eine echte Herausforderung inhaltlich und natürlich auch sprachlich.

Gut ist, dass ich hier eine Menge Leute kennen gelernt habe.

Schlecht ist, dass es leider zu „Australiern“ kaum privaten Kontakt gibt und wenn überhaupt begrenzt sich dieser auf bestimmte Ereignisse wie mein Radfahren, Laufen oder Segeln aber immerhin würde ich dann sagen, oder?

Nicht so gut ist, dass ich über meine Arbeitsbedingungen etwas enttäuscht bin, es sind doch einige Dinge nicht so wie ich sie mir vorgestellt habe.

Gut ist, dass ich mir bisher einen ziemlich guten Stand auf Arbeit erarbeitet habe, ich habe in ca. 4-5 Projekten gearbeitet, davon eines mit einem neuen Kunden für die Firma beenden können. Dieses Projekt hat mir einen 2wöchigen Europaaufenthalt beschert, auch nicht schlecht.

Gut ist, dass ich bisher recht viel Sport gemacht habe. Schlecht ist, dass ich im Moment ein wenig weich bin samstags um 5:30 am aufzustehen um zum Radfahren zu starten, weil es doch recht kühl und dunkel ist um diese Zeit in Westaustralien ;-( - wer hätte das gedacht.

Schlecht ist, dass ich doch manchmal an akutem Heimweh „erkranke“, dass ich nicht zum Kaffee nach Hause fahren kann um meine Familie zu sehen, dass ich Berlin vermisse, dass ich unser altes Team vermisse und das „herzlichen“ Zusammensein, jeder Betroffenen wird wissen was ich meine. Mir fehlt die Möglichkeit, am Sonntagabend durch die Berliner Altstadt zu spazieren und den Duft der Geschichte einzuatmen, mir fehlt das spontane Zusammensitzen mit den Eisi´s, das Treffen mit Freunden (auch wenn kaum noch einer in Berlin lebt), das regelmäßige Klettern mit Göran und Steffan, der Saunabesuch in der eigenen Wohnung und dabei zu beobachten wenn draußen der Schnee (!) fällt und die Flugzeuge auf oder von Tegel fliegen und dabei von Australien zu träumen!! – hier schließt sich der Kreis und es ist gut so wie es ist.

Ja, natürlich hatten wir schon die Diskussion, was denn wäre, wenn wir hier wieder die Zelte abbrechen und wieder nach Deutschland zurück gehen, besonders in der Zeit als ein paar Sachen auf der Arbeit nicht so waren wie ich es mir gedachte hatte, oder als Regina keine Arbeit bekommen konnte, oder als uns nun gerade die Unterkunft gekündigt wurde. Zurück, wohin ist zurück, ich kann die Frage nicht beantworten, noch nicht!

Nicht gut ist, dass der Kontakt zu eigen Freunden und ehemaligen Arbeitskollegen (ich dachte, dass dabei auch Freunde waren) nicht zustande gekommen ist oder massiv eingeschlafen ist.

Der Gedanke, dass ich dieses ganze „Abenteuer“ fast nicht angetreten hätte macht mich stolz es doch und entgegen allen Widerstandes – von innen und außen- gemacht zu haben. Eines steht jedenfalls fest, es ist der größte Schritt den ich in meinem bisherigen Leben getan habe und fest steht, dass ich dies wahrscheinlich nicht getan hätte, hätte ich nicht so eine wunderbare Frau, die alles für den Schritt aufgegeben hat, obwohl es für sie noch weniger Grund dafür gab als für mich, danke Regina.

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