Wednesday, May 7

Neues vom Feld

Habe ich eigentlich schon von meinen aktuellen Klienten berichtet? Nein, denn das könnte ich noch erinnern. Hier also ein sogenanntes update.

Männlicher Klient, 26 Jahre, erscheint um über das bingedrinking zu sprechen. Das ist in Deutschland gerade auch in der Presse. Die jungen Leute trinken bis der Arzt kommt, vor allem das Wochenende über. So etwas passiert auch in Australien und ist ebenfalls ein auffallendes Problem. Manchmal erkennen sie, dass es ein Problem werden kann. So geschehen bei diesem Klienten. Der Kater am Montag ist so kräftig, dass Uni schon mal ausfällt. Nach 20 Minuten höre ich dann das folgende Anliegen: Ist Masturbation auch ein Problem? Fragt mich der Klient. Ich war vorbereitet auf diese Frage, denn eine Kollegin hat ihn netter Weise zu mir überwiesen. Ich wartete gespannt, wann er wohl damit raus rückt in unserer Sitzung. Mutig, wie ich finde. Was soll ich sagen, also frage ich meine Fragen und stelle fest. Ja, es ist ein Problem. Sechsmal am Tag und dafür die Vorlesung verlassen, kann ein Problem werden. Ich frage mich insgeheim, wie das geht. Da kommt doch nichts mehr? Entschuldigung für meine unprofessionelle Frage, die ich natürlich nicht von Angesicht zu Angesicht stelle.

Klientin, 23 Jahre, aus China. Sie haßt Perth und kann sich nicht einleben. Sie ist ein Einzelkind, wie die meisten in China. Verfolgt vom elterlichen Druck und den Erwartungen, die an sie gerichtet sind, lassen sie verwzeifeln. So überdenkt sie jeden Gedanen, jeden Tipp, jeden Rat etc. Dass das erschöpfend ist muss ich nicht noch hervor heben. Heute brachte sie Verstärkung mit. Wegen der Sprache. Und so fand ich mich in einem Setting wieder, in dem ich Mandarin (Chinesisch) gehört habe. Ich habe kein Wort verstanden. Netterweise hat die Begleitung brav übersetzt. Was machen die Leute hier, die nicht englisch sprechen können? Und was sie macht dieses Mädchen hier an der Uni?

Das Schlafen unter dem Schreibtisch und andere Probleme habe ich dank Mediation zu einer Einigung bringen können. Ich hatte wohl schon darüber berichtet. Nach 1,5 Stunden war alles gesagt und ein Vertrag unterschrieben. Mal sehen, wie das in 4 Wochen ist, wenn ich die beiden Damen anrufe und frage, wie es aussieht unter dem Schreibtisch.

Und unter uns Professionellen bzw. zwischen uns und unserem Chef brodelt es. Ein Konflikt tut sich auf und es bleibt spannend, wie wir das gelöst bekommen. Deutlich wird, dass Entscheidungsoptionen eindeutig schwarz oder weiß gefärbt sind und die Kollegen wenig erfahren im Adressieren ihres Unmuts sind. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht instrumentalisieren lasse. Dank meiner Herunft und der Gabe, Konflikten in die Augen zu sehen.

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