Sunday, June 27

This is it

Gestern, am 26. Juni sind wir vor genau vier Jahren in Perth angekommen. Die Tage bevor haben wir oft daran gedacht und dann irgendwie doch dieses Jubilaeum 'verpasst'. Wir haben nicht bewusst darueber gesprochen, uns erinnert oder Aehnliches. Dem Zufall, mehr oder weniger, haben wir zu verdanken, dass wir am Abend ausgegangen sind. Thomas hatte zu seinem runden Geburtstag Karten fuer das 'Drum Tao' bekommen, welches wir gestern in der Perth Concert Hall sehen und erleben durften. Was fuer eine Energie, die da ueber die Buehne zu uns geschwappt ist, unglaublich. Waehrend die erste Haelfte eher dem Eingewoehnen galt, sorgte die zweite Haelfte fuer atemlose und vibrierende Power. Wir haben anderthalb Stunden japanischen Trommlern zu gehoert und zu gesehen; ein bisschen Flair von Geishas und traditioneller Musik in die Moderne uebertragen. Absolut fantastisch. Somit wurde diesem besonderen Tag ein Zeichen gesetzt. http://www.drum-tao.com/en/about/

Unser Leben hier hat sich eingewoehnt in die alltaeglichen Strukturen und Systeme. Mitunter ganz gewoehnlich wie ueberall auch und manchmal eben doch sehr besonders. Wenn wir kein neues Visum haetten, waere das jetzt die Zeit, wieder aufzubrechen und zu gehen. Jedoch ist es anders gekommen, welchen Grund das auch immer hat. Unsere Gedanken rutschen haeufig ab in die Zukunft und unsere Ideen, wo wir sein wollen. Noch immer ist das zwiespaeltig und foerdert kein klares JA zu Australien. Die Familiensehnsucht, die Vertrautheit mit dem Urgewohnten sowie das grosse Stadtleben kehren oft zurueck in Gedanken.

Unseren letzten Aufenthalt in Deutschland haben wir genossen, ausgekostet und jeden Moment aufgesogen. Familie, Freunde, Reisen, Feiern und und und sind immer noch verlaessliche Groessen in diesm Dschungel. Wenn wir dann zurueck sind in Perth, ist der Wunsch zurueck zu gehen am Staerksten und auch die Argumente. Was finden wir nicht alles, um die Zelte hier abzubrechen und neu zu beginnen. Doch dann kommen das Meer, die Sonne und der Alltag hier schneller zurueck und beginnen alles wieder in eine Art Gleichgewicht zu bringen. Es bleibt muessig.

Thomas Geburtstagsfeier war definitiv ein besonderes Highlight in diesem Jahr. Ueberwaeltigend die vielen Ueberraschungen und tief beeindruckend der Aufwand, den Freunde auf sich genommen haben, um dabei sein zu koennen. All das ist nun im Gedaechtnis und einiges davon in Bildern und Buechern verankert. Vergessen koennen wir das nicht.

Hier ist der Winter eingekehrt mit Temperaturen um den Nullpunkt in der Nacht und am fruehen Morgen. Der Stromzaehler arbeitet auf Hochtouren und rechnet ab, mit unserem Kaalteempfinden. Immerhin gibt es wenigstens etwas, womit man sich waermen kann; ueber diese Art von Energieverschwendung mag ich jedoch nicht nachdenken.

Waehrend ich schreibe, duest Thomas mit dem Mountainbike in den Huegeln rum und hat hoffentlich etwas Spass. Ich habe mich der Arbeit gewidmet, die Ueberhand nimmt und mich unter Druck setzt. Ich freue mich auf das kommende Wochenende, denn da ist eine Huerde wieder geschafft und mehr Entspannung moeglich.

Auf Arbeit geht es stetig voran. Neue Projekte und enttaeuschende Entscheidungen faerben meinen Alltag. Ein grossartiges Projekt, an der Uni ein neues Beschwerdemanagement einzufuehren, droht zu kippen. Es ist nun sehr formal geworden und die Person, die jetzt die Leitung dafuer uebernommen hat, ist alles andere als verstaendnisvoll. Die Umgangskultur wird sich nun definitv nicht aendern und die Chance gerade das zu tun, ist so eben mal vom Tisch gewischt. Es ist nun kein blosser Gedanke und Eindruck mehr, wie hier mit tiefer gehenden Prozessen und Entwicklungen umgegangen wird. Wenn der Druck zu hoch ist, wird mal eben einer abgesetzt und ein Neuer uebernimmt. So wie in der Regierung geschehen. Thomas meint, dass das in Deutschland nicht anders ist. Habe ich das vergessen? Ich erinnere, dass unfaehige und untrainierte Leute an den Hebeln der Macht sitzen. Bin ich naiv zu glauben, dass die Art und Weise des Umgangs mit Problemen dennoch eine andere ist? Werden diese Leute auch so schnell vom Stuhl gekickt und eben mal so ersetzt? Stoff fuer Nachtdiskussionen; nur leider gibt es hier wenig Moeglichkeiten darueber zu philosphieren. Irgendwie scheint das keinen zu interessieren. Muss mein Hirn also alleine weiter gruebeln.

Nur noch ein Nachwort zu der neuen Person an der Uni, die das Beschwerdemanagement umkrempelt. Es gibt 12 Faelle, in denen sie des Mobbings beschuldigt wurde und ein Selbstmord aufgrund des Mobbings. Das ist nicht rein interpretiert, sondern das sind harte Fakten. Unser Chef und meine Teamleiterin sind zur Unterstuetzung in dieses Arbeitsteam gegangen, nachdem die Nachricht eine Schockwelle ausgeloest hat. Meine Teamleitern erzaahte, wie entsetzt sie war, als diese besagte Peron (noch einmal bemerkt Fakultaetsleiterin und Ursache!) das mal eben so abgetan hat und es nicht fuer notwendig erarchtet hat, am Debriefing teilzunehmen. Welche Zeichen werden mit solchen Entscheidungen damit gesetzt? Es ist eine Einladung an all diejenigen, die aehnlich mit ihren Kollegen umgehen und ein Freifahrtsschein ohne Konsequenzen.

Und dann sehen wir die Mitarbeiter der Uni taeglich, sich darueber beschwerend, leidend und im Stress, der erhebliche gesundheitliche Folgen hat. Was sollen wir denen vermitteln, was soll ich in all den Trainings zum Thema Konflikte und co tun, um die Leute in Handlungsfaehigkeit zu bringen, fuer sich gerade zu stehen, das Gelernte anzuwenden etc? So bleibt der Ansatz der Achtsamkeit und das Lernen im Hier und Jetzt zu sein, das Lernen, gesunde Entscheidungen zu treffen und die Aufmerksamkeit zu managen. Eine grosse Herausforderung, denn unser Umfeld ist gepraegt vom Rationalen und wenig achtsamen Umgang miteinander.

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